{"id": 15801, "description": "Am 31. Januar 2000 stirbt Bernd Schmidt in Wei\u00dfwasser (Sachsen) an seinen schweren Kopfverletzungen. Zugef\u00fcgt wurden ihm diese von zwei 15-j\u00e4hrigen Jugendlichen, die den Obdachlosen drei Tage lang in einer Abrissbaracke traktiert haben. Anfangs beteiligt sich auch ein 16-J\u00e4hriger. Die zwei T\u00e4ter behaupten vor dem Landgericht G\u00f6rlitz, sie wollten von dem 52-J\u00e4hrigen 900 Mark f\u00fcr ein Moped erpressen. Das Gericht attestiert einem der T\u00e4ter im Urteil \u201edie bisher unkorrigierte Fehlhaltung, dass Obdachlose, sozial Schwache und Ausl\u00e4nder wenig wert sind und kein Recht auf Unversehrtheit haben\u201c. Der 15-J\u00e4hrige hatte gesagt, Leute wie Schmidt seien \u201emenschlicher Schrott\u201c. Der Angeklagte wird wegen versuchter r\u00e4uberischer Erpressung mit Todesfolge und gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der gleichaltrige Mitt\u00e4ter erh\u00e4lt viereinhalb Jahre, der 16-J\u00e4hrige ein Jahr auf Bew\u00e4hrung.\n\nObwohl das Gericht in seinem Urteil die sozialdarwinistische Motivation der Tat ausdr\u00fccklich betonte, taucht Bernd Schmidt nicht in der offiziellen Statistik Todesopfer rechter Gewalt auf. Obdachlose, eine der schw\u00e4chsten Gruppen in der Gesellschaft, erfahren st\u00e4ndig Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt. Wenn t\u00f6dliche Attacken auf wohnungslose Menschen als Raub\u00fcberf\u00e4lle getarnt werden, m\u00fcssen sie als das behandelt werden, was sie sind: Politisch motivierte Morde. Obdachlose gelten in der rechtsextremen Szene als \u201easozial\u201c und \u201eminderwertig\u201c. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter darf gerade bei einer t\u00f6dlichen Attacke auf diese Opfergruppe nicht ignoriert werden, begr\u00fcndet sich doch in ihrer rechten Gesinnung (Sozialdarwinismus) die exzessive Gewalt gegen sozial schw\u00e4cher gestellte Menschen. Bernd Schmidt ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte in der offiziellen Statistik der PMK-rechts genannt werden.", "date": "2000-01-29 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/bernd-schmidt/", "rg_id": "aas-trg-post-38755", "city": "Wei\u00dfwasser/O.L.", "county": "G\u00f6rlitz", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Bernd Schmidt", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "02943", "state": "Wei\u00dfwasser", "latitude": "51.50367", "longitude": "14.64046", "address": null, "age": "52 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wei\u00dfwasser", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA1cqEX+pHLUD4/DBCeMBJQNXKhF/qRy1A+PwwQnjASUB8AQAAANXKhF/qRy1A+PwwQnjASUD+"}} {"id": 15802, "description": "Der 60-j\u00e4hrige Helmut Sackers wird am 29. April 2000 von einem 29-j\u00e4hrigen Rechtsextremisten im Treppenhaus eines Plattenbaus in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) erstochen. Der couragierte Mann, der sich weigerte, die laute Nazi-Musik seines Nachbars h\u00f6ren zu m\u00fcssen und ihn deshalb aufforderte die Musik auszumachen, bezahlte dies mit seinem Leben. Vor der t\u00f6dlichen Attacke hat Helmut Sackers aufgrund des lautstarken Rechtsrocks, darunter das verbotene \u201eHorst-Wessel-Lied\u201c, die Polizei gerufen. Als sein Nachbar Andreas S. trotzdem weiter laut Nazi-Musik h\u00f6rt, droht Helmut Sackers mit einer Anzeige bei der Polizei. Andreas S. ist dar\u00fcber sehr ver\u00e4rgert und beschimpft seinen Nachbar als \u201c Kommunist\u201c. Kurz darauf sticht Andreas S mit einem Messer auf den 60-j\u00e4hrigen ein. Helmut Sackers verblutet im Treppenhaus. Bei der Wohnungsdurchsuchung von Andreas S. findet die Polizei mehr als 80 rechtsextremistische CDs, Videos mit Aufrufen zum Mord an politischen Gegnern und 90 neonazistische Propagandahefte. In einem Lied auf einer rechtsextremen CD wird dazu aufgerufen, \u201eKommunisten tot zu schlagen\u201c. Weil der T\u00e4ter behauptet, er habe in \u201eNotwehr\u201c gehandelt, wird er in einem ersten Verfahren (2000) und in einem zweiten Verfahren (2005), obwohl sp\u00e4testens in diesem das L\u00fcgenger\u00fcst des T\u00e4ters zusammenfiel, freigesprochen. Dass der T\u00e4ter ein zweites Mal freigesprochen wurde, war skandal\u00f6s, lobte der Vorsitzende Richter doch noch Helmut Sackers f\u00fcr seine Zivilcourage. Dennoch spricht er den Angeklagten Andreas S. nach acht achtmonatiger Hauptverhandlung erneut frei. Bei den vier Messerstichen gegen das 60-j\u00e4hrige Opfer habe es sich um einen \u201eintensiven Notwehrexzess\u201c gehandelt. Mit diesem Urteil wurde Helmut Sackers nicht nur eine Mitschuld unterstellt, er wurde sogar zum T\u00e4ter stigmatisiert. Die Staatsanwaltschaft hatte sechseinhalb Jahre Haft f\u00fcr Andreas S. wegen gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge gefordert.\n\nErst k\u00fcrzlich hatte sich die Landesregierung Sachsen-Anhalt dazu durchgerungen die nicht-anerkannten Todesopfer rechter Gewalt in ihrem Bundesland noch einmal zu pr\u00fcfen. Im Zuge dieser \u00dcberpr\u00fcfung wurden nun drei bisher nicht anerkannte T\u00f6tungsdelikte offiziell dem Ph\u00e4nomenbereich der PMK-rechts zugeordnet. Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt sieht zwar bei dem T\u00f6tungsdelikt an Helmut Sackers eine rechtsextreme Motivation, sieht aber keine M\u00f6glichkeit, den Fall in die Statistik aufzunehmen, da das Landgericht Halle den T\u00e4ter freigesprochen hatte, und somit rein juristisch kein Verbrechen vorliege. Dass Innenminister Holger Stahlknecht sich nun mit der Witwe von Helmut Sackers getroffen hat, ist aber trotz der Nicht-Anerkennung, ein wichtiges Signal an die Angeh\u00f6rigen der Opfer. So sagte Helmut Sackers Lebensgef\u00e4hrtin Heide Dannenberg noch kurz vorher: \u201eEr hat alles richtig gemacht. Hat nicht weggeschaut oder weggeh\u00f6rt, sondern genau die Zivilcourage gezeigt, zu der unsere Politiker immer vollmundig aufrufen. Doch sein Einsatz ist bis heute nicht anerkannt.\u201c Ein erster Schritt dieser Anerkennung wurde nun begangen.", "date": "2000-04-29 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/helmut-sackers/", "rg_id": "aas-trg-post-38757", "city": "Halberstadt", "county": "Harz", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Helmut Sackers", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "38820", "state": "Halberstadt", "latitude": "51.89534", "longitude": "11.04988", "address": null, "age": "60 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Halberstadt", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA73IR34kZJkB7ZkmAmvJJQO9yEd+JGSZAe2ZJgJrySUB8AQAAAO9yEd+JGSZAe2ZJgJrySUD+"}} {"id": 15806, "description": "Am 14. Juni 2000 erschie\u00dft der 31-j\u00e4hrige Rechtsextremist Michael Berger in Dortmund und Waltrop (Nordrhein-Westfalen) drei Polizisten und anschlie\u00dfend sich selbst. Bei einer polizeilichen Routinekontrolle wird Berger mit seinem Auto angehalten, da er nicht angeschnallt ist. Pl\u00f6tzlich er\u00f6ffnet er das Feuer gegen die zwei Polizeibeamten. Der 35-j\u00e4hrige Polizeikommissar Thomas Goretzky stirbt sofort, seine Kollegin wird durch einen Schuss ins Bein verletzt. Auf der Flucht erschie\u00dft Berger an einer Ampel die 34-j\u00e4hrige Polizistin Yvonne Hachtkemper und den 35-j\u00e4hrigen Polizisten Matthias Larisch von Woitowitz. Die Beamten hatten nicht einmal den Versuch unternommen, den Fl\u00fcchtigen zu verhaften. Im Gegenteil: Der T\u00e4ter hat extra angehalten, um die t\u00f6dlichen Sch\u00fcsse abzugeben. Nach Bergers Amokfahrt richtet er sich selbst. Als die Polizei dessen Wohnung durchsucht, findet sich ein Waffenarsenal aus Totschl\u00e4gern, einer Splitter-Handgranate, Jagdgewehren, Revolvern und einer ungarischen Pistole. Zudem Bergers DVU- und Republikaner-Mitgliedsausweise. Auf seinem Auto hat er einen Aufkleber angebracht, auf der die Forderung: \u201eT\u00f6te sie alle\u2026 Gott wird seine Wahl treffen\u201c steht. Seinen fr\u00fcheren Arbeitsplatz hatte der Neonazi wegen seiner rechtsextremen Gesinnung verloren, als er bei einer Firmenfeier an seiner Hand einen Ring mit Hakenkreuz trug. Ein anderes Mal hatte er sich die Zahl \u201e88\u201c in den Hinterkopf rasiert, ein in der rechtsextremen Szene beliebter Code f\u00fcr \u201eHeil Hiter\u201c. Nach der Tat pr\u00fcft die Polizei, ob Berger einen rechtsterroristischen Anschlag vorbereitete und dachte er sei aufgeflogen. Der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen schloss diese Theorie jedoch aus, da es nach bisherigen Erkenntnissen keine Hinweise auf eine Verstrickung in terroristische Aktivit\u00e4ten geben w\u00fcrde. Sp\u00e4ter tauchen in der Stadt Aufkleber der Kameradschaft Dortmund auf: \u201eBerger war ein Freund von uns. 3:1 f\u00fcr Deutschland.