rechtegewalt

Data source: Verschiedene Organisationen und Projekte

Custom SQL query returning 16 rows (hide)

Query parameters

iddescriptiondateurlrg_idcitycountychronicler_nametitlefactumsmotivespostal_codestatelatitudelongitudeaddressageofficialtagscontextsorig_countyorig_citycountryorig_addressdistrictstreethouse_numberpoint_geom
2677 Auf dem Gelände der Realschule in der Goldbergstraße wurden mit weißer und schwarzer Farbe Hakenkreuze und andere Schmierereien angebracht und mehrere Steinplatten vom Dach der Schule geworfen. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.leuchtlinie.de/chronik/?page=15 leuchtlinie-eef4eef8b1adfdd63a9a6be660468b18 Sindelfingen Böblingen LEUCHTLINIE Hakenkreuz-Schmierereien     71063 Baden-Württemberg 48.70789 9.00197             Sindelfingen Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00p%;6\x02\x01"@-\x95\xb7#\x9cZH@p%;6\x02\x01"@-\x95\xb7#\x9cZH@|\x01\x00\x00\x00p%;6\x02\x01"@-\x95\xb7#\x9cZH@\xfe'
2678 Die Moschee wurde am Abend mit Hakenkreuzen und rechtsradikalen Parolen beschmiert. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.leuchtlinie.de/chronik/?page=15 leuchtlinie-c07755eb0f19ab2bbf511ead12072de1 Emmendingen Emmendingen LEUCHTLINIE Hakenkreuz-Schmiererei an Moschee     79312 Baden-Württemberg 48.12086 7.8495             Emmendingen Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xd9\xce\xf7S\xe3e\x1f@\x81\xb2)Wx\x0fH@\xd9\xce\xf7S\xe3e\x1f@\x81\xb2)Wx\x0fH@|\x01\x00\x00\x00\xd9\xce\xf7S\xe3e\x1f@\x81\xb2)Wx\x0fH@\xfe'
10596 Ein 37-jähriger Mann wird im Hausflur in der Naunynstraße von einem 32-jährigen Nachbarn aus antisemitischer Motivation beleidigt und bespuckt. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.reachoutberlin.de/de/content/berlin-kreuzberg-134 https://www.reachoutberlin.de/de/content/berlin-kreuzberg-134 Berlin Berlin ReachOut       10963 Berlin 52.49382 13.38358           Berlin Berlin-Kreuzberg Deutschland   Kreuzberg     b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xa3\xcc\x06\x99d\xc4*@,\x0eg~5?J@\xa3\xcc\x06\x99d\xc4*@,\x0eg~5?J@|\x01\x00\x00\x00\xa3\xcc\x06\x99d\xc4*@,\x0eg~5?J@\xfe'
13670 Ein*e unbekannte Täter*in sendet eine verhetzende E-Mail an eine Moschee in Bremen-Gröpelingen und droht mit einem Anschlag. Ein*e unbekannte Täter*in sendet in den Mittagsstunden des 19.02.20 eine E-Mail an die Fatih-Moschee in Bremen-Gröpelingen. Die E-Mail enthält neben rechtsextremen und verhetzenden Inhalten auch eine Bombendrohung. Der*Die Täter*in kündigt in dem Schreiben einen Bombenanschlag in den Morgenstunden des 20.02.20 an der Moschee in der Stapelfeldstraße an. Einsatzkräfte der Polizei finden bei der anschließenden Durchsuchung des Moschee-Geländes keine Hinweise auf eine Bombe. Ort: Bremen-Gröpelingen 2020-02-19 00:00:00.000000 https://keine-randnotiz.de keinerandnotiz-157 Bremen Bremen Keine Randnotiz Rechtsextreme Bombendrohung gegen Moschee Propagandadelikt, Bedrohung Faschismus / NS, Antimuslimischer Rassismus 28237 Bremen 53.1112 8.75415 Stapelfeldtstraße 9           Bremen Deutschland Stapelfeldtstraße 9 Gröpelingen Stapelfeldtstraße 9 b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x8a\x8e\xe4\xf2\x1f\x82!@X\xa85\xcd;\x8eJ@\x8a\x8e\xe4\xf2\x1f\x82!@X\xa85\xcd;\x8eJ@|\x01\x00\x00\x00\x8a\x8e\xe4\xf2\x1f\x82!@X\xa85\xcd;\x8eJ@\xfe'
14313 Auf eine kommunale Unterkunft für Geflüchtete wurde ein Brandanschlag verübt. In der Nacht gegen 3:50 Uhr entdeckten Bewohner*innen ein Feuer vor einem Fenster der Einrichtung. Die Bewohner*innen konnten das Feuer löschen. Ein 43-Jähriger erlitt dabei leichte Brandverletzungen. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung und schaltete den polizeilichen Staatsschutz wegen eines möglichen politischen Tathintergrundes ein. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.opferberatung-rheinland.de/chronik-der-gewalt/detail/19220-soest https://www.opferberatung-rheinland.de/chronik-der-gewalt/detail/19220-soest Soest Soest Opferberatung Rheinland       59494 Nordrhein-Westfalen 51.57251 8.10831             Soest Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xd6\xa8\x87ht7 @\x05Q\xf7\x01H\xc9I@\xd6\xa8\x87ht7 @\x05Q\xf7\x01H\xc9I@|\x01\x00\x00\x00\xd6\xa8\x87ht7 @\x05Q\xf7\x01H\xc9I@\xfe'
