{"id": 15803, "description": "Vier Rechtsextremisten \u00fcberfallen in der Nacht zum 24. Mai 2000 im Berliner Bezirk Pankow den Sozialhilfeempf\u00e4nger Dieter Eich in seiner Wohnung. Der 60-J\u00e4hrige wird zun\u00e4chst von den betrunkenen Neonazis brutal zusammengeschlagen, sp\u00e4ter kamen die T\u00e4ter zur\u00fcck und erstachen den 60-J\u00e4hrigen mit einem Jagdmesser. Als Motiv nennen die T\u00e4ter \u201eeinen Assi klatschen\u201c. Polizei und Staatsanwaltschaft teilen erst drei Monate nach dem Verbrechen mit, dass die T\u00e4ter der rechten Szene zuzuordnen sind. Der Hauptt\u00e4ter Ren\u00e9 R. prahlte bis zur Festnahme im Bekanntenkreis mit der Tat. Bei der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass einer seiner Komplizen ihn nach dem Mord mit den Worten \u201edas hast du gut gemacht, der musste weg, der war asozialer Dreck\u201c, gelobt hatte. Im M\u00e4rz 2001 wurden die vier Angreifer zu Haftstrafen von f\u00fcnf bis dreizehn Jahren verurteilt. Das Gericht stufte den Mord als eine Verdeckungstat ein, um den Gewaltexzess an Dieter Eich zu vertuschen. Somit wurde der Mord nicht als politsich motiviert eingestuft, sondern \u201enur\u201c die Schl\u00e4ge und Tritte der T\u00e4ter.\n\nDer ideologische Kontext der T\u00e4ter h\u00e4tte bei der Urteilsfindung eine st\u00e4rkere Ber\u00fccksichtigung finden m\u00fcssen, wird durch diesen doch die Hemmschwelle zum Mord an einem Menschen gesenkt.\n\nDie Initiative \u201eNiemand ist vergessen\u201c bem\u00fcht sich um einen Gedenkstein f\u00fcr Dieter Eich und engagiert sich gegen die soziale Ausgrenzung von sozial benachteiligten Menschen und Obdachlosen. Als Mahnung an die brutale Tat an Dieter Eich hat die Initiative auch einen Film gemacht, der noch einmal eindringlich das furchtbare Geschehen an jenem Tag beleuchtet.\n\nDer Innensenator Berlins, Frank Henkel, stufte die Tat im Dezember 2011 nicht als PMK-rechts ein, da unter anderem \u201eT\u00e4ter und Opfer miteinander bekannt\u201c waren. Nur weil \u201esich Opfer und T\u00e4ter kannten\u201c, eine rechtsextreme Motivation auszuschlie\u00dfen, ist nicht nachvollziehbar. Dieter Eich wurde Opfer dieser furchtbaren Tat, weil er als Sozialhilfeempf\u00e4nger in den Augen der Neonazis als \u201easozial\u201c galt. Dieter Eich wurde somit eindeutig aus einer sozialdarwinistischen Motivation heraus get\u00f6tet.\n\nNachtrag: Dieter Eich wurde nach einer ausf\u00fchrlichen Untersuchung durch Wissenschaftler*innen des\u00a0Zentrums f\u00fcr Antisemitismusforschung\u00a0(PDF-Dokument)\u00a0der Technischen Universit\u00e4t Berlin unter der Leitung von Michael Kohlstruck als Todesopfer rechter Gewalt nachgemeldet.", "date": "2000-05-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dieter-eich-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38759", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Dieter Eich", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "60 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15804, "description": "Am 31. Mai 2000 wird der 22-j\u00e4hrige Punk Falko L\u00fcdtke in Eberswalde (Brandenburg) von dem 27-j\u00e4hrigen Rechtsextremen Mike B. vor ein Taxi gesto\u00dfen und von diesem t\u00f6dlich erfasst. Im Vorfeld trafen die beiden an einer Bushaltestelle aufeinander. Falko L\u00fcdtke stellt Mike B. wegen dessen Hakenkreuzt\u00e4towierung an seinem Hinterkopf zur Rede. Als der Bus kommt, steigen sie ein und f\u00fchren ihre Diskussion \u00fcber Mikes B.s rechte Gesinnung fort. An der Haltestelle Spechthausener Stra\u00dfe verlassen beide den Bus. Der Streit eskaliert und sie beginnen sich zu pr\u00fcgeln. Schlie\u00dflich schl\u00e4gt Mike B. Falko L\u00fcdtke massiv auf den Brustkorb, infolgedessen der 22-j\u00e4hrige in Richtung Stra\u00dfe f\u00e4llt. Ein vorbeifahrendes Taxi erfasst ihn mit voller Wucht: Er wird hoch geschleudert und bleibt auf der Stra\u00dfe liegen. Zwei Stunden sp\u00e4ter stirbt Falko L\u00fcdtke an einem Lungenriss. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte Mike B. im Dezember 2000 wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren. \u00dcberdies betonte das Gericht in seinem Urteil, dass das Verhalten Falko L\u00fcdtkes ein Akt der Zivilcourage gewesen sei und keine Provokation von Seiten des Punks ausging. Schlie\u00dflich seien die Vorbehalte Falko L\u00fcdtkes gegen\u00fcber Mike B. berechtigt gewesen, lie\u00df er sich durch seine Hakenkreuzt\u00e4towierung eindeutig der rechten Szene zuordnen. Mike B. ging gegen das Urteil in Revision. Der Bundesgerichtshof wertete die Tat schlie\u00dflich nur noch als fahrl\u00e4ssige T\u00f6tung, da Mike B. ohne Vorsatz gehandelt habe. Das Strafma\u00df wurde daraufhin vom Landgericht Cottbus auf ein Jahr und acht Monate ohne Bew\u00e4hrung verringert. Obwohl der Richter in diesem Urteil noch einmal betonte, dass die rechte Gesinnung von Mike B. die Ursache der Tat gewesen sei, solle das aber nicht strafversch\u00e4rfend gewertet werden.\n\nDer Fall wurde auf Grundlage einer Studie des Moses Mendelssohn Zentrum aus dem Jahr 2015 nachtr\u00e4glich als rechte Gewalttat staatlich anerkannt.\n\nJ\u00e4hrlich versammeln sich Menschen, die Falko L\u00fcdtke gemeinsam gedenken wollen, an der Bushaltestelle Spechthausener Stra\u00dfe. Zudem hat sich unter anderem der Jugend- und Kulturverein Exil im Rahmen der Revisionsverhandlung um Spenden f\u00fcr die Anwaltskosten der Nebenklage von Falkos Mutter bem\u00fcht.", "date": "2000-05-31 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/falko-luedtke/", "rg_id": "aas-trg-post-38761", "city": "Eberswalde", "county": "Barnim", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Falko L\u00fcdtke", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "16225", "state": "Eberswalde", "latitude": "52.83392", "longitude": "13.81271", "address": null, "age": "22 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Eberswalde", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAqkNuhhugK0B7vfvjvWpKQKpDboYboCtAe737471qSkB8AQAAAKpDboYboCtAe737471qSkD+"}} {"id": 15805, "description": "Am 11. Juni wird der 39-J\u00e4hrige Alberto Adriano in der N\u00e4he des Stadtparks in Dessau (Sachsen-Anhalt) von drei Neonazis massiv attackiert. Der aus Mosambik stammende Mann stirbt drei Tage sp\u00e4ter an seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Alberto Adriano ist auf dem Nachhauseweg von einer Abschiedsfeier, da er geplant hatte seine Familien in Mosambik zu besuchen, als er auf die Gruppe Neonazis trifft. Der 24-j\u00e4hrige Enrico H. schl\u00e4gt zuerst zu. Nach diesem ersten Schlag beginnt ein nicht enden wollender Gewaltexzess gegen den bereits bewusstlos geschlagenen Alberto Adriano. Die drei Neonazis treten und schlagen auf ihn ein, schleifen ihn in den Park, wo sie ihn weiter mit Tritten und Schl\u00e4gen traktieren. Erst als die Polizei eintrifft, lassen sie von ihrem Opfer ab. Alberto Adriano stirbt am 14. Juni 2000 an seinen schweren Verletzungen. Am 30. September verurteilt das Oberlandesgericht Halle den 24-j\u00e4hrigen Enrico H. zu lebenslanger Haft. Der 16-j\u00e4hrige Christian R. und der gleichaltrige Frank M. erhalten eine Haftstrafe von jeweils neun Jahren. Der Richter stellte in seinem Urteil fest, dass die T\u00e4ter genau wussten, was sie taten, \u201esinnlos, grundlos und erbarmungslos\u201c. Reue h\u00e4tten die T\u00e4ter w\u00e4hrend der Gerichtsverhandlung \u201ein ernsthaftem Ma\u00dfe nicht gezeigt\u201c. Das hohe Strafma\u00df begr\u00fcndete der Richter damit, dass dieser rechtsextremen Gewalt, die Alberto Adriano das Leben kostete, ein Ende gesetzt werden m\u00fcsse.\n\nDie Band \u201eBrothers Keepers\u201c, die sich mit ihrer Musik gegen Rassismus und Fremdenhass engagiert, ver\u00f6ffentlichte in Gedenken an Alberto Adriano den Song \u201eAdriano (Letze Warnung)\u201c. Zudem findet jedes Jahr am 11. Juni eine Gedenkveranstaltung f\u00fcr Alberto Adriano im Stadtpark von Dessau statt. In diesem Park findet sich auch in Erinnerung an den 39-j\u00e4hrigen Familienvater, der seine Frau und drei Kinder hinterlie\u00df, ein Gedenkstein mit der Inschrift \u201eAlberto Adriano, Opfer rechter Gewalt\u201c.", "date": "2000-06-14 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/alberto-adriano-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38763", "city": "Dessau-Ro\u00dflau", "county": "Dessau-Ro\u00dflau", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Alberto Adriano", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06844", "state": "Dessau", "latitude": "51.83575", "longitude": "12.24279", "address": null, "age": "39 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dessau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Dessau", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAeJeL+E58KEDl0CLb+epJQHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUB8AQAAAHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUD+"}} {"id": 15811, "description": "Der 51 Jahre alte Obdachlose Norbert Plath wird in der Nacht zum 24. Juli 2000 in Ahlbeck (Mecklenburg-Vorpommern) von vier jungen Rechtsextremisten zu Tode gepr\u00fcgelt. Der Obdachlose, der sich hinter der Ahlbecker Kirche einen Platz zum Schlafen gesucht hatte, wurde wach, als ihm ein M\u00e4dchen mit einem Feuerzeug ins Gesicht leuchtet. Wenig sp\u00e4ter treten die jungen Neonazis immer wieder in das Gesicht und den ganzen K\u00f6rper von Norbert Plath \u2013 bis dieser schlie\u00dflich an seinen schweren Verletzungen stirbt. Nach Polizeiangaben hatten die T\u00e4ter die Auffassung ge\u00e4u\u00dfert, dass \u201eAsoziale und Landstreicher nicht in die Gesellschaft passen\u201c. Es fielen S\u00e4tze wie \u201eSchade, dass wir keine Stahlkappenschuhe anhatten, dann w\u00e4re es schneller gegangen\u201c. Drei, der Ahlbecker Neonazis, die den Obdachlosen Norbert Plath mit ungehemmter Brutalit\u00e4t zu Tode pr\u00fcgelten, waren in einem Projekt der akzeptierenden Jugendarbeit eingebunden. Der Hauptt\u00e4ter Gunnar D. erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Drei Mitt\u00e4ter wurden zu Haftstrafen zwischen drei und zw\u00f6lf Jahren verurteilt.\nDie t\u00f6dliche Attacke auf Norbert Plath, war nicht der erste \u00dcbergriff auf einen Obdachlosen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2000. Neben Norbert Plath wurden im Jahr 2000 noch drei weitere Obdachlose in Mecklenburg-Vorpommern von Rechtsextremen get\u00f6tet.\nDer Obdachlose Klaus-Dieter Gerecke wird am 24.06.2000 in Greifswald von Neonazis zu Tode gepr\u00fcgelt.\nDer Obdachlose J\u00fcrgen Seifert wird am 09.07.2000 in Wismar von Neonazis zu Tode gepr\u00fcgelt.\nDer Obdachlose Eckhardt R\u00fctz wird am 25.11.2000 in Greifswald von Neonazis zu Tode gepr\u00fcgelt.", "date": "2000-07-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/norbert-plath-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38771", "city": "Ahlbeck", "county": "Vorpommern-Greifswald", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Norbert Plath", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17375", "state": "Ahlbeck", "latitude": "53.67234", "longitude": "14.1909", "address": null, "age": "51 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Ahlbeck", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA4JwRpb1hLEB15bM8D9ZKQOCcEaW9YSxAdeWzPA/WSkB8AQAAAOCcEaW9YSxAdeWzPA/WSkD+"}} {"id": 15813, "description": "Am 9. September 2000 wurde Enver \u015eim\u015fek in N\u00fcrnberg (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c an seinem mobilen Blumenstand mit acht Sch\u00fcssen aus zwei Pistolen angeschossen. Er erlag zwei Tage sp\u00e4ter an seinen schweren Verletzungen. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Enver \u015eim\u015fek und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2000-09-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/enver-simsek-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38773", "city": "N\u00fcrnberg", "county": "N\u00fcrnberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Enver \u015eim\u015fek", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "90403", "state": "N\u00fcrnberg", "latitude": "49.45434", "longitude": "11.07349", "address": null, "age": "38 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "N\u00fcrnberg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAhCo1e6AlJkDgoSjQJ7pIQIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SEB8AQAAAIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SED+"}} {"id": 15814, "description": "In der Nacht zum 12. September 2000 wird der Obdachlose Malte Lerch in Schleswig (Schleswig-Holstein) von zwei Neonazis erschlagen. Vor der t\u00f6dlichen Attacke hatten die beiden Rechtsextremisten mit dem 45-j\u00e4hrigen Mann auf einer Wiese gemeinsam Alkohol konsumiert. Dann brach jedoch Streit aus, da nach Angaben des 23-j\u00e4hrigen T\u00e4ters, Malte Lerch schlecht \u00fcber die rechte Skinhead-Szene geredet habe. Laut Staatsanwaltschaft Flensburg f\u00fchlten sich die T\u00e4ter deshalb von dem Opfer beleidigt. Obwohl der Streit wegen der rechten Gesinnung der T\u00e4ter ausbrach, sahen weder die Staatsanwaltschaft noch das Landgericht Flensburg eine rechtsextreme Motivation der T\u00e4ter: \u201eDie haben den Mann zusammengeschlagen und schlichtweg verrecken lassen\u201c, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt R\u00fcdiger Meienburg. Wegen gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge verurteilte das Landgericht die beiden Neonazis im Juli zu jeweils sieben Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft beantragte nach dem Urteilsspruch Revision, da sie f\u00fcr jeden T\u00e4ter 12 Jahre wegen Totschlags verlangt hatte.", "date": "2000-09-12 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/malte-lerch-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38775", "city": "Schleswig", "county": "Schleswig-Flensburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Malte Lerch", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "24837", "state": "Schleswig", "latitude": "54.51586", "longitude": "9.56647", "address": null, "age": "45 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Schleswig", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAi1QYWwgiI0BEqFKzB0JLQItUGFsIIiNARKhSswdCS0B8AQAAAItUGFsIIiNARKhSswdCS0D+"}} {"id": 15815, "description": "Der 42-j\u00e4hrige Belaid Baylal stirbt in der Nacht zum 4. November 2000 im Krankenhaus an multiplen Organversagen \u2013 Sp\u00e4tfolgen eines rassistischen Angriffs. Am 8. Mai 1993 wurde der marokkanische Asylbewerber von zwei rechtsextremen Skinheads in einer Gastst\u00e4tte in Belzig (Brandenburg) beschimpft und verpr\u00fcgelt. Die beiden Rechtsextremen ziehen Baylal vom Stuhl, w\u00e4hrend einer ihn festh\u00e4lt, schl\u00e4gt und tritt der anderen ihn in den Bauch. Das 42-j\u00e4hrige Opfer erleidet schwere innere Verletzungen und wird in Krankenhaus eingeliefert. Im M\u00e4rz 1994 verurteilt das Amtsgericht Brandenburg/Havel den Hauptt\u00e4ter zu einer f\u00fcnfmonatigen Bew\u00e4hrungsstrafe, sein Mitt\u00e4ter erh\u00e4lt Arbeitsstunden und eine Geldbu\u00dfe in H\u00f6he von 300 Mark. Belaid Baylal leidet nach dem Angriff immer wieder an lebensbedrohlichen Darmverschl\u00fcssen. Die \u00c4rzte attestieren Baylal bleibende Sch\u00e4den am Darm infolge der Pr\u00fcgelattacke. Als er am 4. November 2000 wieder einen Darmverschluss hat, bricht er mit multiplen Organversagen zusammen und ist tot. Gegen\u00fcber Lokalpolitikern und Journalisten best\u00e4tigen die \u00c4rzte von Belaid Baylal, dass der Tod des Asylbewerbers eine Sp\u00e4tfolge des rassistischen Angriffs war.