\u201c Eine f\u00fcr die drei get\u00f6teten Polizisten eingerichtete Trauerst\u00e4tte wird verw\u00fcstet und mit dem Spruch \u201eSchei\u00df Bullen! Krepieren sollen sie alle! Elendig!\u201c beschmiert. Die damalige Freundin des T\u00e4ters \u00e4u\u00dferte gegen\u00fcber der Presse, dass Michael Berger ihr gegen\u00fcber oftmals seinen Hass gegen der Polizei ge\u00e4u\u00dfert habe.\n\nAngesichts der Selbstenttarnung des NSU wird der Dreifachmord nun noch einmal genauer untersucht. Die Polizei Nordrhein-Westfalen untersucht \u201edie sich aus der aufgefundenen DVD [in der Wohnung der drei Mitglieder des NSU in Zwickau] ergebenen Hinweise auf Straftaten in NRW\u201c, k\u00fcndigte NRW-Innenminister Ralf J\u00e4ger im November 2011 an. Denn keine drei Monate nach dem Mord an den drei Polizisten, wurde der Blumenh\u00e4ndler Enver \u015eim\u015fek in N\u00fcrnberg erschossen. Er gilt als erstes Opfer der Zwickauer Terrororganisation, welche nach bisherigen Erkenntnissen aus Uwe B\u00f6hnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zsch\u00e4pe bestand.", "date": "2000-06-14 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/thomas-goretzky-yvonne-hachtkemper-und-matthias-larisch-von-woitowitz/", "rg_id": "aas-trg-post-38765", "city": "Dortmund", "county": "Dortmund", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Thomas Goretzky", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "44137", "state": "Dortmund", "latitude": "51.51661", "longitude": "7.45829", "address": null, "age": "35 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dortmund", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA2lVI+UnVHUCuZMdGIMJJQNpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUB8AQAAANpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUD+"}} {"id": 15807, "description": "Am 14. 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Der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen schloss diese Theorie jedoch aus, da es nach bisherigen Erkenntnissen keine Hinweise auf eine Verstrickung in terroristische Aktivit\u00e4ten geben w\u00fcrde. Sp\u00e4ter tauchen in der Stadt Aufkleber der Kameradschaft Dortmund auf: \u201eBerger war ein Freund von uns. 3:1 f\u00fcr Deutschland.\u201c Eine f\u00fcr die drei get\u00f6teten Polizisten eingerichtete Trauerst\u00e4tte wird verw\u00fcstet und mit dem Spruch \u201eSchei\u00df Bullen! Krepieren sollen sie alle! Elendig!\u201c beschmiert. Die damalige Freundin des T\u00e4ters \u00e4u\u00dferte gegen\u00fcber der Presse, dass Michael Berger ihr gegen\u00fcber oftmals seinen Hass gegen der Polizei ge\u00e4u\u00dfert habe.\n\nAngesichts der Selbstenttarnung des NSU wird der Dreifachmord nun noch einmal genauer untersucht. Die Polizei Nordrhein-Westfalen untersucht \u201edie sich aus der aufgefundenen DVD [in der Wohnung der drei Mitglieder des NSU in Zwickau] ergebenen Hinweise auf Straftaten in NRW\u201c, k\u00fcndigte NRW-Innenminister Ralf J\u00e4ger im November 2011 an. Denn keine drei Monate nach dem Mord an den drei Polizisten, wurde der Blumenh\u00e4ndler Enver \u015eim\u015fek in N\u00fcrnberg erschossen. 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Der damalige Innenminister von Nordrhein-Westfalen schloss diese Theorie jedoch aus, da es nach bisherigen Erkenntnissen keine Hinweise auf eine Verstrickung in terroristische Aktivit\u00e4ten geben w\u00fcrde. Sp\u00e4ter tauchen in der Stadt Aufkleber der Kameradschaft Dortmund auf: \u201eBerger war ein Freund von uns. 3:1 f\u00fcr Deutschland.\u201c Eine f\u00fcr die drei get\u00f6teten Polizisten eingerichtete Trauerst\u00e4tte wird verw\u00fcstet und mit dem Spruch \u201eSchei\u00df Bullen! Krepieren sollen sie alle! Elendig!\u201c beschmiert. Die damalige Freundin des T\u00e4ters \u00e4u\u00dferte gegen\u00fcber der Presse, dass Michael Berger ihr gegen\u00fcber oftmals seinen Hass gegen der Polizei ge\u00e4u\u00dfert habe.\n\nAngesichts der Selbstenttarnung des NSU wird der Dreifachmord nun noch einmal genauer untersucht. 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Juni 2000 wird der Obdachlose Klaus-Dieter Gerecke in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) ermordet. Als die T\u00e4ter, ein 21-j\u00e4hriger junger Mann und zwei 18-j\u00e4hrige Frauen, auf den Obdachlosen treffen, fordern sie von ihm Bier und Geld. Vor Gericht stellt sich raus, dass das Opfer mindestens eine Stunde lang mit Tritten und Schl\u00e4gen gequ\u00e4lt wurde. Die drei T\u00e4ter werden der rechten Szene zugeordnet. So gab der 21-j\u00e4hrige vor dem Landgericht Stralsund zu, den 47-j\u00e4hrigen Obdachlosen mehrmals bis zur Bewusstlosigkeit brutal ins Gesicht und in den Bauch getreten und geschlagen zu haben. Zudem sagt er vor Gericht, er sei von seinen Begleiterinnen mit den Worten \u201eda ist der Assi, klatsch ihn tot\u201c aufgehetzt worden zu sein. Laut Staatsanwaltschaft beteiligen sich die beiden Frauen ebenfalls an der Gewalt gegen das wehrlose Opfer. Das Landgericht Stralsund verurteilt im Dezember 2000 den 21-j\u00e4hrigen Hauptt\u00e4ter zu siebeneinhalb Jahren Haft. Die zwei 18-j\u00e4hrigen Frauen erhalten Bew\u00e4hrungsstrafen. Ein rechtsextremes Motiv sieht das Gericht nicht. Vielmehr wird die Geldforderung als Tatmotiv gesehen. Entgegen der Aussage der Bundesregierung hat die Polizei auf Nachfrage im \u201eNordkurier\u201c vom 08. Januar 2010 die Angaben in der Bilanz der Amadeu Antonio Stiftung \u00fcber den Mord vom November 2000 in Greifswald best\u00e4tigt. So sagte Polizeisprecher Alex Falkenberg, dass das Gericht zwar \u201eniedere Beweggr\u00fcnde\u201c festgestellt habe, \u201evon der Motivlage her ging es aber eindeutig gegen Obdachlose\u201c.\n\nSp\u00e4testens seit dieser \u00c4u\u00dferung h\u00e4tte die Bundesregierung den 47-j\u00e4hrigen Obdachlosen offiziell in die Statistik Todesopfer rechter Gewalt mit aufnehmen m\u00fcssen. Dies ist jedoch bis heute nicht geschehen. Obdachlose sind eine der schw\u00e4chsten Gruppen in der Gesellschaft und erfahren st\u00e4ndig Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt. Der Grund daf\u00fcr liegt in der sozialdarwinistischen Einstellung, die in der rechten Szene vorherrscht: Wohnungslose Menschen gelten als \u201easozial\u201c und \u201eminderwertig\u201c. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter darf gerade bei einer t\u00f6dlichen Attacke auf diese Opfergruppe nicht ignoriert werden, begr\u00fcndet sich doch in ihrer rechten Gesinnung die exzessive Gewalt gegen sozial schw\u00e4cher gestellte Menschen. Klaus-Dieter Gerecke ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte in der offiziellen Statistik der PMK-rechts genannt werden.