15903 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete ein Rechtsterrorist am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/goekhan-gueltekin/ aas-trg-post-54737 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Gökhan Gültekin     63450 Hanau 50.13541 8.91644   37 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15904 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sedat-guerbuez/ aas-trg-post-54741 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Sedat Gürbüz     63450 Hanau 50.13541 8.91644   29 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15905 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/said-nesar-hashemi/ aas-trg-post-54751 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Said Nesar Hashemi     63450 Hanau 50.13541 8.91644   21 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15906 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mercedes-k/ aas-trg-post-54757 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Mercedes Kierpacz     63450 Hanau 50.13541 8.91644   35 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15907 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/hamza-kurtovic/ aas-trg-post-54761 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Hamza Kurtović     63450 Hanau 50.13541 8.91644   22 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15908 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/vili-viorel-paun/ aas-trg-post-54765 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Vili Viorel Păun     63450 Hanau 50.13541 8.91644   22 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15909 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/fatih-saracoglu/ aas-trg-post-54769 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Fatih Saraçoğlu     63450 Hanau 50.13541 8.91644   34 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15910 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ferhat-unvar/ aas-trg-post-54773 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Ferhat Unvar     63450 Hanau 50.13541 8.91644   22 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15911 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kaloyan-velkov/ aas-trg-post-54777 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Kaloyan Velkov     63450 Hanau 50.13541 8.91644   33 Jahre 1       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
15912 Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Nach der Tat flüchtete der Täter in seine Wohnung. Dort erschoss er seine Mutter Gabriele Rathjen und anschließend sich selbst. Aus welchen Motiven der Täter seine Mutter ermordete, ist nicht geklärt. Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass sie aus misogynen Motiven ermordet wurde. Auch wenn Gabriele Rathjen nicht das eigentliche Ziel der grausamen Tat war, wurde sie doch im unmittelbaren Zusammenhang mit dem rechtsterroristischen Anschlag ermordet. Wir führen sie deshalb in unserer Chronik der Todesopfer rechter Gewalt. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische und verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/gabriele-rathjen/ aas-trg-post-54781 Hanau Main-Kinzig-Kreis Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung Gabriele Rathjen     63450 Hanau 50.13541 8.91644   72 Jahre 0       Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
17065 Bei einem rechtsterroristischen Anschlag wurden neun Menschen in drei Bars, einem Kiosk und auf einem Parkplatz aus rassistischen Motiven getötet. Der Täter tötete anschließend seine Mutter und sich selbst. 2020-02-19 00:00:00.000000 https://hessenschauthin.de/chronik/ hsh-3184 Hanau Main-Kinzig-Kreis response. neun Menschen durch rechtsterroristischen Anschlag getötet     63450 Hessen 50.13541 8.91644             Hanau Deutschland         b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'
Powered by Datasette · Query took 25.807ms · Data source: Verschiedene Organisationen und Projekte