\n\nSeit dem 4. November 2004 erinnert ein Gedenkstein in Belzig an Belaid Baylal als Todesopfer rechter Gewalt. Im November 2010 wurde der Gedenkstein von Rechten gesch\u00e4ndet. Das Bremer Projekt \u201eK\u00f6fte Kosher\u201c will der anonymen Liste von Todesopfern rechter Gewalt ein Gesicht geben: So haben muslimische und j\u00fcdische Kinder in Bremen an ein Trafo-H\u00e4uschen unter anderem ein Portrait von Belaid Baylal gesprayt.", "date": "2000-11-04 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/belaid-baylal-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38777", "city": "Zahna-Elster", "county": "Wittenberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Belaid Baylal", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06895", "state": "Belzig", "latitude": "51.89788", "longitude": "12.75412", "address": null, "age": "42 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Belzig", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "B\u00fclzig", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA4IRCBByCKUDC3Vm77fJJQOCEQgQcgilAwt1Zu+3ySUB8AQAAAOCEQgQcgilAwt1Zu+3ySUD+"}} {"id": 15816, "description": "In der Nacht zum 25. November 2000 wird der Obdachlose Eckhardt R\u00fctz in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) blut\u00fcberstr\u00f6mt mit schweren Kopfverletzungen vor der Mensa der Universit\u00e4t gefunden. Der Notarzt kann nur noch den Tod feststellen. Die T\u00e4ter sind drei Neonazis, die das Opfer mit Baumst\u00fctzpf\u00e4hlen geschlagen und Tritten traktiert haben. Zun\u00e4chst lassen sie den 42-j\u00e4hrigen Mann schwerverletzt liegen, kommen dann aber zur\u00fcck und treten erneut auf ihn ein. Eckhardt R\u00fctz stirbt an den Folgen der schweren Kopfverletzungen. Gegen\u00fcber der Polizei nennen sie als Grund f\u00fcr die t\u00f6dliche Attacke, weil \u201eso einer wie R\u00fctz dem deutschen Streuerzahler auf der Tasche liegt\u201c. Einer der 16-j\u00e4hrigen T\u00e4ter war bis kurz vor dem Verbrechen NPD-Mitglied. Im Juni 2001 verurteilt das Landgericht Stralsund die beiden 16-j\u00e4hrigen T\u00e4ter wegen Mordes zu Jugendstrafen von siebeneinhalb und sieben Jahren. Der 21-j\u00e4hrige Neonazi erh\u00e4lt zehn Jahre Haft. Der Richter betonte bei seiner Urteilsverk\u00fcndung, die drei jungen M\u00e4nner h\u00e4tten sich zum Herrn \u00fcber Leben und Tod aufgeschwungen und ein aus ihrer Sicht lebensunwertes Leben beenden wollen. \u201eDie Tat ist an Brutalit\u00e4t kaum zu \u00fcberbieten\u201c, sagte der Vorsitzende Richter Rainer Loose. Er sprach von einer \u201eSchl\u00e4chter-Mentalit\u00e4t\u201c.\n\nDie Initiative \u201eSchon vergessen?\u201c gr\u00fcndete sich im Herbst 2006, um eine aktive Gedenkkultur in der Hansestadt zu f\u00f6rdern. Schlie\u00dflich gelang es mit Hilfe zahlreicher gesammelter Gelder und Spenden f\u00fcr Eckard R\u00fctz einen Gedenkstein an der Mensa zu setzen.", "date": "2000-11-25 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/eckhardt-ruetz-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38779", "city": "Greifswald", "county": "Vorpommern-Greifswald", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Eckhardt R\u00fctz", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17489", "state": "Greifswald", "latitude": "54.09731", "longitude": "13.38423", "address": null, "age": "42 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Greifswald", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAv0hoy7nEKkBxyXGndAxLQL9IaMu5xCpAcclxp3QMS0B8AQAAAL9IaMu5xCpAcclxp3QMS0D+"}} {"id": 15821, "description": "Am 13. Juni 2001 wurde Abdurrahim \u00d6z\u00fcdo\u011fru in N\u00fcrnberg Langwasser (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit zwei Kopfsch\u00fcssen aus einer Pistole in seiner \u00c4nderungsschneiderei ermordet. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Abdurrahim \u00d6z\u00fcdo\u011fru und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2001-06-13 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/abdurrahim-oezuedogru-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38789", "city": "N\u00fcrnberg", "county": "N\u00fcrnberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Abdurrahim \u00d6z\u00fcdo\u011fru", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "90403", "state": "N\u00fcrnberg", "latitude": "49.45434", "longitude": "11.07349", "address": null, "age": "49 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "N\u00fcrnberg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAhCo1e6AlJkDgoSjQJ7pIQIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SEB8AQAAAIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SED+"}} {"id": 15822, "description": "Am 27. Juni 2001 wurde S\u00fcleyman Ta\u015fk\u00f6pr\u00fc in Hamburg Bahrenfeld von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit drei Kopfsch\u00fcssen aus zwei Pistolen im Obst- und Gem\u00fcseladen seines Vaters erschossen. Einen Tag sp\u00e4ter wurde er von seinem Vater tod aufgefunden. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an S\u00fcleyman Ta\u015fk\u00f6pr\u00fc und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2001-06-27 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sueleyman-taskoeprue-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38791", "city": "Hamburg", "county": "Hamburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "S\u00fcleyman Ta\u015fk\u00f6pr\u00fc", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "20354", "state": "Hamburg", "latitude": "53.55562", "longitude": "9.98745", "address": null, "age": "31 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hamburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA097gC5P5I0BzgGCOHsdKQNPe4AuT+SNAc4Bgjh7HSkB8AQAAANPe4AuT+SNAc4Bgjh7HSkD+"}} {"id": 15823, "description": "Der Obdachlose Dieter Manzke wird in der Nacht zum 9. August 2001 in Dahlewitz (Brandenburg) von f\u00fcnf jungen M\u00e4nnern in einem leer stehenden Gartenbungalow so lange gequ\u00e4lt bis er an den Folgen seiner schweren Verletzungen stirbt. Sie misshandeln den 61-J\u00e4hrigen mit Schl\u00e4gen und Tritten, dr\u00fccken Zigaretten in seinem Gesicht aus und sengen seinen Bart ab. Die Obduktion ergibt, dass Nase, Jochbein und beide Augenh\u00f6hlen zertr\u00fcmmert sind, zudem sind das linke Schl\u00fcsselbein und mehrere Rippen gebrochen. Rippenfell und rechter Lungenfl\u00fcgel sind gerissen, Magen und Darm verletzt. Gegen\u00fcber der Polizei berichten die T\u00e4ter, sie h\u00e4tten den Obdachlosen aus einem leer stehenden Gartenh\u00e4uschen \u201evertreiben\u201c wollen, in dem er seit kurzem \u00fcbernachtete. Er habe dort \u201enichts zu suchen\u201c. Im April 2002 f\u00e4llt die Jugendkammer des Landgerichts Potsdam das Urteil \u00fcber die f\u00fcnf T\u00e4ter: Die Hauptt\u00e4ter Dirk B., 22, und Dirk R., 21, m\u00fcssen wegen Mordes f\u00fcr 13 Jahre ins Gef\u00e4ngnis. Ebenfalls wegen Mordes wurden Ralf W., 21, und Ronny R., 19, zu acht und sieben Jahren Haft verurteilt. Uwe R., 17, wurde wegen Totschlags zu f\u00fcnf Jahren Jugendstrafe verurteilt. \u201eDieter Manzke musste sterben, weil er als Penner und Suffi den in der Nachbarschaft lebenden Angeklagten Dirk R. st\u00f6rte\u201c und \u201eweil eine verkommene Jugendclique Frust abbauen und einfach nur Spa\u00df haben wollte\u201c, stellte der Vorsitzende Richter Klaus Przybylla in seiner Urteilsbegr\u00fcndung fest.\n\nIn einem Interview mit dem Tagesspiegel 2010 sagt der damalige zust\u00e4ndige Richter \u00fcber den Mord an Dieter Manzke: \u201eJede Tat, die sich gegen den gesellschaftlichen Status eines Menschen richtet, wie es in der Definition PMK steht, ist politisch motiviert.\u201c\n\nDie AG Tolerantes Mahlow initiierte eine Spendensammlung f\u00fcr die Angeh\u00f6rigen, um Dieter Manzke ein w\u00fcrdiges Begr\u00e4bnis zu erm\u00f6glichen. Denn nach dessen Tod wurde vor allem die Zur\u00fcckhaltung der politischen Verantwortlichen in der Region kritisiert. \u201eStatt der Bekundung von Abscheu und Ekel vor dieser Tat und eines eindeutigen Signals der Zur\u00fcckweisung derartiger barbarischer Gewaltakte, ist offizielle Betroffenheit kaum zu vernehmen,\u201c so die AG Tolerantes Mahlow.", "date": "2001-08-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dieter-manzke-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38793", "city": "Blankenfelde-Mahlow", "county": "Teltow-Fl\u00e4ming", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Dieter Manzke", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "15827", "state": "Dahlewitz", "latitude": "52.32077", "longitude": "13.44173", "address": null, "age": "61 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dahlewitz", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Dahlewitz", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA/FI/byriKkDbxMn9DilKQPxSP28q4ipA28TJ/Q4pSkB8AQAAAPxSP28q4ipA28TJ/Q4pSkD+"}} {"id": 15826, "description": "Am 29. August 2001 wurde Habil K\u0131l\u0131\u00e7 in M\u00fcnchen Ramersdorf (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit zwei Kopfsch\u00fcssen in seinem Obst- und Gem\u00fcseladen erschossen. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Habil K\u0131l\u0131\u00e7 und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2001-08-29 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/habil-kilic-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38797", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Habil K\u0131l\u0131\u00e7", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "38 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15828, "description": "Ingo Binsch wird am 5. November 2001 von drei Rechtsextremen \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum in Berlin-Marzahn massiv gepr\u00fcgelt und gew\u00fcrgt. Au\u00dferdem wirken die T\u00e4ter mit ihrem gesamten K\u00f6rpergewicht auf den Brustkorb ihres Opfers ein. Der 36-j\u00e4hrige Ingo Binsch ist schwer herzkrank. Am Tag danach erleidet er einen Herzinfarkt und stirbt. Die Angreifer wollten angeblich Schulden in H\u00f6he von 40 Mark eintreiben. Das Landgericht Berlin verh\u00e4ngt Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und sechseinhalb Jahren. Die geringen Strafen begr\u00fcndet das Gericht damit, dass sich die Angeklagten \u201e\u00fcber die Folgen ihres Handelns keine Gedanken gemacht\u201c h\u00e4tten. Der Gewaltexzess wird als K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge gewertet. Die rechte Gesinnung der T\u00e4ter findet keine Ber\u00fccksichtigung \u2013 obwohl einer der Angreifer bereits wegen eines weiteren Delikts der K\u00f6rperverletzung verurteilt wurde. Damals hatte der Neonazi Anfang 2001 einen Jugendlichen erst gefragt, ob er Ausl\u00e4nder sei und dann auf ihn eingetreten.\n\nBerlins Innensenator Frank Henkel sieht in der Tat keinen rechtsextremen Hintergrund, da die T\u00e4ter vom Opfer \u201eBargeld forderten\u201c und Ingo Binsch zudem schwer herzgesch\u00e4digt gewesen sei. Hier zeigt sich, wie all jene T\u00f6tungsdelikte aus der offiziellen Statistik PMK-rechts herausfallen, die als Raub\u00fcberf\u00e4lle getarnt werden. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter muss eine st\u00e4rkere Ber\u00fccksichtigung erfahren, sinkt doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen.\n\n\n\nNachtrag: Ingo B. wurde nach einer ausf\u00fchrlichen Untersuchung durch Wissenschaftler*innen des\u00a0Zentrums f\u00fcr Antisemitismusforschung\u00a0(PDF-Dokument)\u00a0der Technischen Universit\u00e4t Berlin unter der Leitung von Michael Kohlstruck als Todesopfer rechter Gewalt nachgemeldet.", "date": "2001-11-06 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ingo-binsch-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38799", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Ingo Binsch", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "36 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15833, "description": "Am 12. Juli 2002 wird der 16-J\u00e4hrige Marinus Sch\u00f6berl im brandenburgischen Dorf Potzlow von drei jungen Rechtsextremisten zu Tode gequ\u00e4lt. Zun\u00e4chst schlagen die T\u00e4ter, zwei Br\u00fcder im Alter von 17 und 23 Jahren sowie ein weiterer 17-J\u00e4hriger, bei einem Bes\u00e4ufnis in einer Privatwohnung auf Marinus Sch\u00f6berl ein. Marinus Sch\u00f6berl passt nicht in das rechte Weltbild der drei Jugendlichen: Er hat blondierte Haare und tr\u00e4gt weite HipHop-Hosen. Die drei suchen eine Grund Marinus Sch\u00f6berl zu misshandeln. Sie p\u00f6beln den wehrlosen Jugendlichen immer wieder mit den Worten an, \u201esag, dass du ein Jude bist\u201c. Die T\u00e4ter schlagen das Opfer und fl\u00f6\u00dfen ihm Bier und Schnaps ein, bis dieser sich \u00fcbergeben muss. Au\u00dferdem urinieren sie auf ihn. Mindestens zwei erwachsene Augenzeugen beobachten die Misshandlung, helfen aber dem erkennbar wehrlosen Opfer nicht. Schlie\u00dflich zerren die Schl\u00e4ger Marinus Sch\u00f6berl in einen ehemaligen Schweinestall. Der traktieren sie den bereits schwer verletzten Jugendlichen immer weiter. Schlie\u00dflich zwingen die T\u00e4ter ihn in den Rand eines Schweinetrogs zu bei\u00dfen. Als das Opfer am Boden liegt, versetzt ihm einer der T\u00e4ter einen sogenannten \u201eBordsteinkick\u201c \u2013 ein Tritt, den die T\u00e4ter aus dem Film \u201eAmerican History X\u201c kannten: Das hei\u00dft einer der T\u00e4ter springt auf Marinus Sch\u00f6berls Hinterkopf. Weil die T\u00e4ter glauben, dass das schwer verletzte Opfer noch leben k\u00f6nnte, werfen sie noch zweimal eine 30 mal 30 Zentimeter gro\u00dfe Betonplatte auf dessen Kopf. Nach mehr als vier Stunden Folter ist Marinus Sch\u00f6berl tot. Die T\u00e4ter verscharren den Jugendlichen in einer Jauchegrube. Erst im November 2002 wird die Leiche entdeckt. Einer der Schl\u00e4ger hat in Potzlow mit seiner Tat geprahlt. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat die T\u00e4ter wegen Mordes angeklagt. \u201eDas war eindeutig eine rechte Tat\u201c, hei\u00dft es in der Beh\u00f6rde. Einer der Rechtsextremisten verpr\u00fcgelt einige Wochen nach dem Tod von Marinus Sch\u00f6berl einen afrikanischen Asylbewerber im nordbrandenburgischen Prenzlau und war deswegen zu einer mehrj\u00e4hrigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Ehepaar, das die Misshandlungen von Marinus Sch\u00f6berl in der Wohnung tatenlos mit angesehen haben, muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Im Oktober 2003 verurteilt das Landgericht Neuruppin den zur Tatzeit 17-J\u00e4hrigen zu zwei Jahren Jugendstrafe. Der Hauptt\u00e4ter erhielt nach Jugendstrafrecht eine Haft von achteinhalb Jahren. Sein erwachsener Bruder erhielt 15 Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes. F\u00fcr beide Verurteilten wirkten sich ihre Alkoholisierung und ein niedriger Intelligenzquotient strafmildernd aus. Im Dezember 2004 revidierte der Bundesgerichtshof in Leipzig das Urteil. Eine andere Kammer des Landgerichts Neuruppin verh\u00e4ngte deshalb \u00fcber den nach dem ersten Urteil Entlassenen drei Jahre Jugendstrafe. Im Sommer 2008 wird bekannt, dass der Hauptt\u00e4ter nach sechs Jahren Haft entlassen und die Reststrafe zur Bew\u00e4hrung ausgesetzt wurde, da ihm eine \u201epositive Entwicklung\u201c bescheinigt werde.", "date": "2002-07-12 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/marinus-schoeberl-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38807", "city": "Oberuckersee", "county": "Uckermark", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Marinus Sch\u00f6berl", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17291", "state": "Potzlow", "latitude": "53.21787", "longitude": "13.8408", "address": null, "age": "16 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Potzlow", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Potzlow", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAH/RsVn2uK0DHYwYq45tKQB/0bFZ9ritAx2MGKuObSkB8AQAAAB/0bFZ9ritAx2MGKuObSkD+"}} {"id": 15840, "description": "Am Abend des 4. Oktobers 2003 wird der 16-j\u00e4hrige Thomas K. in Leipzig von dem Industrielehrling Ren\u00e9 M. mit einem Messer so schwer verletzt, dass er einige Stunden sp\u00e4ter in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Vor Gericht gibt Ren\u00e9 M. an, dass ihm die Gespr\u00e4che von Thomas K. mit seinen Freunden \u00fcber Drogen nicht gefallen h\u00e4tten und er daher einen von ihnen \u201eaufklatschen\u201c wollte. In dieser Hinsicht sei er von seinen Freunden aus der rechten Szene \u201egut umerzogen\u201c worden. Auch hier wird die rechte Motivlage des T\u00e4ters in der Urteilsbegr\u00fcndung nicht miteinbezogen. Erst die Bem\u00fchungen einer kleinen Initiative aus Leipzig namens \u201eInitiativkreises Antirassismus\u201c f\u00fchren 2015 zu einer Einstufung des Mordes an Thomas K. als rechts motivierte Straftat.", "date": "2003-10-05 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/thomas-k-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38821", "city": "Leipzig", "county": "Leipzig (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Thomas K.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "04103", "state": "Leipzig", "latitude": "51.3452", "longitude": "12.38594", "address": null, "age": "16 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Leipzig", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAvW987ZnFKEAjSnuDL6xJQL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUB8AQAAAL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUD+"}} {"id": 15851, "description": "Am 25. Februar 2004 wurde Mehmet Turgut in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit einem Kopfschuss in einem Imbissstand erschossen. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Mehmet Turgut und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2004-02-25 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mehmet-turgut-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38833", "city": "Rostock", "county": "Rostock (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Mehmet Turgut", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "18055", "state": "Rostock", "latitude": "54.07901", "longitude": "12.13231", "address": null, "age": "25 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Rostock", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAFt7lIr5DKEBKB+v/HApLQBbe5SK+QyhASgfr/xwKS0B8AQAAABbe5SK+QyhASgfr/xwKS0D+"}} {"id": 15854, "description": "Am 9. Juni 2005 wurde \u0130smail Ya\u015far in N\u00fcrnberg (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit f\u00fcnf gezielten Sch\u00fcssen in seinem D\u00f6nerstand ermordet. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an \u0130smail Ya\u015far und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft.", "date": "2005-06-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ismail-yasar-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38837", "city": "N\u00fcrnberg", "county": "N\u00fcrnberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "\u0130smail Ya\u015far", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "90403", "state": "N\u00fcrnberg", "latitude": "49.45434", "longitude": "11.07349", "address": null, "age": "50 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "N\u00fcrnberg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAhCo1e6AlJkDgoSjQJ7pIQIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SEB8AQAAAIQqNXugJSZA4KEo0Ce6SED+"}} {"id": 15855, "description": "Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros Boulgarides in M\u00fcnchen Westend (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c in seinem Schl\u00fcsselladen mit einem gezielten Kopfschuss ermordet. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Theodoros Boulgarides und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2005-06-15 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/theodorus-boulgarides-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38839", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Theodoros Boulgarides", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "41 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15858, "description": "Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kuba\u015f\u0131k in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit mehreren Sch\u00fcssen in seinem Kiosk niedergeschossen und starb an seinen schweren Verletzungen. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Mehmet Kuba\u015f\u0131k und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2006-04-04 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mehmet-kubasik-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38847", "city": "Dortmund", "county": "Dortmund", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Mehmet Kuba\u015f\u0131k", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "44137", "state": "Dortmund", "latitude": "51.51661", "longitude": "7.45829", "address": null, "age": "39 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dortmund", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA2lVI+UnVHUCuZMdGIMJJQNpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUB8AQAAANpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUD+"}} {"id": 15859, "description": "Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat in Kassel (Hessen) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c in seinem Internetcaf\u00e9 durch zwei gezielte Kopfsch\u00fcsse ermordet. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Halit Yozgat und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2006-04-06 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/halit-yozgat-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38849", "city": "Kassel", "county": "Kassel (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Halit Yozgat", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "34125", "state": "Kassel", "latitude": "51.31853", "longitude": "9.51183", "address": null, "age": "21 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Kassel", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAALjnulA4GI0C/ZU6XxahJQC457pQOBiNAv2VOl8WoSUB8AQAAAC457pQOBiNAv2VOl8WoSUD+"}} {"id": 15862, "description": "Am 25. April 2007 wurde die Polizistin Mich\u00e8le Kiesewetter in Heilbronn (Baden-W\u00fcrttemberg) von der terroristischen Neonazivereinigung \u201eNationalsozialistischer Untergrund\u201c mit einem Kopfschuss in ihrem Streifenwagen ermordet. Ihr zwei Jahre \u00e4lterer Kollege wurde ebenfalls schwer verletzt. Die T\u00e4ter, Uwe Mundlos und Uwe B\u00f6hnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Mich\u00e8le Kiesewetter und neun Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbeh\u00f6rden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als \u201eD\u00f6ner-Morde\u201c verunglimpft. Beate Zsch\u00e4pe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.", "date": "2007-04-25 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/michele-kiesewetter-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38855", "city": "Heilbronn", "county": "Heilbronn (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Mich\u00e8le Kiesewetter", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "74072", "state": "Heilbronn", "latitude": "49.14314", "longitude": "9.21927", "address": null, "age": "22 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Heilbronn", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA4/xNKERwIkDuX1lpUpJIQOP8TShEcCJA7l9ZaVKSSEB8AQAAAOP8TShEcCJA7l9ZaVKSSED+"}} {"id": 15866, "description": "In der Nacht zum 22. Juli 2008 wird der 55-j\u00e4hrige Bernd K\u00f6hler in Templin (Brandenburg) von zwei Rechtsextremisten zu Tode gepr\u00fcgelt. Die T\u00e4ter Sven P. (18) und Christian W. (21) trinken zuerst mit dem alkoholkranken Arbeitslosen. Als Bernd K\u00f6hler gehen will, eskaliert die Situation. Sven P. schl\u00e4gt dem 55-j\u00e4hrigen mehrfach ins Gesicht. Doch dabei bleibt es nicht, es ist vor allem Sven P. der immer wieder auf das Opfer einschl\u00e4gt und eintretet. Solange bis das Opfer an den schweren Misshandlungen stirbt. Das Landgericht Neuruppin verurteilt im Mai 2009 Sven P. zu zehn Jahren Jugendhaft wegen Mordes, Christian W. erh\u00e4lt wegen Beihilfe zum Mord durch Unterlassen neun Jahre und drei Monate Haft. Der Vorsitzende Richter sagte bei der Urteilsverk\u00fcndung: \u201eBei der Wahl des Opfers spielte dessen soziale Stellung als arbeitsloser Alkoholiker, sowie das neonazistische Menschenbild der Angeklagten eine gro\u00dfe Rolle.\u201c Zudem stellte die Strafkammer fest, dass den beiden Angeklagten jedes Mitgef\u00fchl fehle; einen solchen Mangel an Empathie h\u00e4tten auch Folterknechte im KZ gezeigt. Im Juli 2010 reduziert das Landgericht die Haft f\u00fcr Sven P. auf neun Jahre, nachdem der Bundesgerichtshof das Strafma\u00df beanstandet hatte. Die Richter waren der Ansicht, das Neuruppiner Gericht habe den Tatbeitrag von Christian W. zu gering gewertet.", "date": "2008-07-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/bernd-koehler-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38861", "city": "Templin", "county": "Uckermark", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Bernd K\u00f6hler", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17268", "state": "Templin", "latitude": "53.1184", "longitude": "13.50808", "address": null, "age": "55 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Templin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA3IDPDyMEK0BX7C+7J49KQNyAzw8jBCtAV+wvuyePSkB8AQAAANyAzw8jBCtAV+wvuyePSkD+"}} {"id": 15869, "description": "In der Nacht zum 17. August 2008 wird der 20-j\u00e4hrige Rick Langenstein nach dem Besuch einer Diskothek in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) von dem unter anderem wegen einer rassistisch motivierten K\u00f6rperverletzung und Volksverhetzung vorbestraften Neonazi Bastian O. mit unz\u00e4hligen Schl\u00e4gen und Tritten t\u00f6dlich misshandelt. Das Landgericht Magdeburg sieht es in der Hauptverhandlung als erwiesen an, dass Bastian O. sich provoziert f\u00fchlte und sich r\u00e4chen wollte. Der Rick Langenstein, der in Braunschweig Kunstwissen- und Geschichtswissenschaft studierte, war zu Besuch in seiner Heimatstadt. Als Bastian O. fragt, ob er eine Zigarette von Rick Langenstein bekommt, habe dieser geantwortet, dass ein \u201eHobby-Nazi\u201c von ihm keine Zigarette bek\u00e4me. Der Angeklagte, der laut Staatsanwaltschaft auf dem Oberschenkel ein Hakenkreuz t\u00e4towiert hat, schlug in Wut mit der Faust, verst\u00e4rkt gegen den Kopf seines Opfers. Als der Kunststudent zu Boden ging, trat Bastian O. mit seinen Springerstiefeln gegen Kopf, Bauch und Genitalbereich. Als sich das Opfer nicht mehr regte, hat der Angeklagte die Wertsachen des Opfers an sich genommen. Rick Langenstein erstickte an seinem Blut. Das Landgericht verurteilte den 20-j\u00e4hrigen Neonazi im Mai 2009 zu einer Jugendhaftstrafe von acht Jahren wegen Totschlags.