\n\nHeute erinnert eine Gedenkplatte am Tatort an den ermordeten Klaus- Dieter Gerecke. \u201eZum Ge- und Nachdenken\u201c ist darauf geschrieben. Zudem bem\u00fcht sich die Antifa Greifswald in Form von Schweigeminuten und Gedenkkundgebungen um ein w\u00fcrdiges Gedenken an den Obdachlosen. F\u00fcnf Monate nach dieser furchtbaren Tat, wird der Obdachlose Eckhardt R\u00fctz in derselben Stadt von Neonazis zu Tode gepr\u00fcgelt. Im Jahr 2000 wurden im Bundesland Mecklenburg Vorpommern insgesamt vier wohnungslose Menschen Todesopfer rechter Gewalt.", "date": "2000-06-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/klaus-dieter-gerecke/", "rg_id": "aas-trg-post-38767", "city": "Greifswald", "county": "Vorpommern-Greifswald", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Klaus-Dieter Gerecke", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17489", "state": "Greifswald", "latitude": "54.09731", "longitude": "13.38423", "address": null, "age": "47 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Greifswald", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAv0hoy7nEKkBxyXGndAxLQL9IaMu5xCpAcclxp3QMS0B8AQAAAL9IaMu5xCpAcclxp3QMS0D+"}} {"id": 15810, "description": "Der 52-j\u00e4hrige Obdachlose J\u00fcrgen Seifert wird am 9. Juli 2000 von f\u00fcnf Rechtsextremisten in einem Abrisshaus in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) zu Tode gepr\u00fcgelt. Vor der t\u00f6dlichen Attacke forderten die T\u00e4ter Geld von dem Obdachlosen. Kurz darauf wird der 52-J\u00e4hrige mit Schl\u00e4gen und Tritten so schwer misshandelt, dass er kurze Zeit sp\u00e4ter an seinen Verletzungen stirbt. Er wird erst drei Tage sp\u00e4ter in dem Abrisshaus gefunden. Bei der Durchsuchung der Wohnungen der T\u00e4ter hatte die Polizei rechtsextremistisches Material sichergestellt. Laut Anklage handelten die f\u00fcnf M\u00e4nner aus Habgier und Hass auf Obdachlose. Im Juni 2001 wird der 21-j\u00e4hrige Hauptt\u00e4ter Bernd J. zu lebenslanger Haft verurteilt. Vier weitere T\u00e4ter bekommen wegen Mordes aus niederen Beweggr\u00fcnden oder Totschlags Freiheitsstrafen zwischen sechs Jahren und neun Monaten und vier Jahren und drei Monaten. Obwohl die Polizei rechtes Material in den Wohnungen fand und die T\u00e4ter \u00fcberdies T\u00e4towierungen, die eindeutig der rechten Szene zuzuordnen sind, am K\u00f6rper tragen, wollten die Richter aufgrund von \u00e4u\u00dferen Merkmalen nicht auf eine rechte Gesinnung schlie\u00dfen (PDF).\n\nDa nach Auffassung des Gerichts das vordergr\u00fcndige Tatmotiv in der Forderung nach Geld zu suchen ist, findet die politische Dimension der Tat keine Ber\u00fccksichtigung. Obdachlose, eine der schw\u00e4chsten Gruppen in der Gesellschaft, erfahren st\u00e4ndig Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt. Wenn t\u00f6dliche Attacken auf wohnungslose Menschen als Raub\u00fcberf\u00e4lle getarnt werden, m\u00fcssen sie als das behandelt werden, was sie sind: Rechtsextrem motivierte Morde. Obdachlose gelten in der rechtsextremen Szene als \u201easozial\u201c und \u201eminderwertig\u201c. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter darf gerade bei einer t\u00f6dlichen Attacke auf diese Opfergruppe nicht ignoriert werden, begr\u00fcndet sich doch in ihrer rechten Gesinnung (Sozialdarwinismus) die exzessive Gewalt gegen sozial schw\u00e4cher gestellte Menschen. J\u00fcrgen Seifert ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte in der offiziellen Statistik der PMK-rechts genannt werden.", "date": "2000-07-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/juergen-seifert/", "rg_id": "aas-trg-post-38769", "city": "Wismar", "county": "Nordwestmecklenburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "J\u00fcrgen Seifert", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "23966", "state": "Wismar", "latitude": "53.89026", "longitude": "11.46608", "address": null, "age": "52 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wismar", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAraOqCaLuJkDudygK9PFKQK2jqgmi7iZA7ncoCvTxSkB8AQAAAK2jqgmi7iZA7ncoCvTxSkD+"}} {"id": 15812, "description": "Bei dem Sprengstoffanschlag in D\u00fcsseldorf (bekannt als \u201eWehrhahn-Anschlag\u201c) am 27.\u00a0Juli 2000 explodierte am Bahnhof D\u00fcsseldorf Wehrhahn eine mit TNT gef\u00fcllte Rohrbombe. Dabei wurden zehn Menschen, die einen Sprachkurs einer nahe gelegenen Schule besuchten, zum Teil lebensgef\u00e4hrlich verletzt. Eine im f\u00fcnften Monat schwangere Frau verlor ihr ungeborenes Kind.\n\nDie Ermittlungen f\u00fchrten lange zu keinem Ergebnis. Da es sich bei den Opfern um Migranten aus Russland, der Ukraine, Kasachstan und Aserbaidschan handelte und sechs von ihnen Mitglieder regionaler j\u00fcdischer Gemeinden waren, wurden bereits kurz nach der Tat fremdenfeindliche oder antisemitische Motive vermutet. Nach \u00fcber 16 Jahren wurde am 31. Januar 2017 ein Tatverd\u00e4chtiger mit rechtsextremistischem Hintergrund festgenommen. Ralf S. wurde in Untersuchungshaft genommen unter dem Verdacht, den Anschlag durchgef\u00fchrt und dadurch versuchten Mord aus fremdenfeindlichen Motiven in zw\u00f6lf F\u00e4llen begangen zu haben. Er hatte sich zum Zeitpunkt des Anschlags in der rechtsextremen Szene D\u00fcsseldorfs bewegtund in der N\u00e4he des Anschlagsorts seine Wohnung gehabt sowie wenige Meter von der Sprachschule der Opfer entfernt einen Militaria-Laden betrieben. Nach der Selbstenttarnung des NSU wurde gepr\u00fcft, ob der\u00a0 \u201eWehrhahn-Anschlag\u201c in einem konkreten Zusammenhang mit diesem stand. Eindeutige Beweise hierf\u00fcr fehlen jedoch.\n\nDer Angeklagte wurde einmal 2018 und im Zuge eines Revisionsverfahren 2021 erneut freigesprochen. Die Begr\u00fcndung: Es mangele an eindeutigen Beweisen. Die Anklage lautete versuchter Mord in 12 F\u00e4llen \u2013 das ungeborene Kind wurde hier mitgez\u00e4hlt.", "date": "2000-07-27 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ungeborenes-kind-sonderfall/", "rg_id": "aas-trg-post-42005", "city": "D\u00fcsseldorf", "county": "D\u00fcsseldorf", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "ungeborenes Kind", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "40217", "state": "D\u00fcsseldorf", "latitude": "51.21564", "longitude": "6.77661", "address": null, "age": null, "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "D\u00fcsseldorf", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAevzepj8bG0DP2m0XmptJQHr83qY/GxtAz9ptF5qbSUB8AQAAAHr83qY/GxtAz9ptF5qbSUD+"}} {"id": 15817, "description": "In den fr\u00fchen Morgenstunden des 26. M\u00e4rz 2001 wird der 51-j\u00e4hrige Fred Blank in Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern) tot in seiner Wohnung entdeckt. Noch am Nachmittag desselben Tages werden zwei M\u00e4nner im Alter von 17 und 21 Jahren verhaftet. Der alkoholkranke Fr\u00fchrentner wurde in seiner Wohnung von diesen M\u00e4nnern, die der rechten Szene zugeordnet werden, mit Faustschl\u00e4gen und Fu\u00dftritten traktiert. Fred Blank wird dabei so schwer am Kopf verletzt, dass er an einer Gehirnblutung stirbt. Vor der t\u00f6dlichen Attacke forderten die T\u00e4ter Geld von ihrem Opfer. (N\u00fcrnberger Nachrichten vom 28.03.2001) Die Anklage geht davon aus, dass die jungen M\u00e4nner auf \u201eSauftour\u201c waren und sich daf\u00fcr mehr Geld beschaffen wollten. Fred Blank sei ein \u201eleichtes Opfer\u201c gewesen. Ein rechter Hintergrund f\u00fcr die Tat war von Anfang an ausgeschlossen worden, obwohl der 21-j\u00e4hrige Angreifer unter anderem wegen K\u00f6rperverletzungsdelikten und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorbestraft war. Die Staatsanwaltschaft sieht aber kein \u201eideologisches Fundament\u201c. Im November 2001 verurteilt das Landgericht Stralsund die beiden M\u00e4nner, die vor Fred Blank noch einen weiteren Mann angegriffen hatten, der sich aber wehren und die Polizei informieren konnte, wegen versuchter Erpressung und Totschlags zu Haftstrafen zwischen vier und sieben Jahren.", "date": "2001-03-26 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/fred-blanke/", "rg_id": "aas-trg-post-38783", "city": "Grimmen", "county": "Vorpommern-R\u00fcgen", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Fred Blank", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "18507", "state": "Grimmen", "latitude": "54.11127", "longitude": "13.04238", "address": null, "age": "51 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Grimmen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAASwLU1LIVKkBRg2kYPg5LQEsC1NSyFSpAUYNpGD4OS0B8AQAAAEsC1NSyFSpAUYNpGD4OS0D+"}} {"id": 15818, "description": "Willi Worg wird in der Nacht zum 25. M\u00e4rz 2001 in Milzau (Sachsen-Anhalt) von f\u00fcnf Neonazis zusammengeschlagen. Drei Tage sp\u00e4ter stirbt der 38-j\u00e4hrige Mann an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Bereits nach den ersten Schl\u00e4gen und Tritten wird Willi Worg bewusstlos. Die T\u00e4ter treten jedoch noch unz\u00e4hlige Male auf das v\u00f6llig wehrlose Opfer ein. Die Obduktion ergibt sp\u00e4ter, dass s\u00e4mtliche Organe im Bauchbereich aufgrund der Tritte zerrissen wurden. Weil das Opfer einige Monate vor dem Angriff den 19-j\u00e4hrigen Hauptt\u00e4ter wegen unterlassener Hilfeleistung bei einem Verkehrsunfall angezeigt hatte, vermutet die Beh\u00f6rde kein politisches Motiv, sondern \u201eRache\u201c. Au\u00dferdem h\u00e4tten die Schl\u00e4ger von Worg Geld verlangt, bevor sie ihn traktierten. So lautet die Anklage auf versuchten Raub und K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge. Die Jugendkammer des Landgerichts Halle bewertet die Motivation der T\u00e4ter anders: Am 13. November 2001 werden die f\u00fcnf Angeklagten wegen Mordes und Beihilfe zum Mord zu Strafen zwischen vier und acht Jahren Haft verurteilt. In der Urteilsbegr\u00fcndung sagt die Vorsitzende Richterin, die T\u00e4ter h\u00e4tten Worg \u201eregelrecht zertreten\u201c. \u00dcberdies h\u00e4tten die T\u00e4ter \u201ewegen ihres rechtsextremen und menschenverachtenden Weltbildes\u201c \u201eunfassbar brutal\u201c gemordet. Als die Richterin den 19-j\u00e4hrigen Hauptt\u00e4ter im Prozess fragt, ob er sich in der Untersuchungshaft Gedanken \u00fcber die Tat gemacht habe, gibt dieser sich unbelehrbar: \u201eJa ich habe mir Gedanken gemacht. Ich habe mir ein Hakenkreuz auf den Bauch t\u00e4towieren lassen.\u201c\n\nAls der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) den Verfassungsschutzbericht f\u00fcr 2002 ver\u00f6ffentlicht, taucht Willi Worg in diesem nicht als Todesopfer rechter Gewalt auf. Ein Skandal, denn der damalige Landesinnenminister Klaus-J\u00fcrgen Jeziorsky (CDU) fand es gegen\u00fcber dem Fernsehmagazin Panorama \u201eerstaunlich\u201c, dass der 38-j\u00e4hrige Mann nicht in der Bundesstatistik als T\u00f6tungsdelikt dem Ph\u00e4nomenbereich PMK-rechts zugeordnet wurde, da er n\u00e4mlich in der Landesstatistik als Todesopfer rechter Gewalt auftauche. Drei Wochen nach Ausstrahlung der Sendung revidiert Klaus-J\u00fcrgen Jeziorsky jedoch seine Aussage und meint er habe wohl etwas falsch verstanden. Otto Schily habe recht, dass es sich bei Willi Worg um eine \u201eunpolitische Raubstraftat mit Todesfolge\u201c gehandelt habe.\n\nDer Mord an Willi Worg zeigt somit beispielhaft ein eklatantes Defizit der PMK-rechts Statistik. Da es sich um eine \u201eunpolitische Raubstraftat mit Todesfolge\u201c gehandelt haben soll, findet die politische Dimension der Tat keine Ber\u00fccksichtigung mehr. Hier zeigt sich eindringlich, wie aus dem Erfassungssystem jene T\u00f6tungsdelikte fallen, die als Raub\u00fcberfall getarnt werden. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter darf hier nicht ignoriert werden, wurde doch deutlich, wie die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt wurde. So hat doch selbst das Gericht festgestellt, dass die T\u00e4ter \u201ewegen ihres rechtsextremen und menschenverachtenden Weltbildes\u201c \u201eunfassbar brutal\u201c gemordet h\u00e4tten. Willi Worg ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte deshalb auch offiziell als solches anerkennt werden.", "date": "2001-03-28 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/willi-worg/", "rg_id": "aas-trg-post-38781", "city": "Bad Lauchst\u00e4dt", "county": "Saalekreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Willi Worg", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06246", "state": "Milzau", "latitude": "51.37603", "longitude": "11.90046", "address": null, "age": "38 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Milzau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Milzau", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAW7bWFwnNJ0BOKETAIbBJQFu21hcJzSdATihEwCGwSUB8AQAAAFu21hcJzSdATihEwCGwSUD+"}} {"id": 15819, "description": "Der 31-j\u00e4hrige Mohammed Belhadj wurde in der Nacht zum 22. April von vier M\u00e4nnern im Alter zwischen 18 und 22 Jahren erst schwer misshandelt und anschlie\u00dfend ermordet \u2013 aus menschenverachtenden Motiven.\n\nEr kam nach Deutschland, um Schutz vor Gewalt zu finden\n\nMohammed Belhadj war acht Jahre vor der Tat vor gewaltt\u00e4tigen Auseinandersetzungen aus seiner Heimat Algerien in die Bundesrepublik geflohen. Seitdem wartete er vergeblich auf Asyl. Zuletzt lebte er in einer Unterkunft f\u00fcr Menschen mit Fluchtgeschichte in Anklam.\n\nSchon einige Zeit zuvor wurde ein Freund von ihm Opfer einer rassistisch motivierten Attacke. Mohammed Belhadj griff couragiert ein. Einer der T\u00e4ter st\u00fcrzte dabei in eine Scheibe und verletzte sich \u2013 Mohammed Belhadj musste deswegen vier Monate ins Gef\u00e4ngnis.\n\nDrei Tage vor seinem gewaltsamen Tod, an seinem 31. Geburtstag, hatte er noch mit seiner Schwester in Oran telefoniert und angek\u00fcndigt, er wolle bald zur\u00fcckkehren. Am 16. Mai 2001 wurde der tote Mohammed Balhadj am Flughafen Houari Boumedienne in Algier seinen Eltern \u00fcbergeben.\n\nSein Vater \u00e4u\u00dferte nach dem gewaltsamen Tod seines Sohnes nur einen einzigen Wunsch: \u201eIch m\u00f6chte wissen unter welchen Umst\u00e4nden mein Sohn gestorben ist. Er wurde gelyncht, entstellt. Man bringt ihn mir in einer Kiste zur\u00fcck und ich kann nicht einmal ein letztes Mal sein Gesicht sehen.\u201c\n\nRassismus als Tatmotiv\n\nVier von der Insel Usedom stammende M\u00e4nner zwischen 18 und 22 Jahren trafen Mohammed Belhadj am Abend des 21. April 2001 an einer Tankstelle in Greifswald. Was genau passiert ist, l\u00e4sst sich nicht zweifelsfrei rekonstruieren, da die T\u00e4ter die einzigen Zeugen sind. Fest steht: Die vier M\u00e4nner bewegten Mohammed Belhadj dazu, in ihr Auto zu steigen. Dort schlugen und misshandelten sie ihn \u00fcber Stunden und \u00fcberlegten, \u201ewas sie mit ihm machen sollen\u201c. Sie fuhren mit ihm zum Zarrenthiner Kiessee \u2013 um ihn \u201ewegzubringen\u201c, wie einer der T\u00e4ter sp\u00e4ter aussagte. Dort angekommen zerrten sie ihn aus dem Wagen, traten mit schwerem Schuhwerk auf ihn ein und zwangen ihn ins Wasser. Anschlie\u00dfend warfen sie dem im Wasser liegenden Mohammed Balhadj einen schweren Stein auf den Kopf. Laut Obduktionsbericht waren Unterk\u00fchlung und Ertrinken als Todesursachen auszumachen, ma\u00dfgeblich beg\u00fcnstigt durch die wiederholten Schl\u00e4ge und Misshandlungen.