\n\nIm Juni 2009 wurde ein Gedenkstein f\u00fcr Rick Langenstein wenige Meter vom Tatort entfernt auf \u00f6ffentlichem Grund aufgestellt.", "date": "2008-08-17 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/rick-langenstein-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38867", "city": "Magdeburg", "county": "Magdeburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Rick Langenstein", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "39104", "state": "Magdeburg", "latitude": "52.13045", "longitude": "11.63153", "address": null, "age": "20 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Magdeburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAweJw5ldDJ0Cx4emVshBKQMHicOZXQydAseHplbIQSkB8AQAAAMHicOZXQydAseHplbIQSkD+"}} {"id": 15871, "description": "Am 1. Juli 2009 ersticht der NPD-Sympathisant Alex W. (28) im Landgericht Dresden (Sachsen) die schwangere \u00c4gypterin Marwa El-Sherbini (31) und verletzt ihren Ehemann Elwy Okaz schwer. Opfer und T\u00e4ter befanden sich beide im Gerichtsgeb\u00e4ude, weil Alex W. gegen Marwa El-Sherbini in Berufung ging. Sie hatte gegen Alex W. geklagt, weil dieser im August 2008 die Frau auf einem Spielplatz grundlos als \u201eIslamistin\u201c und \u201eTerroristin\u201c beschimpft hatte. Daf\u00fcr erhielt er eine Geldstrafe. Da W. sie nicht akzeptierte, ging er in Berufung. Im Gerichtssaal beleidigt Alex W. die \u00c4gypterin, dann sticht er \u00fcberraschend und insgesamt 16-mal auf die Frau ein. Auch der Ehemann erh\u00e4lt 16 Stiche. Ein Bundespolizist greift ein und schie\u00dft f\u00e4lschlicherweise auf Elwy Okaz, da er ihn f\u00fcr den T\u00e4ter h\u00e4lt. Im November 2009 verurteilt das Landgericht Dresden Alex W. zu lebenslanger Haft wegen Mordes, au\u00dferdem verk\u00fcndet die Kammer eine besondere Schwere der Schuld. Als ein Tatmotiv nennen die Richter Fremdenhass. Die Ermittlungen gegen den Bundespolizisten stellt die Staatsanwaltschaft Dresden im Dezember 2009 ein. Anfangs vernachl\u00e4ssigt die diesbez\u00fcgliche Berichterstattung in Deutschland den Zusammenhang zu muslimfeindlichen Einstellungen, vielmehr wurde die Herkunft des T\u00e4ters hervorgehoben; stets wurde Alex W. als \u201eRusslanddeutscher\u201c bezeichnet \u2013 die t\u00f6dliche Attacke wurde somit zun\u00e4chst als Mord im Migrantenmilieu verunglimpft. Erst auf Druck durch die ausl\u00e4ndische Presse, wird auch in Deutschland die wahre Motivation des T\u00e4ters erkannt: Alex W. t\u00f6tete Marwa El-Sherbini aus antimuslimischen Rassismus heraus. Der Mord an Marwa El-Sherbini gilt als bislang schwerster Fall muslimfeindlicher Gewalt in der Bundesrepublik.", "date": "2009-07-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/marwa-el-sherbiny-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38871", "city": "Dresden", "county": "Dresden", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Marwa El-Sherbini", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "01067", "state": "Dresden", "latitude": "51.05363", "longitude": "13.74081", "address": null, "age": "31 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dresden", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAehnFckt7K0DQCgxZ3YZJQHoZxXJLeytA0AoMWd2GSUB8AQAAAHoZxXJLeytA0AoMWd2GSUD+"}} {"id": 15873, "description": "In der Nacht zum 24. Oktober wird der 19-j\u00e4hrige Iraker Kamal Kilade in Leipzig auf offener Stra\u00dfe brutal attackiert. Die beiden T\u00e4ter setzen Pfefferspray ein und schlagen auf den jungen Mann ein. Als sich das Opfer wehrt, sticht ihm einer der Angreifer ein Messer in den Bauch. Kamal Kilade verblutet. Obwohl beide T\u00e4ter, Marcus E., 33 Jahre alt, mehrfach vorbestraft und Daniel K., 29 Jahre alt, ebenfalls vorbestraft, der rechtsextremen Szene angeh\u00f6ren, sieht die Staatsanwaltschaft kein fremdenfeindliches Motiv f\u00fcr die Tat. Doch das Gericht kam zu einem abweichenden Urteil: Es verurteilt Marcus E., den Hauptt\u00e4ter, zu 13 Jahren Haft wegen Mordes aus niederen Beweggr\u00fcnden und hat eine anschlie\u00dfende Sicherungsverwahrung angeordnet. Sein Komplize muss wegen gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung f\u00fcr drei Jahre in Gef\u00e4ngnis. Dass er zum Tatzeitpunkt 1,3 Promille Alkohol im Blut hatte, sah der Richter als strafmildernd an. In der Urteilsbegr\u00fcndung hei\u00dft es: \u201eWir sehen als einzigen Grund f\u00fcr den t\u00f6dlichen Messerstich, dass Marcus E. das Opfer nicht als Menschen gesehen hat, sondern als Ausl\u00e4nder, dessen Leben nichts wert war.\u201c Auch stellte das Gericht fest, dass die T\u00e4ter ganz bewusst den Hauptbahnhof und sp\u00e4teren Tatort aufgesucht h\u00e4tten, um ein Opfer zu suchen.\n\nDer Initiativkreis Antirassismus besch\u00e4ftigte sich vor und w\u00e4hrend der Gerichtsverhandlung intensiv mit dem Mord, unterst\u00fctzte die Familie von Kamal Kilade und sorgte f\u00fcr eine Gegen\u00f6ffentlichkeit, als die rechtsextreme Motivation von der \u00f6rtlichen Presse noch angezweifelt wurde.", "date": "2010-10-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kamal-kilade-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38875", "city": "Leipzig", "county": "Leipzig (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Kamal Kilade", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "04103", "state": "Leipzig", "latitude": "51.3452", "longitude": "12.38594", "address": null, "age": "19 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Leipzig", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAvW987ZnFKEAjSnuDL6xJQL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUB8AQAAAL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUD+"}} {"id": 15878, "description": "Am Abend des 30. September 2012 klingelt es bei Karl Heinz L. an der Haust\u00fcr in Butzow. Es ist seine Tochter Elise L. mit ihrem Freund Max L. aus Z\u00fcssow. Beide wollen Karl Heinz L. zur Rede stellen. Elise L. beschuldigt ihren Vater, sie in ihrer Kindheit sexuell missbraucht zu haben. Als die beiden Karl Heinz L. am 30. September aufsuchen, schl\u00e4gt Max L. seinem Opfer mit Bleihandschuhen ins Gesicht. Dann tritt er mit seinen Stahlkappenschuhen zu. Diese hatte der 29-j\u00e4hrige T\u00e4ter, eigenen Angaben zufolge, zuvor im Internet erworben. Im Anschluss ersticht der Hauptverd\u00e4chtige Karl Heinz L. mit einem K\u00fcchenmesser. Erst am n\u00e4chsten Morgen findet eine Pflegedienstmitarbeiterin die Leiche des 59-j\u00e4hrigen Mannes in seinem Haus tot auf.\n\nElise L. wirft ihrem Vater vor f\u00fcr eigene psychologische Probleme verantwortlich zu sein. Max L. gibt zu, fr\u00fcher T-Shirts mit der Aufschrift \u201eTodesstrafe f\u00fcr Kindersch\u00e4nder\u201c getragen zu haben.\n\nRund ein Jahr nach der Tat kommt es am Landesgericht Stralsund zum Prozess. Hauptangeklagter ist Max L. Die 24-j\u00e4hrige Elise L. wird wegen Beihilfe zur K\u00f6rperverletzung und Totschlags durch Unterlassung mitangeklagt. Nach knapp 13 Wochen Verhandlungen wurde am 8. November 2013 das Urteil gef\u00e4llt. Max L. wird wegen Todschlags auf elf Jahre Haft verurteilt. Elise L. erh\u00e4lt wegen Beihilfe eine Freiheitsstrafe von f\u00fcnf Jahren und drei Monaten.\n\nDas Gericht sieht die rechtsextreme Gesinnung von Max L. und seinen Hass auf auf p\u00e4dophile Sexualstraft\u00e4ter als Motiv f\u00fcr die t\u00f6dliche Attacke als erwiesen an.", "date": "2012-09-30 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/karl-heinz-l/", "rg_id": "aas-trg-post-38907", "city": "Butzow", "county": "Vorpommern-Greifswald", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Karl Heinz L.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17392", "state": "Butzow", "latitude": "53.83628", "longitude": "13.64637", "address": null, "age": "59 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Butzow", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAJTs2AvFKK0BCJhk5C+tKQCU7NgLxSitAQiYZOQvrSkB8AQAAACU7NgLxSitAQiYZOQvrSkD+"}} {"id": 15882, "description": "In der Nacht auf den 23. Oktober 2014 verstarb der in einer st\u00e4dtischen Unterkunft in Limburg (Hessen) wohnende Charles Werabe aus Ruanda aufgrund schwerer innerer Verletzungen. Zuvor kam es offenbar zu einem Streit mit drei M\u00e4nnern, infolge dessen das Opfer angegriffen wurde und \u201edurch massive Schl\u00e4ge und Tritte\u201c zu Tode kam. Die drei Verd\u00e4chtigen (zwei 43-J\u00e4hrige und ein 22-J\u00e4hriger) waren kurz nach dem Gewaltverbrechen verhaftet worden. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet \u201eMord aus niedrigen Beweggr\u00fcnden, n\u00e4mlich Fremdenfeindlichkeit\u201c. Ein 43-j\u00e4hriger Angeklagter wurde zu zw\u00f6lf Jahren Haft verurteilt. Er entging einer lebenslangen Haftstrafe nur deshalb, weil er bei der Tat betrunken und daher nicht voll schuldf\u00e4hig war. Sein 22-j\u00e4hriger Mitt\u00e4ter wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und in eine Entziehungsklinik eingewiesen. Ein dritter mutma\u00dflicher Schl\u00e4ger hatte sich im Gef\u00e4ngnis das Leben genommen. Bei der Urteilsverk\u00fcndung meinte die Richterin, dass die Angeklagten zwar zu keiner rechtsextremen Gruppe geh\u00f6rt h\u00e4tten. Sie h\u00e4tten aber st\u00e4ndig rassistische Parolen fallen lassen und damit geprahlt, Ausl\u00e4nder geschlagen zu haben. Weil sie selbst in der Gesellschaft weit unten standen, suchten sie sich laut Richterin ein vermeintlich noch tieferstehendes Opfer.\nDer gewaltsame Tod des 55-J\u00e4hrigen hatte gro\u00dfe Aufmerksamkeit erregt. Unter dem Motto \u201eRassismus t\u00f6tet\u201c hatten mehrere Hundert Menschen in Limburg demonstriert und eine umfassende Aufkl\u00e4rung der Todesumst\u00e4nde verlangt.", "date": "2014-10-23 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/charles-werabe-staatlich-anerkannt/", "rg_id": "aas-trg-post-38909", "city": "Limburg an der Lahn", "county": "Limburg-Weilburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Charles Werabe", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "65549", "state": "Limburg", "latitude": "50.38771", "longitude": "8.06286", "address": null, "age": "55 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Limburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAAHSYLy8gIECEKjV7oDFJQAB0mC8vICBAhCo1e6AxSUB8AQAAAAB0mC8vICBAhCo1e6AxSUD+"}} {"id": 15885, "description": "Bei einem rassistischen Anschlag in M\u00fcnchen t\u00f6tete der 18-j\u00e4hrige Sch\u00fcler David S. am 22. 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April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher \u201eArier\u201c zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausl\u00e4ndischer Herkunft get\u00f6tet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund.\n\nDas Landesamt f\u00fcr Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund pers\u00f6nlicher psychischer Probleme des T\u00e4ters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle f\u00fcr Demokratie der Stadt M\u00fcnchen damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzukl\u00e4ren \u2013 und widersprachen der Einsch\u00e4tzung der Beh\u00f6rden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. 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Die Beh\u00f6rden sollten die zerst\u00f6rerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des T\u00e4ters zu rechtfertigen.\n\nIm Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, \u00e4nderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einsch\u00e4tzung noch einmal und stuft die Tat abschlie\u00dfend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.", "date": "2016-07-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/armela-sehashi/", "rg_id": "aas-trg-post-48705", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Armela Segashi", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "14 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15889, "description": "Bei einem rassistischen Anschlag in M\u00fcnchen t\u00f6tete der 18-j\u00e4hrige Sch\u00fcler David S. am 22. 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Die Beh\u00f6rden sollten die zerst\u00f6rerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des T\u00e4ters zu rechtfertigen.\n\nIm Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, \u00e4nderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einsch\u00e4tzung noch einmal und stuft die Tat abschlie\u00dfend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.", "date": "2016-07-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/giuliano-josef-kollmann/", "rg_id": "aas-trg-post-48715", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Giuliano Josef Kollmann", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "19 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15890, "description": "Bei einem rassistischen Anschlag in M\u00fcnchen t\u00f6tete der 18-j\u00e4hrige Sch\u00fcler David S. am 22. 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April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher \u201eArier\u201c zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausl\u00e4ndischer Herkunft get\u00f6tet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund.\n\nDas Landesamt f\u00fcr Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund pers\u00f6nlicher psychischer Probleme des T\u00e4ters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle f\u00fcr Demokratie der Stadt M\u00fcnchen damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzukl\u00e4ren \u2013 und widersprachen der Einsch\u00e4tzung der Beh\u00f6rden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine \u201eklassische\u201c Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivit\u00e4t in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schlie\u00dfen sich pers\u00f6nliche und politische Motive nicht automatisch aus. F\u00fcr Quent werden durch den Verweis auf die m\u00f6glichen negativen Erfahrungen des T\u00e4ters mit t\u00fcrkisch- oder albanischst\u00e4mmigen Mitsch\u00fclern, die Opfer geradezu f\u00fcr die Tat mitverantwortlich gemacht. \u201eDie Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des T\u00e4ters\u201c, schreibt Quent. 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Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zab\u00ebrgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Da\u011f (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Sel\u00e7uk K\u0131l\u0131\u00e7 (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der M\u00fcnchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Gro\u00dfaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den T\u00e4ter in der N\u00e4he des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss.\n\nDer T\u00e4ter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als \u201eAuszeichnung\u201c verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher \u201eArier\u201c zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausl\u00e4ndischer Herkunft get\u00f6tet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund.\n\nDas Landesamt f\u00fcr Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund pers\u00f6nlicher psychischer Probleme des T\u00e4ters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle f\u00fcr Demokratie der Stadt M\u00fcnchen damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzukl\u00e4ren \u2013 und widersprachen der Einsch\u00e4tzung der Beh\u00f6rden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine \u201eklassische\u201c Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivit\u00e4t in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schlie\u00dfen sich pers\u00f6nliche und politische Motive nicht automatisch aus. F\u00fcr Quent werden durch den Verweis auf die m\u00f6glichen negativen Erfahrungen des T\u00e4ters mit t\u00fcrkisch- oder albanischst\u00e4mmigen Mitsch\u00fclern, die Opfer geradezu f\u00fcr die Tat mitverantwortlich gemacht. \u201eDie Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des T\u00e4ters\u201c, schreibt Quent. Die Beh\u00f6rden sollten die zerst\u00f6rerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des T\u00e4ters zu rechtfertigen.\n\nIm Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, \u00e4nderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einsch\u00e4tzung noch einmal und stuft die Tat abschlie\u00dfend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.", "date": "2016-07-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sevda-dag/", "rg_id": "aas-trg-post-48719", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Sevda Da\u011f", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "45 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15892, "description": "Bei einem rassistischen Anschlag in M\u00fcnchen t\u00f6tete der 18-j\u00e4hrige Sch\u00fcler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zab\u00ebrgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Da\u011f (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Sel\u00e7uk K\u0131l\u0131\u00e7 (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der M\u00fcnchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Gro\u00dfaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den T\u00e4ter in der N\u00e4he des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss.\n\nDer T\u00e4ter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als \u201eAuszeichnung\u201c verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher \u201eArier\u201c zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausl\u00e4ndischer Herkunft get\u00f6tet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund.\n\nDas Landesamt f\u00fcr Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund pers\u00f6nlicher psychischer Probleme des T\u00e4ters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle f\u00fcr Demokratie der Stadt M\u00fcnchen damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzukl\u00e4ren \u2013 und widersprachen der Einsch\u00e4tzung der Beh\u00f6rden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine \u201eklassische\u201c Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivit\u00e4t in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schlie\u00dfen sich pers\u00f6nliche und politische Motive nicht automatisch aus. F\u00fcr Quent werden durch den Verweis auf die m\u00f6glichen negativen Erfahrungen des T\u00e4ters mit t\u00fcrkisch- oder albanischst\u00e4mmigen Mitsch\u00fclern, die Opfer geradezu f\u00fcr die Tat mitverantwortlich gemacht. \u201eDie Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des T\u00e4ters\u201c, schreibt Quent. Die Beh\u00f6rden sollten die zerst\u00f6rerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des T\u00e4ters zu rechtfertigen.\n\nIm Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, \u00e4nderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einsch\u00e4tzung noch einmal und stuft die Tat abschlie\u00dfend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.", "date": "2016-07-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/janos-roberto-rafael/", "rg_id": "aas-trg-post-48731", "city": "M\u00fcnchen", "county": "M\u00fcnchen (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Janos Roberto Rafael", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "80331", "state": "M\u00fcnchen", "latitude": "48.13641", "longitude": "11.57754", "address": null, "age": "15 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "M\u00fcnchen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAgUOoUrMnJ0B2bATidRFIQIFDqFKzJydAdmwE4nURSEB8AQAAAIFDqFKzJydAdmwE4nURSED+"}} {"id": 15893, "description": "Bei einem rassistischen Anschlag in M\u00fcnchen t\u00f6tete der 18-j\u00e4hrige Sch\u00fcler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zab\u00ebrgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Da\u011f (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Sel\u00e7uk K\u0131l\u0131\u00e7 (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der M\u00fcnchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Gro\u00dfaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den T\u00e4ter in der N\u00e4he des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss.\n\nDer T\u00e4ter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als \u201eAuszeichnung\u201c verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher \u201eArier\u201c zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausl\u00e4ndischer Herkunft get\u00f6tet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund.\n\nDas Landesamt f\u00fcr Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund pers\u00f6nlicher psychischer Probleme des T\u00e4ters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle f\u00fcr Demokratie der Stadt M\u00fcnchen damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzukl\u00e4ren \u2013 und widersprachen der Einsch\u00e4tzung der Beh\u00f6rden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. 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Oktober im mittelfr\u00e4nkischen Georgensgm\u00fcnd er\u00f6ffnete ein sogenannter \u201eReichsb\u00fcrger\u201c das Feuer auf Polizisten. Der Sch\u00fctze besa\u00df 31 Lang- und Kurzwaffen. Da ihn die Beh\u00f6rden als nicht mehr zuverl\u00e4ssig eingestuft hatten, sollten ihm seine Waffen entzogen werden.\n\nVier SEK-Beamte wurden bei dem Feuergefecht verletzt, einer von ihnen (Daniel Ernst) schwer. Nachdem die Polizei noch f\u00e4lschlicherweise seinen Tod am selben Abend vermeldet hatte, best\u00e4tigte der Sprecher des Polizeipr\u00e4sidiums Mittelfranken, dass Daniel Ernst am fr\u00fchen Morgen des 20. Oktobers aufgrund seiner schweren Schussverletzungen verstarb.\n\n\u201eReichsb\u00fcrger\u201c erkennen die Bundesrepublik nicht an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sie sprechen dem Grundgesetz, Beh\u00f6rden und Gerichten die Legitimit\u00e4t ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. Etliche Akteure sind nach Einsch\u00e4tzung von Verfassungssch\u00fctzern auch in der rechtsextremen Szene aktiv.", "date": "2016-10-20 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/daniel-ernst-32-jahre/", "rg_id": "aas-trg-post-38911", "city": "Georgensgm\u00fcnd", "county": "Roth", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Daniel Ernst", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "91166", "state": "Georgensgm\u00fcnd", "latitude": "49.18711", "longitude": "11.01646", "address": null, "age": "32 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Georgensgm\u00fcnd", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAY2LzcW0IJkCVYHE485dIQGNi83FtCCZAlWBxOPOXSEB8AQAAAGNi83FtCCZAlWBxOPOXSED+"}} {"id": 15896, "description": "Am 01. M\u00e4rz 2017 wurde ein Brand in einem Mehrfamilienhaus in der s\u00e4chsischen Kleinstadt D\u00f6beln gelegt. Die 85-j\u00e4hrige Ruth K. starb an den Folgen einer Rauchgasvergiftung und wurde damit Opfer eines Brandanschlags, der eigentlich nicht ihr galt. Die Polizei ermittelte, dass der Brand von einer Nachbarin gelegt wurde, die einem im Haus lebenden Asylbewerber schaden wollte. Es war nicht der erste Fall von Brandstiftung in dem Wohnhaus: Bereits im M\u00e4rz 2016, eine Woche nachdem der besagte Asylbewerber Mehdi G. in das Haus einzog, wurde ein Feuer im Keller gelegt. Drei weitere Brandstiftungen folgten, erst nach der letzten konnte die T\u00e4terin ermittelt werden: die 70-j\u00e4hrige Gisela B., die selbst in dem Haus wohnte. Die T\u00e4terin heizte nach den Br\u00e4nden die Stimmung gegen Mehdi G. auf, machte ihn f\u00fcr die eigens gelegten Feuer verantwortlich, gab der Polizei falsche Hinweise und erstattete eine Vielzahl an Anzeigen. Nachdem sich die Hinweise der Polizei auf eine T\u00e4terschaft von Gisela B. selbst verdichteten, musste sie wegen mehrfacher schwerer Brandstiftung, Brandstiftung mit Todesfolge und Vort\u00e4uschung von Straftaten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft identifizierte \u201eAusl\u00e4nderhass\u201c als Motiv f\u00fcr die Tat, das Gericht kam darin \u00fcberein, dass der Einzug von Mehdi G. in das Wohnhaus tatausl\u00f6send war. Gisela B. wurde zu neun Jahren Haft wegen versuchter schwerer Brandstiftung mit Todesfolge sowie schwerer Brandstiftung mit gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung verurteilt. Die Verteidigung hat Revision gegen das Urteil eingelegt.\n\nAuch wenn Ruth K. nicht Ziel des Angriffes war, so wurde sie dennoch Opfer einer rechten Gewalttat. Obwohl die Staatsanwaltschaft Rassismus als Tatmotiv und das Gericht den Einzug des Asylbewerbers als tatausl\u00f6send identifizierten, wertet das s\u00e4chsische Landeskriminalamt den Fall als normale Brandstiftung. Damit taucht er nicht in der offiziellen Statistik politisch motivierter Kriminalit\u00e4t auf.\n\n\n\nWeitere Quellen:\n\nLeipziger Volkszeitung\n\nMitteldeutscher Rundfunk", "date": "2017-03-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ruth-k/", "rg_id": "aas-trg-post-43691", "city": "D\u00f6beln", "county": "Mittelsachsen", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Ruth K.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "04720", "state": "D\u00f6beln", "latitude": "51.11899", "longitude": "13.11812", "address": null, "age": "85 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "D\u00f6beln", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAzQGCOXo8KkCIRncQO49JQM0Bgjl6PCpAiEZ3EDuPSUB8AQAAAM0Bgjl6PCpAiEZ3EDuPSUD+"}} {"id": 15898, "description": "Am Abend des 17. April 2018 wurde der 27-j\u00e4hrige Christopher W. brutal ermordet. Die Polizei fand seinen Leichnam in einem ehemaligen G\u00fcterbahnhof in Aue (Sachsen). Getrieben vom Hass auf Homosexuelle haben die drei T\u00e4ter ihr Opfer erst gedem\u00fctigt, dann gefoltert und ermordet.\n\nT\u00e4ter und Opfer kannten sich\n\nChristopher W. galt als aufgeweckt und fr\u00f6hlich. Er machte eine Ausbildung zum Koch. Viel \u00fcber sein Leben ist nicht in Erfahrung zu bringen: Seine Eltern sind verstorben, seine Stiefmutter m\u00f6chte nicht \u00fcber ihn oder die Ereignisse sprechen.\n\nChristopher W. kannte die drei T\u00e4ter, sie lebten im selben Haus, feierten und tranken sogar zusammen. Die T\u00e4ter behandelten ihn jedoch Zeug*innenaussagen zufolge wie einen \u201cSklaven\u201d, schickten ihn zum Klauen, sahen in ihm einen \u201cOpfertytpen\u201d, bezeichneten ihn als \u201cschwach\u201d. Auch homofeindlichen Beleidigungen, Morddrohungen und K\u00f6rperverletzungen durch die T\u00e4ter fiel Christopher W. schon vor der Tat wiederholt zu Opfer.\n\nAm Abend seines Todes trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: \u201cDo you think i am too crazy? You will miss me, when I`m gone\u201d.\n\nHomofeindlicher Gewaltexzess\n\nAm 17. April 2018 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Christopher W. und den drei m\u00e4nnlichen T\u00e4tern, die 22, 22 und 26 Jahre alt waren. Im Zuge der Auseinandersetzung zerrten die T\u00e4ter das Opfer in das alte Bahnhofsgeb\u00e4ude und pr\u00fcgelten auf ihn ein. Die T\u00e4ter steigerten sich in einen Gewaltrausch, stie\u00dfen ihr Opfer in einer Grube und maltr\u00e4tierten Christopher W. bis zu Unkenntlichkeit.\n\nNach der Tat bedeckten die T\u00e4ter die Grube mit einer T\u00fcr und gingen in eine Kneipe, um Fu\u00dfball zu schauen. Bekannte, die einen der T\u00e4ter am sp\u00e4teren Abend in seiner Wohnung besuchten, wurden mit einem Hitlergru\u00df begr\u00fc\u00dft \u2013 am n\u00e4chsten Tag prahlt einer der T\u00e4ter mit der Tat.\n\nAnerkennung der politischen Tatmotivation durch das LKA\n\nDie drei T\u00e4ter waren der Polizei bereits wegen rechtsextremer Delikte bekannt. Das LKA und das BKA ordneten die Tat als PMK-rechts (Politisch motivierte Kriminalit\u00e4t rechts) ein. Im Pl\u00e4doyer der Staatsanwaltschaft und im Urteil durch das Chemnitzer Landgericht fand ein solches Motiv jedoch keine Erw\u00e4hnung. Das Gericht sprach zwar von einer menschenverachtenden Tat, das Tatmerkmal niederer Beweggr\u00fcnde wurde jedoch nicht anerkannt \u2013 es h\u00e4tte zu einer Verurteilung wegen gemeinschaftlichen Mordes f\u00fchren k\u00f6nnen. Stattdessen wurden die T\u00e4ter wegen Totschlags zu 11 bis 14 Jahren Haft verurteilt.\n\nEin Jahr nach der Ermordung von Christopher W. rief die Initiative \u201eWasteland\u201c zum Gedenken an ihn und weiteren n rechter Gewalt in Sachsen auf.", "date": "2018-04-17 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/christopher-w/", "rg_id": "aas-trg-post-43783", "city": "Aue-Bad Schlema", "county": "Erzgebirgskreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Christopher W.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "08280", "state": "Aue", "latitude": "50.58923", "longitude": "12.69655", "address": null, "age": "27 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Aue", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Aue", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAvw6cM6JkKUA66X3ja0tJQL8OnDOiZClAOul942tLSUB8AQAAAL8OnDOiZClAOul942tLSUD+"}} {"id": 15900, "description": "Am 02. Juni 2019 wurde Walter L\u00fcbcke auf der Terrasse seines Hauses durch einen Kopfschuss ermordet. Der Kasseler Regierungspr\u00e4sident war 2015 Ziel einer rechtsextremen Hasskampagne geworden, die seither immer wieder neu angefacht wurde. In seiner Amtsfunktion war L\u00fcbcke auch f\u00fcr die Unterbringung von Gefl\u00fcchteten zust\u00e4ndig, im hessischen Lohfelden sollte 2015 eine Erstaufnahmeeinrichtung er\u00f6ffnet werden. Walter L\u00fcbcke sprach zu diesem Vorhaben auf einer Informationsveranstaltung, wobei er mehrfach durch Unmuts\u00e4u\u00dferungen gest\u00f6rt wurde. Schilderungen zufolge war die Stimmung aggressiv. Daraufhin sagte Walter L\u00fcbcke jene S\u00e4tze, f\u00fcr die er noch Jahre sp\u00e4ter bedroht wurde: \u201eWenn wir vermitteln wollen, dass es sich lohnt, in unserem Land zu leben, dann muss man auch f\u00fcr Werte eintreten. Wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen.\u201c Nachdem ein Mitschnitt der Veranstaltung auf Videoplattformen im Internet ver\u00f6ffentlicht wird, wurde Walter L\u00fcbcke in sozialen Netzwerken beschimpft und bedroht. Der Hass ging so weit, dass im rechtsextremen Blog \u201ePI-News\u201c in Kommentaren seine Privatadresse mit der Aufforderung ver\u00f6ffentlicht wurde, jemand solle \u201esich k\u00fcmmern\u201c. Diese Form der Drohung wird in der rechtsextremen Szene schon lange praktiziert, allerdings waren bisher keine F\u00e4lle bekannt, die t\u00f6dlich endeten.\n\nEin solches Szenario scheint beim Mord an Walter L\u00fcbcke Realit\u00e4t geworden zu sein: Der Hauptverd\u00e4chtige Stephan E. legte ein Gest\u00e4ndnis ab. Laut eigener Aussage sei E. 2015 selbst bei der Informationsveranstaltung gewesen, L\u00fcbcke\u2018s \u00c4u\u00dferungen h\u00e4tten ihn dann \u201edie ganze Zeit\u201c besch\u00e4ftigt. Schon unmittelbar nach seiner Verhaftung berichteten Medien \u00fcber Stephan E.s Vernetzung in der rechtsextremen Szene. Aus diesem Grund wurde der Mord als politisches Attentat eingestuft, die Generalbundesanwaltschaft \u00fcbernahm den Fall.\n\nE. ist mehrfach vorbestraft, vor allem wegen K\u00f6rperverletzung, oft mit rassistischem Tatmotiv. Als 20-J\u00e4hriger wurde er f\u00fcr einen versuchten Anschlag auf eine Unterkunft f\u00fcr Gefl\u00fcchtete verurteilt, die von ihm deponierte Rohrbombe konnte nur knapp entsch\u00e4rft werden. Inwiefern E. bis zuletzt in der rechtsextremen Szene vernetzt war, wird derzeit untersucht. Unter anderem war er in der NPD aktiv, bis 2011 sei er Mitglied in der rechtsextremen \u201eArtgemeinschaft \u2013 Germanische Glaubensgemeinschaft\u201c gewesen. Sein Name tauchte auch in Dokumenten im NSU-Untersuchungsausschuss in Hessen auf. Sicherheitsbeh\u00f6rden gaben hingegen an, Stephan E. nicht mehr als potentiellen rechtsextremen Gewaltt\u00e4ter in Verdacht gehabt zu haben, da er seit 2009 nicht mehr auff\u00e4llig gewesen sei.\n\nIm Fokus der Ermittlungen (Stand: Juli 2019) steht auch die Frage, ob Stephan E. die Tat alleine geplant und begangen hat. In seinem Gest\u00e4ndnis, das er sp\u00e4ter zur\u00fcck nahm, gab E. u.a. an, wie er zur Tatwaffe gekommen ist. Die Erkl\u00e4rung hat zu den Festnahmen von Markus H. und Elmar J. gef\u00fchrt, die ihm bei der Waffenbeschaffung halfen und dies angeblich im Wissen um seine rechtsextreme Gesinnung taten. Au\u00dferdem gibt es nach Augenzeugenberichten Hinweise auf weitere Mitwisser*innen oder sogar Unterst\u00fctzer*innen der Tat.", "date": "2019-06-02 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/walter-luebcke/", "rg_id": "aas-trg-post-49077", "city": "Wolfhagen", "county": "Kassel (Landkreis)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Walter L\u00fcbcke", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "34466", "state": "Wolfhagen-Istha", "latitude": "51.30421", "longitude": "9.23027", "address": null, "age": "65 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wolfhagen-Istha", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Istha", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA9n8O8+V1IkDejnBa8KZJQPZ/DvPldSJA3o5wWvCmSUB8AQAAAPZ/DvPldSJA3o5wWvCmSUD+"}} {"id": 15901, "description": "Am Mittag des 9. Oktober 2019 versuchte der Rechtsterrorist Stephan B. mit Sprengs\u00e4tzen und Schusswaffen in eine Synagoge im Paulusviertel in Halle (Saale) einzudringen. Sein Ziel war es, am h\u00f6chsten j\u00fcdischen Festtag, dem Jom Kippur, einen antisemitischen Massenmord zu begehen \u2013 in der Synagoge hielten sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Menschen auf. Max Privorozki, der Vorsitzende der J\u00fcdischen Gemeinde Halle, berichtete, dass sich die Menschen in der Synagoge mit M\u00f6beln verbarrikadierten, um den T\u00e4ter am Eindringen zu hindern.\n\nW\u00e4hrend der T\u00e4ter versuchte, Sprengs\u00e4tze an der Synagoge zu deponieren, wurde er von einer zuf\u00e4llig vorbeikommenden Passantin auf sein Verhalten angesprochen. Er erschoss die 40-J\u00e4hrige Jana L. daraufhin r\u00fccksichtslos mit einer vollautomatischen Schusswaffe. Sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen.\n\nDie T\u00fcr der Synagoge gab auch nach mehreren Sch\u00fcssen nicht nach, woraufhin der T\u00e4ter zu einem nahegelegenen D\u00f6ner-Imbiss fuhr. Mit der Absicht, Migrant*innen umzubringen, schie\u00dft er in dem Laden um sich \u2013 und ermordete den 20-J\u00e4hrigen Kevin S. Bei der darauffolgenden Flucht verletzte der 27-J\u00e4hrige T\u00e4ter zwei weitere Menschen schwer, bevor er von den Einsatzkr\u00e4ften \u00fcberw\u00e4ltigt und verhaftet werden konnte.\n\nWie bei den Anschl\u00e4gen von Christchurch, Poway und El Paso filmte auch Stephan B. die gesamte Tat mit einer Helmkamera und stellte das Video live ins Internet. Dieses gibt, gemeinsam mit einem online ver\u00f6ffentlichten \u201aManifest\u2018, Aufschluss \u00fcber die zutiefst menschenverachtende Ideologie, die den T\u00e4ter zu dem Anschlag motivierte \u2013 und offenbart die Verstrickung von Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus im rechtsextremen Weltbild.\n\nAls Teil einer rechtsextremen Subkultur, die sich in Onlineforen und auf Plattformen f\u00fcr Gamer radikalisiert und vernetzt, richtete der T\u00e4ter sich mit seinen teilweise englischsprachigen Botschaften an ein globales Publikum und erhoffte sich Anerkennung f\u00fcr seine grausame Tat. Diese neue, virtuelle Art des Rechtsterrorismus weist starke Bez\u00fcge zum Gaming auf: So sprach der T\u00e4ter w\u00e4hrend des Anschlags von \u201eachievements\u201c (engl. Erfolgen), also in Computerspielen \u00fcblichen Aufgaben, die der Vergleichbarkeit mit anderen Spieler*innen dienen. Der \u201aGipfel\u2018 dieser digitalen Glorifizierung von realen Morden und Hass ist die Vergabe von Highscores f\u00fcr die \u201aerfolgreichsten\u2018 rechtsextremen Anschl\u00e4ge \u2013 gemessen an der Zahl der Todesopfer.\n\nStephan B. gestand die Tat kurze Zeit nach seiner Verhaftung und best\u00e4tigte das antisemitische, rechtsextreme Motiv. Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem zweifachen Mord und versuchten Mord in neun F\u00e4llen vor.", "date": "2019-10-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/jana-l/", "rg_id": "aas-trg-post-50735", "city": "Halle (Saale)", "county": "Halle (Saale)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Jana L.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06108", "state": "Halle", "latitude": "51.4822", "longitude": "11.97494", "address": null, "age": "40 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Halle", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA3h/vVSvzJ0DLEMe6uL1JQN4f71Ur8ydAyxDHuri9SUB8AQAAAN4f71Ur8ydAyxDHuri9SUD+"}} {"id": 15902, "description": "Am Mittag des 9. Oktober 2019 versuchte der Rechtsterrorist Stephan B. mit Sprengs\u00e4tzen und Schusswaffen in eine Synagoge im Paulusviertel in Halle (Saale) einzudringen. Sein Ziel war es, am h\u00f6chsten j\u00fcdischen Festtag, dem Jom Kippur, einen antisemitischen Massenmord zu begehen \u2013 in der Synagoge hielten sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Menschen auf. Max Privorozki, der Vorsitzende der J\u00fcdischen Gemeinde Halle, berichtete, dass sich die Menschen in der Synagoge mit M\u00f6beln verbarrikadierten, um den T\u00e4ter am Eindringen zu hindern.\n\nW\u00e4hrend der T\u00e4ter versuchte, Sprengs\u00e4tze an der Synagoge zu deponieren, wurde er von einer zuf\u00e4llig vorbeikommenden Passantin auf sein Verhalten angesprochen. Er erschoss die 40-J\u00e4hrige Jana L. daraufhin r\u00fccksichtslos mit einer vollautomatischen Schusswaffe. Sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen.\n\nDie T\u00fcr der Synagoge gab auch nach mehreren Sch\u00fcssen nicht nach, woraufhin der T\u00e4ter zu einem nahegelegenen D\u00f6ner-Imbiss fuhr. Mit der Absicht, Migrant*innen umzubringen, schie\u00dft er in dem Laden um sich \u2013 und ermordete den 20-J\u00e4hrigen Kevin S. Bei der darauffolgenden Flucht verletzte der 27-J\u00e4hrige T\u00e4ter zwei weitere Menschen schwer, bevor er von den Einsatzkr\u00e4ften \u00fcberw\u00e4ltigt und verhaftet werden konnte.\n\nWie bei den Anschl\u00e4gen von Christchurch, Poway und El Paso filmte auch Stephan B. die gesamte Tat mit einer Helmkamera und stellte das Video live ins Internet. Dieses gibt, gemeinsam mit einem online ver\u00f6ffentlichten \u201aManifest\u2018, Aufschluss \u00fcber die zutiefst menschenverachtende Ideologie, die den T\u00e4ter zu dem Anschlag motivierte \u2013 und offenbart die Verstrickung von Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus im rechtsextremen Weltbild.\n\nAls Teil einer rechtsextremen Subkultur, die sich in Onlineforen und auf Plattformen f\u00fcr Gamer radikalisiert und vernetzt, richtete der T\u00e4ter sich mit seinen teilweise englischsprachigen Botschaften an ein globales Publikum und erhoffte sich Anerkennung f\u00fcr seine grausame Tat. Diese neue, virtuelle Art des Rechtsterrorismus weist starke Bez\u00fcge zum Gaming auf: So sprach der T\u00e4ter w\u00e4hrend des Anschlags von \u201eachievements\u201c (engl. Erfolgen), also in Computerspielen \u00fcblichen Aufgaben, die der Vergleichbarkeit mit anderen Spieler*innen dienen. Der \u201aGipfel\u2018 dieser digitalen Glorifizierung von realen Morden und Hass ist die Vergabe von Highscores f\u00fcr die \u201aerfolgreichsten\u2018 rechtsextremen Anschl\u00e4ge \u2013 gemessen an der Zahl der Todesopfer.\n\nStephan B. gestand die Tat kurze Zeit nach seiner Verhaftung und best\u00e4tigte das antisemitische, rechtsextreme Motiv. 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Februar 2020 ver\u00fcbte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: G\u00f6khan G\u00fcltekin, Sedat G\u00fcrb\u00fcz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovi\u0107, Vili Viorel P\u0103un, Fatih Sara\u00e7o\u011flu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.\n\nGegen 22 Uhr er\u00f6ffnete ein Rechtsterrorist am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar \u201eLa Votre\u201d erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Sara\u00e7o\u011flu auf der Stra\u00dfe und erschoss auch ihn. In der Shishabar \u201eMidnight\u201d ermordete er den Eigent\u00fcmer Sedat G\u00fcrb\u00fcz. Im Anschluss floh der T\u00e4ter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel P\u0103un in dessen Auto.\n\nIm Anschluss st\u00fcrmte er zum Lokal \u201cArena Bar & Caf\u00e9\u201d und dem angeschlossenen Kiosk. Dort t\u00f6tete er G\u00f6khan G\u00fcltekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der T\u00e4ter auf mehrere junge M\u00e4nner, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtovi\u0107 wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer.\n\nPamphlet offenbart rechtsextremes und verschw\u00f6rungstheoretisches Weltbild\n\nDie Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge \u201eliegen gravierende Indizien f\u00fcr einen rassistischen Hintergrund der Tat vor\u201c. Grundlage f\u00fcr diese Einordnung ist unter anderem ein \u201eSkript\u201c, das der 42-j\u00e4hrige T\u00e4ter im Internet ver\u00f6ffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschw\u00f6rungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument dr\u00fcckt den Hass des T\u00e4ters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus.\n\n#saytheirnames\n\nDer Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarit\u00e4t hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf \u201eSolidarit\u00e4t statt Spaltung\u201c und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen St\u00e4dten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen.\n\nDie Opfer wurden nicht zuf\u00e4llig ausgew\u00e4hlt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den T\u00e4ter in den Vordergrund zu r\u00fccken.\n\nG\u00f6khan G\u00fcltekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der \u201ebunte Hund\u201c\u00a0genannt. Sein Vater\u00a0sagte, er sei \u201eder Besonnene und Flei\u00dfige in der Familie gewesen\u201c. G\u00f6khan G\u00fcltekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Caf\u00e9-Kiosk.\u00a0Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder \u00c7etin G\u00fcltekin\u00a0sagte\u00a0\u00fcber ihn: \u201eMein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es m\u00fcsste mir peinlich sein, er war acht Jahre j\u00fcnger als ich, aber er hat sich um alles gek\u00fcmmert, er war unser Optimist\u201c.\n\nSedat G\u00fcrb\u00fcz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fu\u00dfball spielte. Er war Besitzer der Bar \u201cMidnight\u201d, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erf\u00fcllt hat. Sedat war \u00fcberall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: \u201eDu hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht\u201c, erz\u00e4hlt sein Vater Selahattin G\u00fcb\u00fcz. \u201eEr hatte Tr\u00e4ume. Er hatte Pl\u00e4ne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gr\u00fcnden\u201c, berichtet seine Mutter Emis G\u00fcrb\u00fcz\n\nSaid Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenf\u00fchrer. Im n\u00e4chsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich gepr\u00fcften Techniker abschlie\u00dfen. \u201eHanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt\u201d, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 \u2013 Ziffern der Kesselst\u00e4dter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er \u201ehatte immer ein offenes Ohr\u201c und l\u00e4chelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. \u201eWenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete\u201c, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zur\u00fcck. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet.\n\nDie 35-j\u00e4hrige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. \u201eSie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer N\u00e4he sofort wohlgef\u00fchlt\u201c,\u00a0sagte ihre Freundin Jade M.\u00a0Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der\u00a0Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber\u00a0nur etwas kaufen, als der T\u00e4ter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman\u00a0beschreibt\u00a0sie als f\u00fcrsorglichen Menschen: \u201eSie hat sich immer um alle gek\u00fcmmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, f\u00fcr sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.\u201c\n\nHamza Kurtovi\u0107 hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-J\u00e4hrige einen neuen Job, mit dem er \u00fcbergl\u00fccklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtovi\u0107 verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. 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Wenn er schon alle B\u00fccher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon gebl\u00e4ttert. So einer war er.\u201c Er hatte kurdische Wurzeln.\n\nDer 33-j\u00e4hrige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar\u00a0La Vorte\u00a0neben der Shishabar\u00a0Midnight\u00a0und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell\u00a0unterst\u00fctzen. Der 33-J\u00e4hrige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterl\u00e4sst seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtj\u00e4hrigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert\u00a0sich an ihn als gl\u00fccklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: \u201eKaloyan hat immer alle gegr\u00fc\u00dft, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstst\u00e4ndig machen.\u201c\n\nInitiativen von Betroffenen\n\nWenige Tage nach der Tat, am 6. M\u00e4rz 2020, gr\u00fcndeten Angeh\u00f6rige der Todesopfer, \u00dcberlebende und Unterst\u00fctzter*innen die\u00a0 Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufkl\u00e4rung und Konsequenzen.\n\nAnfang Mai 2020 er\u00f6ffnete die Initiative einen \u201aRaum gegen das Vergessen\u2018 in Hanau f\u00fcr die Betroffenen, \u00dcberlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum.\n\nDie Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegr\u00fcndet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie m\u00f6chte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an.\n\nKritik an Beh\u00f6rden vor, w\u00e4hrend und nach der Tat\n\nSeit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Beh\u00f6rden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe T\u00e4ter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den fl\u00fcchtigen T\u00e4ter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe.\n\nW\u00e4hrend der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchg\u00e4ngig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht geh\u00f6rt, die wom\u00f6glich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen h\u00e4tten k\u00f6nnen.\n\nAm zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die G\u00e4ste sa\u00dfen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attent\u00e4ter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angeh\u00f6rige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.\n\nFast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag ver\u00f6ffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. 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Im n\u00e4chsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich gepr\u00fcften Techniker abschlie\u00dfen. \u201eHanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt\u201d, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 \u2013 Ziffern der Kesselst\u00e4dter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er \u201ehatte immer ein offenes Ohr\u201c und l\u00e4chelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. \u201eWenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete\u201c, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zur\u00fcck. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet.\n\nDie 35-j\u00e4hrige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. \u201eSie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer N\u00e4he sofort wohlgef\u00fchlt\u201c,\u00a0sagte ihre Freundin Jade M.\u00a0Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der\u00a0Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber\u00a0nur etwas kaufen, als der T\u00e4ter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman\u00a0beschreibt\u00a0sie als f\u00fcrsorglichen Menschen: \u201eSie hat sich immer um alle gek\u00fcmmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, f\u00fcr sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.\u201c\n\nHamza Kurtovi\u0107 hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-J\u00e4hrige einen neuen Job, mit dem er \u00fcbergl\u00fccklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtovi\u0107 verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. 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Das 24-seitige Dokument dr\u00fcckt den Hass des T\u00e4ters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus.\n\n#saytheirnames\n\nDer Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarit\u00e4t hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf \u201eSolidarit\u00e4t statt Spaltung\u201c und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen St\u00e4dten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen.\n\nDie Opfer wurden nicht zuf\u00e4llig ausgew\u00e4hlt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den T\u00e4ter in den Vordergrund zu r\u00fccken.\n\nG\u00f6khan G\u00fcltekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der \u201ebunte Hund\u201c\u00a0genannt. Sein Vater\u00a0sagte, er sei \u201eder Besonnene und Flei\u00dfige in der Familie gewesen\u201c. G\u00f6khan G\u00fcltekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Caf\u00e9-Kiosk.\u00a0Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder \u00c7etin G\u00fcltekin\u00a0sagte\u00a0\u00fcber ihn: \u201eMein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es m\u00fcsste mir peinlich sein, er war acht Jahre j\u00fcnger als ich, aber er hat sich um alles gek\u00fcmmert, er war unser Optimist\u201c.\n\nSedat G\u00fcrb\u00fcz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fu\u00dfball spielte. Er war Besitzer der Bar \u201cMidnight\u201d, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erf\u00fcllt hat. Sedat war \u00fcberall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: \u201eDu hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht\u201c, erz\u00e4hlt sein Vater Selahattin G\u00fcb\u00fcz. \u201eEr hatte Tr\u00e4ume. Er hatte Pl\u00e4ne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gr\u00fcnden\u201c, berichtet seine Mutter Emis G\u00fcrb\u00fcz\n\nSaid Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenf\u00fchrer. Im n\u00e4chsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich gepr\u00fcften Techniker abschlie\u00dfen. \u201eHanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt\u201d, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 \u2013 Ziffern der Kesselst\u00e4dter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er \u201ehatte immer ein offenes Ohr\u201c und l\u00e4chelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. \u201eWenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete\u201c, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zur\u00fcck. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet.\n\nDie 35-j\u00e4hrige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. \u201eSie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer N\u00e4he sofort wohlgef\u00fchlt\u201c,\u00a0sagte ihre Freundin Jade M.\u00a0Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der\u00a0Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber\u00a0nur etwas kaufen, als der T\u00e4ter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman\u00a0beschreibt\u00a0sie als f\u00fcrsorglichen Menschen: \u201eSie hat sich immer um alle gek\u00fcmmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, f\u00fcr sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.\u201c\n\nHamza Kurtovi\u0107 hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-J\u00e4hrige einen neuen Job, mit dem er \u00fcbergl\u00fccklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtovi\u0107 verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst \u00fcberwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pl\u00e4ne f\u00fcr gro\u00dfe Reisen.\u201cMein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einf\u00fchlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt f\u00fcr Menschen in Not gespendet\u201d, erz\u00e4hlt seine Schwester Ajla Kurtovi\u0107 \u00fcber ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder.\n\nVili-Viorel P\u0103un wurde 22 Jahre alt. Als 16-J\u00e4hriger kam er von Rum\u00e4nien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte.\u00a0Seine Familie kam f\u00fcr ihn an\u00a0erster Stelle. Um sie zu unterst\u00fctzen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zur\u00fcck und arbeitete als Paketzusteller.\u00a0Seine Eltern\u00a0beschreiben\u00a0ihn als fr\u00f6hlichen, hilfsbereiten und flei\u00dfigen Menschen. Seine Mutter Iulia P\u0103un erz\u00e4hlt \u00fcber ihn: \u201eVili konnte viele Sprachen, Italienisch, Franz\u00f6sisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren\u201c. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet.\n\nFatih Sara\u00e7o\u011flu wurde im t\u00fcrkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstst\u00e4ndig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: \u201eEr war meine gr\u00f6\u00dfte Hilfe.\u201c Fatih Sara\u00e7o\u011flu besuchte ihn regelm\u00e4\u00dfig in Regensburg, half bei Beh\u00f6rdeng\u00e4ngen, \u00fcbersetzte f\u00fcr ihn. Sara\u00e7o\u011flu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt \u00fcber ihn: \u201eEr war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genie\u00dft. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.\u201c\n\nFerhat Unvar\u00a0hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gr\u00fcnden, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pl\u00e4ne und Tr\u00e4ume, wie seine Familie berichtet.\u00a0Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erz\u00e4hlt \u00fcber ihren Sohn: \u201eIn der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich f\u00fcr die Welt interessiert, f\u00fcr Menschen. Wenn er schon alle B\u00fccher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon gebl\u00e4ttert. So einer war er.\u201c Er hatte kurdische Wurzeln.\n\nDer 33-j\u00e4hrige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar\u00a0La Vorte\u00a0neben der Shishabar\u00a0Midnight\u00a0und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell\u00a0unterst\u00fctzen. Der 33-J\u00e4hrige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterl\u00e4sst seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtj\u00e4hrigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert\u00a0sich an ihn als gl\u00fccklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: \u201eKaloyan hat immer alle gegr\u00fc\u00dft, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstst\u00e4ndig machen.\u201c\n\nInitiativen von Betroffenen\n\nWenige Tage nach der Tat, am 6. M\u00e4rz 2020, gr\u00fcndeten Angeh\u00f6rige der Todesopfer, \u00dcberlebende und Unterst\u00fctzter*innen die\u00a0 Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufkl\u00e4rung und Konsequenzen.\n\nAnfang Mai 2020 er\u00f6ffnete die Initiative einen \u201aRaum gegen das Vergessen\u2018 in Hanau f\u00fcr die Betroffenen, \u00dcberlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum.\n\nDie Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegr\u00fcndet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie m\u00f6chte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an.\n\nKritik an Beh\u00f6rden vor, w\u00e4hrend und nach der Tat\n\nSeit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Beh\u00f6rden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe T\u00e4ter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den fl\u00fcchtigen T\u00e4ter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe.\n\nW\u00e4hrend der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchg\u00e4ngig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht geh\u00f6rt, die wom\u00f6glich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen h\u00e4tten k\u00f6nnen.\n\nAm zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die G\u00e4ste sa\u00dfen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attent\u00e4ter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angeh\u00f6rige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.\n\nFast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag ver\u00f6ffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. 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Dort t\u00f6tete er G\u00f6khan G\u00fcltekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der T\u00e4ter auf mehrere junge M\u00e4nner, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtovi\u0107 wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer.\n\nPamphlet offenbart rechtsextremes und verschw\u00f6rungstheoretisches Weltbild\n\nDie Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge \u201eliegen gravierende Indizien f\u00fcr einen rassistischen Hintergrund der Tat vor\u201c. Grundlage f\u00fcr diese Einordnung ist unter anderem ein \u201eSkript\u201c, das der 42-j\u00e4hrige T\u00e4ter im Internet ver\u00f6ffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschw\u00f6rungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument dr\u00fcckt den Hass des T\u00e4ters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus.\n\n#saytheirnames\n\nDer Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarit\u00e4t hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf \u201eSolidarit\u00e4t statt Spaltung\u201c und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen St\u00e4dten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen.\n\nDie Opfer wurden nicht zuf\u00e4llig ausgew\u00e4hlt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den T\u00e4ter in den Vordergrund zu r\u00fccken.