\n\nLaut Aussage der vier T\u00e4ter hatte der erheblich alkoholisierte Mohammed Belhadj ihnen den Verkauf von Haschisch in Jarmen Aussicht gestellt. Sie hatten ihn angesprochen, da sie \u201enordafrikanisch aussehende Personen generell f\u00fcr Rauschgifth\u00e4ndler hielten.\u201c Daraufhin sei er bei ihnen ins Auto gestiegen, h\u00e4tte aber den \u00dcbergabeort nicht gefunden. Daraufhin sei die Situation eskaliert. Schon auf der Fahrt haben die Angeklagten ihn wiederholt als \u201eSchei\u00df Ausl\u00e4nder\u201c, \u201ePenner\u201c und \u201eSchei\u00df Algerier\u201c beschimpft.\n\nLaut Staatsanwaltschaft sind weder die T\u00e4ter, noch das Opfer dem Drogenmilieu zuzuordnen.\n\nAuf der R\u00fcckfahrt habe einer der T\u00e4ter Gewissensbisse bekommen. Ein anderer soll zu ihm gesagt haben: Mach dir doch keinen Kopf, \u201ewar doch nur ein schei\u00df Ausl\u00e4nder\u201c.\n\nDie Identifizierung Mohammed Belhadjs war aufgrund der gewaltsamen Entstellung seines Gesichts zuerst nicht m\u00f6glich. Erst sein mitgef\u00fchrter Schl\u00fcssel aus der Unterkunft f\u00fcr Menschen mit Fluchtgeschichte erm\u00f6glichte den Ermittlern die Identifizierung.\n\nDas Gericht entpolitisierte die Tat\n\nIm Gerichtsurteil des Landgerichtes Neubrandenburg war von einem rassistischen Motiv nicht die Rede: Einzig und allein der gescheiterte Haschischdeal wurde als Tatmotiv benannt. Die entw\u00fcrdigende und entmenschlichende Art, mit der die T\u00e4ter ihr Opfer misshandelten, wurden zwar thematisiert, jedoch nicht in einen Kontext mit den rassistischen Beleidigungen gestellt.\n\nDie vier T\u00e4ter wurden zu Jugendstrafen f\u00fcnf und neun Jahren verurteilt.\n\nInititativen fordern staatliche Anerkennung\n\nDas \u201eAktionsb\u00fcndnis 08. Mai Demmin\u201c und die antirassistische Initiative \u201ePro Bleiberecht\u201c setzen sich aktiv f\u00fcr das Gedenken an Mohammed Belhadj ein. Die durch das Aktionsb\u00fcndnis initiierte Gedenkveranstaltung am 22. April 2020 konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Ziel der Initiative bleibt es jedoch, ein dauerhaftes Gedenken an Mohammed Belhadj zu etablieren. Zudem forderte sie eine staatliche Anerkennung Mohammed Belhadjs als Todesopfer rechter Gewalt.", "date": "2001-04-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mohammed-belhadj/", "rg_id": "aas-trg-post-38785", "city": "Jarmen", "county": "Vorpommern-Greifswald", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Mohammed Belhadj", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17126", "state": "Jarmen", "latitude": "53.92095", "longitude": "13.34521", "address": null, "age": "31 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Jarmen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAG4F4Xb+wKkAnoImw4fVKQBuBeF2/sCpAJ6CJsOH1SkB8AQAAABuBeF2/sCpAJ6CJsOH1SkD+"}} {"id": 15820, "description": "Am 24. Mai 2001 wird der 27-j\u00e4hrige Axel Urbanietz vor einem Freibad in Bad Blankenburg (Th\u00fcringen) von dem 24-j\u00e4hrigen Steffen D. mit Schl\u00e4gen und Tritten so schwer verletzt, dass er wenig sp\u00e4ter an den massiven Brust- und Kopfverletzungen stirbt. Vor der t\u00f6dlichen Attacke wurde das Opfer, das unter Epilepsie litt, von dem 24-j\u00e4hrigen Neonazi beleidigt. Beide M\u00e4nner waren zur Tatzeit stark alkoholisiert. Der sofort herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod von Axel Urbanietz feststellen. Vor dem Eintreffen der Polizei wurden die Augenzeugen der Tat von Steffen D. mit den Worten \u201eWenn du etwas erz\u00e4hlst, bist du als N\u00e4chster tot\u201c bedroht. Zur Tatzeit gilt Steffen D. als Wortf\u00fchrer der rechten Szene im Kreis Saalfeld-Rudolstadt und unterh\u00e4lt enge Kontakte zu Tino Brandt, dem Mitinitiator des \u201eTh\u00fcringer Heimatschutzes\u201c, der als V-Mann f\u00fcr den Verfassungsschutz arbeitete und Kontakte zum \u201eNationalsozialistischen Untergrund\u201c (NSU) pflegte. Steffen D. war bereits mehrfach vorbestraft, weil er unter anderem im August 2000 ein wei\u00dfe Frau, die in Begleitung eines schwarzen Mannes war, rassistisch beschimpft, ihr ins Gesicht geschlagen und einen zu Hilfe eilenden Tankwart mit einer Waffe bedroht hatte (die tageszeitung, 30.05.2001: \u201eTod nach Neonazi-Tritten\u201c). Am 29. November 2001 verurteilt das Landgericht Gera den T\u00e4ter wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge und versuchter N\u00f6tigung an Tatzeugen zu einer Haftstrafe von sieben Jahren. Ein rechtsextremes Motiv erkennt sowohl die Staatsanwaltschaft, als auch das Gericht nicht. Die vorsitzenden Richter gingen davon aus, dass es keine \u201eAnhaltspunkte f\u00fcr einen rechtsextremistischen Tathintergrund\u201c gebe, vielmehr entwickelte sich aus der verbalen Auseinandersetzung ein physischer Angriff mit Todesfolge. Eine Kleine Anfrage von Ulla Jelpke (PDS) an die Bundesregierung im Jahr 2001 nach der rechtsextremen Motivation in diesem Fall, wird daher ebenfalls verneint: \u201eAnhaltspunkte f\u00fcr einen rechtsextremistischen Tathintergrund sind nach Einsch\u00e4tzung der ermittelnden Beh\u00f6rden bislang nicht erkennbar.\u201c", "date": "2001-05-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/axel-obernitz/", "rg_id": "aas-trg-post-38787", "city": "Bad Blankenburg", "county": "Saalfeld-Rudolstadt", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Axel Urbanietz", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "07422", "state": "Bad Blankenburg", "latitude": "50.68295", "longitude": "11.27149", "address": null, "age": "27 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Bad Blankenburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA0GG+vACLJkDPZtXnaldJQNBhvrwAiyZAz2bV52pXSUB8AQAAANBhvrwAiyZAz2bV52pXSUD+"}} {"id": 15824, "description": "Am 9. August 2001 wird der alkoholkranke Klaus-Dieter Harms in Wittenberge (Brandenburg) in seiner Wohnung von zwei M\u00e4nnern zu Tode gepr\u00fcgelt. Dank einer Zeugenaussage, werden die T\u00e4ter wenige Stunden nach der Tat gefasst. Die Nachbarin beschuldigt den T\u00e4ter ein Rechtsextremist zu sein, da er sie in der Vergangenheit angeblich mit dem Hitler-Gru\u00df begr\u00fc\u00dft habe. Bei den nachfolgenden polizeilichen Ermittlungen wird diesem Hinweis in keiner Weise nachgegangen. Infolgedessen auch die Staatsanwaltschaft kein rechtes Motiv f\u00fcr die Tat sieht. Beim Tathergang gibt es jedoch starke Indizien f\u00fcr ein sozialdarwinistisches Motiv: Die T\u00e4ter urinieren auf ihr Opfer und attackieren Harms derart exzessiv, dass auch der Rechtsmediziner vom Verletzungsgrad schockiert ist. Auch spiegelverkehrte Hakenkreuze finden sich an den W\u00e4nden des Hausflurs des Opfers. Diese finden jedoch keine polizeiliche Beachtung. Nur der Rechtsmediziner notiert in seinem Gutachten diese Schmierereien. Im Urteil des Landgerichts Neuruppin finden sich weitere Indizien, dass ein sozialdarwinistisches Motiv mindestens eine tatbegleitende Rolle gespielt haben: Die T\u00e4ter h\u00e4tten den alkoholkranken 61-j\u00e4hrigen Mann als verachtungsw\u00fcrdigen Menschen gesehen und ohne jeden Anlass gequ\u00e4lt. Aufgrund der defizit\u00e4ren polizeilichen Ermittlung ist nach bisherigen Kenntnisstand eine abschlie\u00dfende Beurteilung nicht m\u00f6glich.", "date": "2001-08-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/klaus-dieter-harms/", "rg_id": "aas-trg-post-38887", "city": "Bad Schmiedeberg", "county": "Wittenberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Klaus-Dieter Harms (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06905", "state": "Wittenberge", "latitude": "51.71773", "longitude": "12.79646", "address": null, "age": "61 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wittenberge", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": "Wittenberger Stra\u00dfe", "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA8iTpmsmXKUDWrZ6T3ttJQPIk6ZrJlylA1q2ek97bSUB8AQAAAPIk6ZrJlylA1q2ek97bSUD+"}} {"id": 15825, "description": "Am 17. August 2001 wird die Ladeninhaberin eines Military-Shops Dorit Botts in Fulda (Hessen) vom 19-j\u00e4hrigen Rechtsextremisten Frank R. mit 13 Messerstichen in den Oberk\u00f6rper und das Gesicht get\u00f6tet. Zuletzt schneidet der Angreifer der Frau die Kehle durch, so dass die 54-J\u00e4hrige verblutet. Bevor er aus dem Gesch\u00e4ft fl\u00fcchtet, nimmt er Waren im Wert von 1000 DM und Bargeld an sich. W\u00e4hrend des Prozesses stellt sich heraus, dass es sich bei dem Motiv f\u00fcr die Tat um ein Aufnahmeritual in die Th\u00fcringer Neonaziorganisation \u201eDeutsche Heidenfront\u201c f\u00fcr Frank R. handelte. Laut Aussage des T\u00e4ters stiftete ihn ein Freund, mit dem er in einer rechtsextremen Metal-Band spielte, mit den Worten \u201eFahr nach Fulda und mach die Alte kalt\u201c zu dem Mord an. Die Brutalit\u00e4t des 19-j\u00e4hrigen T\u00e4ters zeigte sich auch in der Untersuchungshaft. Dort misshandelt Frank R. einen Mith\u00e4ftling, tritt auf ihn ein und dr\u00fcckt ihm eine gl\u00fchende Zigarette auf der Stirn aus. Im M\u00e4rz 2002 verurteilt das Landgericht Erfurt Frank R. 2002 wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge zu neun Jahren und zwei Monaten Haft. Laut Gericht ging es Frank R. \u201ein Erf\u00fcllung des ihm erteilten Auftrages in erster Linie um die T\u00f6tung der Frau Botts\u201c. Dieses Motiv sei \u201eTatantrieb und tatbeherrschend\u201c gewesen. Der mutma\u00dfliche Anstifter wird allerdings sp\u00e4ter freigesprochen.\n\nEs nicht zu erkl\u00e4ren, warum Dorit Botts bis heute nicht als Todesopfer rechter Gewalt in der offiziellen Statistik auftaucht. Die 54-j\u00e4hrige Frau musste sterben, weil sie f\u00fcr Frank R. als Opfer f\u00fcr ein Aufnahmeritual in eine rechtsextreme Organisation ausgesucht wurde. Somit war der Mord eindeutig politisch motiviert.", "date": "2001-08-17 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dorit-botts/", "rg_id": "aas-trg-post-38795", "city": "Fulda", "county": "Fulda", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Dorit Botts", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "36037", "state": "Fulda", "latitude": "50.55364", "longitude": "9.67463", "address": null, "age": "54 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Fulda", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAADM11GmlZI0D04O6s3UZJQAzNdRppWSNA9ODurN1GSUB8AQAAAAzNdRppWSNA9ODurN1GSUD+"}} {"id": 15827, "description": "Am 9. September 2001 wird der 18-j\u00e4hrigen Arthur Lampel bei einem Fest in Br\u00e4unlingen (Baden-W\u00fcrttemberg) von dem Neonazi Patrick S. bei einer Auseinandersetzung zwischen Festbesuchern durch ein Weizenbierglas an den Kopf get\u00f6tet. Als Patrick S. einen Bekannten gegen\u00fcber Arthur Lampel verteidigen will, wirft dieser einen Bierkrug in Richtung des 18-J\u00e4hrigen. Ein Splitter dringt in die Halsschlagader ein \u2013 Arthur Lampel verblutet. Der T\u00e4ter mit dem Spitznamen \u201eder Knochen\u201c gilt nach Recherchen der Regionalzeitung S\u00fcdkurier als Wortf\u00fchrer einer Neonazi-Gruppe. Arthur Lampel war ein Russlanddeutscher. Polizei und Staatsanwaltschaft ist bekannt, dass Aussiedler von Rechtsextremisten h\u00e4ufig als \u201eRussen\u201c diffamiert werden. Im Juli 2002 gibt die Staatsanwaltschaft bekannt, dass der T\u00e4ter Patrick S. zwar eindeutig der rechtsextremen Szene angeh\u00f6re, ein fremdenfeindliches Motiv erkennt sie jedoch nicht. Auch das Landgericht Konstanz folgt am Ende des Prozesses dieser Meinung. Patrick S. wird zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der Neonazi war bereits mehrfach vorbestraft, kam bisher aber immer mit Bew\u00e4hrungsauflagen davon, weil er zu den Tatzeitpunkten wohl noch Jugendlicher war.\n\nObwohl der T\u00e4ter vor Gericht zugab, dass er den Bierkrug gezielt in die Richtung von Arthur Lampel geworfen habe, habe er dies jedoch nicht in einer T\u00f6tungsabsicht getan. Und auch der Gerichtsmediziner sagte in seinem Gutachten, dass es ihm bisher noch nie untergekommen sei, dass ein Mensch starb, nachdem er von einem Glas am Kopf getroffen wurde. Wenn Auseinandersetzungen mit einem Glas oder einer Flasche t\u00f6dlich endeten, dann sei in der Regel das Glas absichtlich zerbrochen und dann als Stichwaffe benutzt worden. Und auch in der gesamten deutsch- und englischsprachigen Fachliteratur habe er keine vergleichbaren Vorf\u00e4lle gefunden. \u201eDas war eine ungl\u00fcckliche Verkettung \u00e4u\u00dferst ungl\u00fccklicher Umst\u00e4nde\u201c, so der Gutachter. Nichtsdestotrotz bleibt ein Verdacht bestehen, denn der rechtsextreme Patrick S. hat mit dem Wurf des Bierkruges in jedem Fall eine schwere Verletzung des Opfers billigend in Kauf genommen.", "date": "2001-09-09 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/arthur-lampel/", "rg_id": "aas-trg-post-38889", "city": "Br\u00e4unlingen", "county": "Schwarzwald-Baar-Kreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Arthur Lampel (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "78199", "state": "Br\u00e4unlingen", "latitude": "47.93009", "longitude": "8.44755", "address": null, "age": "18 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Br\u00e4unlingen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAATKYKRiXlIEAXK2owDfdHQEymCkYl5SBAFytqMA33R0B8AQAAAEymCkYl5SBAFytqMA33R0D+"}} {"id": 15829, "description": "Am Morgen des 27. M\u00e4rz 2003 wurde der Brite Jeremiah Duggan auf einer Bundesstra\u00dfe in einem Wiesbadener Gewerbegebiet tot aufgefunden. Zeug*innen berichten davon, dass er aufgeregt und mit rudernden Armen auf die Stra\u00dfe lief, sodass ein Ausweichen der heranfahrenden Autos nicht mehr m\u00f6glich gewesen sei. F\u00fcr die ermittelnden Beamten war der Fall schnell klar: Suizid. Die Hintergr\u00fcnde des Falles werfen jedoch einige Fragen auf.\n\nDer 22-j\u00e4hrige lebte eigentlich in Paris und war in Deutschland, um an einer Konferenz teilzunehmen, die vom sog. Schiller-Institut veranstaltet wurde. Darauf aufmerksam geworden ist Duggan durch die Begegnung mit einem vermeintlichen Anti-Kriegs-Aktivisten, der ihm die Zeitschrift Nouvelle Solidarit\u00e9 verkaufte und ihn nach einigem Kontakt dazu einlud, auf eine Veranstaltung zum Irak-Krieg nach Deutschland zu fahren. Was Duggan nicht wusste: Sowohl die Nouvelle Solidarit\u00e9 als auch das Schiller-Institut sind Organe einer antisemitischen und rechtsextremen Politsekte von Verschw\u00f6rungsideologen, die sich LaRouche-Bewegung nennt \u2013 benannt nach ihrem US-amerikanischen Gr\u00fcnder und ideologischen Wegbereiter Lyndon LaRouche.\n\nDuggan sollte als neues Mitglied rekrutiert werden, wie Zeugen sp\u00e4ter berichteten. Daf\u00fcr blieb er auch nach der Konferenz noch in Deutschland, um mit anderen jungen M\u00e4nnern an einer Kaderschulung teilzunehmen. Dabei wurden sie systematisch befragt und psychisch unter Druck gesetzt. Als der junge Brite sich zum Judentum bekannte, wurde er von den anderen Teilnehmenden drangsaliert, als \u201eVerr\u00e4ter\u201c und \u201eSpion\u201c beschimpft und geschlagen. Auch hierf\u00fcr gibt es Zeugenaussagen. Eine Dreiviertelstunde vor seinem Tod rief Duggan seine Mutter an und bat sie panisch um Hilfe, bevor das Telefonat abbrach. Seinen Leichnam fand man f\u00fcnf Kilometer von seiner Unterkunft entfernt.