\n\nG\u00f6khan G\u00fcltekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der \u201ebunte Hund\u201c\u00a0genannt. Sein Vater\u00a0sagte, er sei \u201eder Besonnene und Flei\u00dfige in der Familie gewesen\u201c. G\u00f6khan G\u00fcltekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Caf\u00e9-Kiosk.\u00a0Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder \u00c7etin G\u00fcltekin\u00a0sagte\u00a0\u00fcber ihn: \u201eMein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es m\u00fcsste mir peinlich sein, er war acht Jahre j\u00fcnger als ich, aber er hat sich um alles gek\u00fcmmert, er war unser Optimist\u201c.\n\nSedat G\u00fcrb\u00fcz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fu\u00dfball spielte. Er war Besitzer der Bar \u201cMidnight\u201d, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erf\u00fcllt hat. Sedat war \u00fcberall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: \u201eDu hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht\u201c, erz\u00e4hlt sein Vater Selahattin G\u00fcb\u00fcz. \u201eEr hatte Tr\u00e4ume. Er hatte Pl\u00e4ne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gr\u00fcnden\u201c, berichtet seine Mutter Emis G\u00fcrb\u00fcz\n\nSaid Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenf\u00fchrer. Im n\u00e4chsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich gepr\u00fcften Techniker abschlie\u00dfen. \u201eHanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt\u201d, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 \u2013 Ziffern der Kesselst\u00e4dter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er \u201ehatte immer ein offenes Ohr\u201c und l\u00e4chelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. \u201eWenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete\u201c, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zur\u00fcck. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet.\n\nDie 35-j\u00e4hrige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. \u201eSie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer N\u00e4he sofort wohlgef\u00fchlt\u201c,\u00a0sagte ihre Freundin Jade M.\u00a0Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der\u00a0Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber\u00a0nur etwas kaufen, als der T\u00e4ter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman\u00a0beschreibt\u00a0sie als f\u00fcrsorglichen Menschen: \u201eSie hat sich immer um alle gek\u00fcmmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, f\u00fcr sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.\u201c\n\nHamza Kurtovi\u0107 hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-J\u00e4hrige einen neuen Job, mit dem er \u00fcbergl\u00fccklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtovi\u0107 verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst \u00fcberwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pl\u00e4ne f\u00fcr gro\u00dfe Reisen.\u201cMein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einf\u00fchlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt f\u00fcr Menschen in Not gespendet\u201d, erz\u00e4hlt seine Schwester Ajla Kurtovi\u0107 \u00fcber ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder.\n\nVili-Viorel P\u0103un wurde 22 Jahre alt. Als 16-J\u00e4hriger kam er von Rum\u00e4nien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte.\u00a0Seine Familie kam f\u00fcr ihn an\u00a0erster Stelle. Um sie zu unterst\u00fctzen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zur\u00fcck und arbeitete als Paketzusteller.\u00a0Seine Eltern\u00a0beschreiben\u00a0ihn als fr\u00f6hlichen, hilfsbereiten und flei\u00dfigen Menschen. Seine Mutter Iulia P\u0103un erz\u00e4hlt \u00fcber ihn: \u201eVili konnte viele Sprachen, Italienisch, Franz\u00f6sisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren\u201c. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet.\n\nFatih Sara\u00e7o\u011flu wurde im t\u00fcrkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstst\u00e4ndig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: \u201eEr war meine gr\u00f6\u00dfte Hilfe.\u201c Fatih Sara\u00e7o\u011flu besuchte ihn regelm\u00e4\u00dfig in Regensburg, half bei Beh\u00f6rdeng\u00e4ngen, \u00fcbersetzte f\u00fcr ihn. Sara\u00e7o\u011flu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt \u00fcber ihn: \u201eEr war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genie\u00dft. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.\u201c\n\nFerhat Unvar\u00a0hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gr\u00fcnden, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pl\u00e4ne und Tr\u00e4ume, wie seine Familie berichtet.\u00a0Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erz\u00e4hlt \u00fcber ihren Sohn: \u201eIn der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich f\u00fcr die Welt interessiert, f\u00fcr Menschen. Wenn er schon alle B\u00fccher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon gebl\u00e4ttert. So einer war er.\u201c Er hatte kurdische Wurzeln.\n\nDer 33-j\u00e4hrige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar\u00a0La Vorte\u00a0neben der Shishabar\u00a0Midnight\u00a0und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell\u00a0unterst\u00fctzen. Der 33-J\u00e4hrige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterl\u00e4sst seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtj\u00e4hrigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert\u00a0sich an ihn als gl\u00fccklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: \u201eKaloyan hat immer alle gegr\u00fc\u00dft, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstst\u00e4ndig machen.\u201c\n\nInitiativen von Betroffenen\n\nWenige Tage nach der Tat, am 6. 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So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe T\u00e4ter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den fl\u00fcchtigen T\u00e4ter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe.\n\nW\u00e4hrend der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchg\u00e4ngig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht geh\u00f6rt, die wom\u00f6glich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen h\u00e4tten k\u00f6nnen.\n\nAm zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. 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Sein Bruder sagt \u00fcber ihn: \u201eEr war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genie\u00dft. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.\u201c\n\nFerhat Unvar\u00a0hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gr\u00fcnden, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pl\u00e4ne und Tr\u00e4ume, wie seine Familie berichtet.\u00a0Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erz\u00e4hlt \u00fcber ihren Sohn: \u201eIn der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich f\u00fcr die Welt interessiert, f\u00fcr Menschen. Wenn er schon alle B\u00fccher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon gebl\u00e4ttert. So einer war er.\u201c Er hatte kurdische Wurzeln.\n\nDer 33-j\u00e4hrige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar\u00a0La Vorte\u00a0neben der Shishabar\u00a0Midnight\u00a0und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell\u00a0unterst\u00fctzen. Der 33-J\u00e4hrige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterl\u00e4sst seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtj\u00e4hrigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert\u00a0sich an ihn als gl\u00fccklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: \u201eKaloyan hat immer alle gegr\u00fc\u00dft, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstst\u00e4ndig machen.\u201c\n\nInitiativen von Betroffenen\n\nWenige Tage nach der Tat, am 6. M\u00e4rz 2020, gr\u00fcndeten Angeh\u00f6rige der Todesopfer, \u00dcberlebende und Unterst\u00fctzter*innen die\u00a0 Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufkl\u00e4rung und Konsequenzen.\n\nAnfang Mai 2020 er\u00f6ffnete die Initiative einen \u201aRaum gegen das Vergessen\u2018 in Hanau f\u00fcr die Betroffenen, \u00dcberlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum.\n\nDie Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegr\u00fcndet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie m\u00f6chte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an.\n\nKritik an Beh\u00f6rden vor, w\u00e4hrend und nach der Tat\n\nSeit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Beh\u00f6rden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe T\u00e4ter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den fl\u00fcchtigen T\u00e4ter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe.\n\nW\u00e4hrend der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchg\u00e4ngig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht geh\u00f6rt, die wom\u00f6glich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen h\u00e4tten k\u00f6nnen.\n\nAm zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. 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Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst \u00fcberwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pl\u00e4ne f\u00fcr gro\u00dfe Reisen.\u201cMein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einf\u00fchlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt f\u00fcr Menschen in Not gespendet\u201d, erz\u00e4hlt seine Schwester Ajla Kurtovi\u0107 \u00fcber ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder.\n\nVili-Viorel P\u0103un wurde 22 Jahre alt. Als 16-J\u00e4hriger kam er von Rum\u00e4nien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte.\u00a0Seine Familie kam f\u00fcr ihn an\u00a0erster Stelle. Um sie zu unterst\u00fctzen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zur\u00fcck und arbeitete als Paketzusteller.\u00a0Seine Eltern\u00a0beschreiben\u00a0ihn als fr\u00f6hlichen, hilfsbereiten und flei\u00dfigen Menschen. Seine Mutter Iulia P\u0103un erz\u00e4hlt \u00fcber ihn: \u201eVili konnte viele Sprachen, Italienisch, Franz\u00f6sisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren\u201c. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet.\n\nFatih Sara\u00e7o\u011flu wurde im t\u00fcrkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstst\u00e4ndig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: \u201eEr war meine gr\u00f6\u00dfte Hilfe.\u201c Fatih Sara\u00e7o\u011flu besuchte ihn regelm\u00e4\u00dfig in Regensburg, half bei Beh\u00f6rdeng\u00e4ngen, \u00fcbersetzte f\u00fcr ihn. Sara\u00e7o\u011flu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt \u00fcber ihn: \u201eEr war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genie\u00dft. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.\u201c\n\nFerhat Unvar\u00a0hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gr\u00fcnden, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pl\u00e4ne und Tr\u00e4ume, wie seine Familie berichtet.\u00a0Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erz\u00e4hlt \u00fcber ihren Sohn: \u201eIn der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich f\u00fcr die Welt interessiert, f\u00fcr Menschen. Wenn er schon alle B\u00fccher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon gebl\u00e4ttert. So einer war er.\u201c Er hatte kurdische Wurzeln.\n\nDer 33-j\u00e4hrige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar\u00a0La Vorte\u00a0neben der Shishabar\u00a0Midnight\u00a0und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell\u00a0unterst\u00fctzen. Der 33-J\u00e4hrige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterl\u00e4sst seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtj\u00e4hrigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert\u00a0sich an ihn als gl\u00fccklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: \u201eKaloyan hat immer alle gegr\u00fc\u00dft, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstst\u00e4ndig machen.\u201c\n\nInitiativen von Betroffenen\n\nWenige Tage nach der Tat, am 6. M\u00e4rz 2020, gr\u00fcndeten Angeh\u00f6rige der Todesopfer, \u00dcberlebende und Unterst\u00fctzter*innen die\u00a0 Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufkl\u00e4rung und Konsequenzen.\n\nAnfang Mai 2020 er\u00f6ffnete die Initiative einen \u201aRaum gegen das Vergessen\u2018 in Hanau f\u00fcr die Betroffenen, \u00dcberlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum.\n\nDie Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegr\u00fcndet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie m\u00f6chte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an.\n\nKritik an Beh\u00f6rden vor, w\u00e4hrend und nach der Tat\n\nSeit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Beh\u00f6rden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe T\u00e4ter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den fl\u00fcchtigen T\u00e4ter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe.\n\nW\u00e4hrend der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchg\u00e4ngig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht geh\u00f6rt, die wom\u00f6glich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen h\u00e4tten k\u00f6nnen.\n\nAm zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die G\u00e4ste sa\u00dfen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attent\u00e4ter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angeh\u00f6rige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.\n\nFast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag ver\u00f6ffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angeh\u00f6rige der Todesopfer und \u00dcberlebende detailliert bisherige Recherchen zur \u201eKette des Versagens\u201c vor.", "date": "2020-02-19 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kaloyan-velkov/", "rg_id": "aas-trg-post-54777", "city": "Hanau", "county": "Main-Kinzig-Kreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Kaloyan Velkov", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "63450", "state": "Hanau", "latitude": "50.13541", "longitude": "8.91644", "address": null, "age": "33 Jahre", "official": 1, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hanau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAE36pnzfVIUCTxmgdVRFJQBN+qZ831SFAk8ZoHVURSUB8AQAAABN+qZ831SFAk8ZoHVURSUD+"}}