\n\nDuggan hatte nie psychische Probleme, war lebensfroh und hatte viele Pl\u00e4ne f\u00fcr die folgenden Wochen. Auch deshalb ist seine Mutter der \u00dcberzeugung, dass es sich bei Jeremiah Duggans Tod nicht um Suizid handeln k\u00f6nne. Seither k\u00e4mpft sie um die Aufkl\u00e4rung des Falles, engagiert Privatdetektive, Anw\u00e4lte, sp\u00fcrt Zeug*innen auf und l\u00e4sst Gutachten erstellen. Mit teilweisen Erfolgen: So erk\u00e4mpft sie mit ihren Anw\u00e4lten vor dem Oberlandesgericht Frankfurt 2012 eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. Tatverdacht: K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge. F\u00fcr \u201eeinen suizidalen Hintergrund\u201c fehlten \u201ejegliche belastbaren Ankn\u00fcpfungstatsachen\u201c, so der Richter. 2015 kommt auch ein britisches Gericht zu dem Schluss, dass Duggans K\u00f6rper eine Reihe unerkl\u00e4rlicher Verletzungen aufweist, die nicht von einem Autoaufprall stammen k\u00f6nnen. Zudem stellte die Mutter eines La-Rouche Anh\u00e4ngers 2009 Strafanzeige gegen eines der Mitglieder, weil er in den Tod verwickelt sei. Ihr Sohn sagte aus, dass er Duggan f\u00fcr einen Verr\u00e4ter h\u00e4lt, der den Tod verdient habe und der in jener Nacht von Mitgliedern der Bewegung \u201egehetzt\u201c worden sei.\n\nTrotz all dieser Ungereimtheiten, die nach wie vor nicht gekl\u00e4rt sind, stellt die Wiesbadener Staatsanwaltschaft die Ermittlungen Ende M\u00e4rz 2018 erneut ein. Jeremiah Duggans Mutter, die von der Staatsanwaltschaft in all den Jahren kein einziges Mal interviewt wurde, wird nun mit ihrem Rechtsanwalt Beschwerde gegen den Einstellungsbeschluss einlegen.\n\nAnh\u00e4nger*innen umfassender Verschw\u00f6rungsideologien leben h\u00e4ufig in einer eigenen, paranoiden und von Wahn geleiteten Welt. Auch der Richter des britischen Coroner Court kam zu dem Schluss, dass die Methoden der Organisation daf\u00fcr spr\u00e4chen, Duggan als Risiko f\u00fcr Mitglieder und Bewegung zu sehen. Dem naheliegenden Motiv und den Ungereimtheiten der Todesumst\u00e4nde entsprechend wird der Fall auf der Liste der Verdachtsf\u00e4lle gef\u00fchrt.\n\nWeitere Quellen:\n\nSpiegel Online\n\nKontext: Wochenzeitung", "date": "2002-03-27 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/jeremiah-duggan/", "rg_id": "aas-trg-post-38891", "city": "Wiesbaden", "county": "Wiesbaden", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Jeremiah Duggan (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "65183", "state": "Wiesbaden", "latitude": "50.08466", "longitude": "8.24214", "address": null, "age": "22 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wiesbaden", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAXBsqxvl7IEDCo40j1gpJQFwbKsb5eyBAwqONI9YKSUB8AQAAAFwbKsb5eyBAwqONI9YKSUD+"}} {"id": 15830, "description": "Am 15. Mai 2002 wird der Behinderte Klaus Dieter Lehmann in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) von zwei Neonazis gequ\u00e4lt. Lehmann stirbt an den Folgen gezielter Stiefeltritte ins Gesicht. \u201eEs sah so aus, als w\u00e4re mit dem Kopf Fu\u00dfball gespielt worden\u201c, sagt die Staatsanwaltschaft. Das Landgericht Neubrandenburg verurteilt einen T\u00e4ter wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge zu sechs Jahren und neun Monaten. Der zweite Neonazi, der auch einen Jugendlichen mit einem Schuss aus einer Schreckschusspistole verletzt hat, erh\u00e4lt wegen gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung dreieinhalb Jahre. Trotz der rechtsextremen Gesinnung, sieht das Gericht als Motiv nicht Hass auf Behinderte, da das Opfer \u201enormal\u201c gewirkt habe.", "date": "2002-05-15 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/klaus-dieter-lehmann/", "rg_id": "aas-trg-post-38801", "city": "Neubrandenburg", "county": "Mecklenburgische Seenplatte", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Klaus Dieter Lehmann", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "17033", "state": "Neubrandenburg", "latitude": "53.5584", "longitude": "13.26123", "address": null, "age": "19 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Neubrandenburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA2XdF8L+FKkAPC7WmecdKQNl3RfC/hSpADwu1pnnHSkB8AQAAANl3RfC/hSpADwu1pnnHSkD+"}} {"id": 15831, "description": "Am 4. Mai 2002 werden die beiden Freunde Kajrat Batesov (24) und Maxim K. (21) in Wittstock (Brandenburg) in den fr\u00fchen Morgenstunden von jungen M\u00e4nnern nach einer Techno-Veranstaltung verpr\u00fcgelt. Die beiden hatten bereits auf der Technoparty bemerkt, dass sie als Russlanddeutsche \u201eerkannt\u201c wurden und offenbar \u201enicht erw\u00fcnscht\u201c waren. Im Verlauf der Pr\u00fcgelattacke wird Kajrat Batesov ein 17 Kilogramm schwerer Feldstein auf die Brust geworfen. Der junge Mann wird so schwer verletzt, dass er am 23. Mai 2002 im Krankenhaus Pritzwalk stirbt. Im Prozess sto\u00dfen die Richter auf einer \u201eMauer des Schweigens\u201c. Obwohl Dutzende der Tat zugesehen haben m\u00fcssen, fand sich niemand, der den Steinwurf bezeugen wollte. Denn die Rechtsanw\u00e4ltin, die Kajrat B.s Mutter vor Gericht vertrat, wie\u00df darauf hin, dass mindestens zwanzig junge M\u00e4nner und Frauen zusahen, als die beiden Russlanddeutschen attackiert wurden. Das Gericht zeigte sich am Ende davon \u00fcberzeugt, dass \u201edie Tat auch darauf beruhte, dass es sich bei den Gesch\u00e4digten um Fremde handelte\u201c. Zudem sprach die Richterin in ihrem Urteil von einer \u201ediffusen Fremdenfeindlichkeit\u201c der T\u00e4ter. Der Hauptt\u00e4ter wird zu zehn Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt, die vier Mitangeklagten erhalten Strafen zwischen sieben Jahren und einem Jahr auf Bew\u00e4hrung.\n\nMit Hilfe von \u201eOpferperspektive\u201c traten Raissa Batesova, die Mutter des Toten, und das \u00fcberlebende Opfer Maxim K. als Nebenkl\u00e4ger im Prozess auf. Am letzten Tag des Verfahrens richtete Frau Batesova das Wort an die Angeklagten: \u201eDas Leben eines Menschen, der nicht ihre Sprache spricht, ist ihnen nichts wert.\u201c\u00a0Rassistische Einstellungen der T\u00e4ter spielten mindestens eine tateskalierende Rolle.", "date": "2002-05-23 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kajrat-batesov/", "rg_id": "aas-trg-post-38803", "city": "Buckautal", "county": "Potsdam-Mittelmark", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Kajrat Batesov", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "14793", "state": "Wittstock", "latitude": "52.21721", "longitude": "12.30163", "address": null, "age": "24 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wittstock", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Wittstock", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAJvxSP2+aKECdLouJzRtKQCb8Uj9vmihAnS6Lic0bSkB8AQAAACb8Uj9vmihAnS6Lic0bSkD+"}} {"id": 15832, "description": "Am 1. Juni 2002 wird der 29-j\u00e4hrige Dachdecker Ronald Masch auf einem Feld bei Neu Mahlisch (Brandenburg) von einer Gruppe Neonazis get\u00f6tet. Roland Masch hat nach einem Diskobesuch in Alt-Zeschdorf bei Frankfurt (Oder) eine Mitfahrgelegenheit nach Hause gesucht. Die M\u00e4nner beschlie\u00dfen, den ahnungslosen Mann mitzunehmen, um ihn auszurauben. Sie fahren mit ihm auf einen Feldweg bei Neu Mahlisch und zerren ihn aus dem Auto. Zun\u00e4chst wird er mit einem Axtstiel schwer am Kopf verletzt. Die T\u00e4ter nehmen seine Geldb\u00f6rse an sich. Ronald Masch gelingt es zu fliehen und ruft den M\u00e4nnern zu: \u201eEure Gesichter habe ich mir gemerkt.\u201c Dies bedeutet sein Todesurteil. Einer der T\u00e4ter, Matthias R. verfolgt ihn und sticht ihm dreimal mit einem Messer in den R\u00fccken. Danach sticht er noch unz\u00e4hlige Male auf den K\u00f6rper des wehrlosen Mannes ein. Der Angreifer wird von einem der Mitt\u00e4ter, Stefan K., mit den Worten \u201eJetzt musst du es richtig machen, sonst steht er wieder auf!\u201c angefeuert. Daraufhin schneidet Matthias R. dem Vater eines kleinen Jungen die Kehle durch. Ihr Opfer hatte keinen Cent im Portemonnaie. Matthias R. prahlte unmittelbar nach der Tat, dass es ihm Spa\u00df gemacht habe, und dass er gerne noch einmal einen Menschen umbringen w\u00fcrde. Die Leiche des 29-j\u00e4hrigen Dachdeckers wird erst sechs Wochen sp\u00e4ter bei einer Rapsernte gefunden. Ronald Masch galt seit dem Diskobesuch als vermisst. Die T\u00e4ter h\u00e4tten Masch ausrauben wollen, sagt die Staatsanwaltschaft. Es gebe kein rechtes Motiv. Ohne die Gesinnung sei aber die extreme Brutalit\u00e4t nicht vorstellbar, hei\u00dft es in Justizkreisen. Die Angeklagten h\u00e4tten in Verh\u00f6ren die Menschheit in \u201eKameraden\u201c und den minderwertigen Rest unterteilt. Zudem wurde den beiden Hauptt\u00e4tern in der Verhandlung untersagt ihre H\u00e4nde offen zu zeigen, da beide das Wort \u201eHass\u201c auf ihrer Hand t\u00e4towiert haben, das \u201es\u201c jeweils in Runen-Schrift. Der zust\u00e4ndige Staatsanwalt begr\u00fcndete das Verbot damit, dass er \u201ekeine Nazisymbole\u201c dulde. Im April 2003 befand das Landgericht Frankfurt (Oder) zwei Angeklagte des Mordes f\u00fcr schuldig: Matthias R. muss lebensl\u00e4nglich und Stefan K. f\u00fcr 13 Jahre ins Gef\u00e4ngnis. Wegen schweren Raubs in Tateinheit mit gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzung erhielten zwei weitere Angeklagte Haftstrafen von f\u00fcnfeinhalb und zweieinhalb Jahren. Der vorbestrafte f\u00fcnfte Angeklagte muss wegen Nichtanzeigens einer Straftat f\u00fcr eineinhalb Jahre ins Gef\u00e4ngnis.\n\nDer Mord an Ronald Masch zeigt beispielhaft ein eklatantes Defizit der PMK-rechts Statistik. Da das Motiv der Tat darin liegen soll, dass die T\u00e4ter ihren versuchten Raub\u00fcberfall verdecken wollten, findet die politische Dimension der Tat keine Ber\u00fccksichtigung mehr. Hier zeigt sich eindringlich, wie aus dem Erfassungssystem jene T\u00f6tungsdelikte fallen, die als Raub\u00fcberfall getarnt werden. Der ideologische Kontext der T\u00e4ter darf hier nicht ignoriert werden, wurde doch deutlich, wie die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt wurde. So hei\u00dft es doch in Justizkreisen, dass ohne die Gesinnung der T\u00e4ter die extreme Brutalit\u00e4t nicht vorstellbar sei. Roland Masch ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte deshalb auch offiziell als solches anerkennt werden.", "date": "2002-06-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ronald-masch/", "rg_id": "aas-trg-post-38805", "city": "Lindendorf", "county": "M\u00e4rkisch-Oderland", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Ronald Masch", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "15306", "state": "Neu Mahlisch", "latitude": "52.48107", "longitude": "14.38765", "address": null, "age": "29 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Neu Mahlisch", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Neu Mahlisch", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAvJaQD3rGLEAai6azkz1KQLyWkA96xixAGoums5M9SkB8AQAAALyWkA96xixAGoums5M9SkD+"}} {"id": 15834, "description": "Am 9. August 2002 wird Ahmet Sarlak in Sulzbach (Saarland) von einem Neonazi mit einem Messer f\u00fcnfmal in Bauch und Brust gestochen. Der 19-J\u00e4hrige mit t\u00fcrkischem Migrationshintergrund stirbt am n\u00e4chsten Tag an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Als die Wohnung des T\u00e4ters von der Polizei durchsucht wird, werden dort Faustfeuerwaffen und eine Hakenkreuzfahne sichergestellt. Kurz nach der Tat nennt die Staatsanwaltschaft als Tatmotiv \u201eAusl\u00e4nderhass\u201c. Aus nichtigstem Anlass heraus habe der Neonazi, Carlos N., den jungen T\u00fcrken brutal niedergestochen \u2013 Ahmet Sarlak soll dem T\u00e4ter vor der t\u00f6dlichen Attacke achtlos eine Zigarettenkippe an den Kopf geschnipst haben. Drei Monate sp\u00e4ter wird von der Staatsanwaltschaft Saarbr\u00fccken Anklage erhoben. In dieser findet sich jedoch mit keinem Wort mehr, dass der Tat ein fremdenfeindliches Motiv zu Grunde liegt. Ahmet S. wird lediglich noch als der \u201eandere Festbesucher\u201c bezeichnet \u2013 die rechtsextreme Gesinnung des T\u00e4ters findet keine Ber\u00fccksichtigung mehr. Auch von Mord ist nicht mehr die Rede. Carlos N. wird lediglich wegen Totschlags angeklagt. Die Tat sei nicht aus latentem \u201eFremdenhass\u201c begangen worden, sondern Folge einer \u201egewaltsamen Auseinandersetzung aus nichtigem Grund\u201c gewesen. Auf die Frage der taz, wenn der \u201eKippenschnipper\u201c ein Deutscher gewesen w\u00e4re, ob Carlos N. auch diesen mit dem Messer attackiert h\u00e4tte, sagte die Staatsanw\u00e4ltin, dass sie diese \u201ehypothetische Frage\u201c nicht beantworten k\u00f6nne. Aber man habe ihm eben nicht nachweisen k\u00f6nnen, dass er nur zustach, weil der \u201eandere Festbesucher\u201c ein Ausl\u00e4nder war. Das Landgericht Saarbr\u00fccken verurteilt den Neonazi zu sechs Jahren Haft. \u201eWas den Angeklagten zu seiner Tat veranlasst hat, wei\u00df nur er selbst\u201c, hei\u00dft es im Urteil.\n\nDer Sprecher der t\u00fcrkischen Gemeinde im Saarland, Emin Sahin zeigte sich damals best\u00fcrzt \u00fcber den Umgang mit der Tat, da das eigentliche Motiv der Tat heruntergespielt und der Vorfall damit verharmlost werde.", "date": "2002-08-10 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ahmet-sarlak/", "rg_id": "aas-trg-post-38809", "city": "Sulzbach am Main", "county": "Miltenberg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Ahmet Sarlak", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "63834", "state": "Sulzbach", "latitude": "49.90994", "longitude": "9.15114", "address": null, "age": "19 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Sulzbach", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAITzaOGJNIkA/qfbpePRIQCE82jhiTSJAP6n26Xj0SEB8AQAAACE82jhiTSJAP6n26Xj0SED+"}} {"id": 15835, "description": "Der 48-j\u00e4hrige Hartmut Balzke begleitet am 25. Januar 2003 seinen Sohn zu einer Punk-Party in Erfurt (Th\u00fcringen). Dort versuchen sich zwei Neonazis Zugang zu der Party zu verschaffen. Weil sie abgewiesen werden, provozieren sie eine Schl\u00e4gerei auf offener Stra\u00dfe. Einige Partyg\u00e4ste aus der Punk-Szene verfolgen daraufhin die beiden Rechten. Dabei kommt es zu einer Auseinandersetzung, an deren Ende Dirk Q. eine leichte Stichverletzung durch ein Messer erleidet. Es ist bis heute ungekl\u00e4rt, wer Dirk Q. diese Stichverletzung zugef\u00fcgt hat. Nach der Auseinandersetzung geht Dirk Q. in eine Kneipe, die als Treffpunkt f\u00fcr die rechte Szene bekannt ist. Als er diese sp\u00e4ter verl\u00e4sst, sind Hartmut Balzke und ein Punk namens Sebastian Q. in unmittelbarer N\u00e4he. Laut Zeugenaussagen wurde Hartmut Balzke von Dirk Q. mitten ins Gesicht geschlagen und sank daraufhin zu Boden. Der 48-j\u00e4hrige Familienvater erleidet durch den Aufprall eine Hirnschwellung, an der er zwei Tage sp\u00e4ter stirbt. Zudem best\u00e4tigen mehrere Zeugen, wie der gleiche Mann auch Sebastian Q. niederschlug und dann mit brutaler Gewalt mehrfach gegen den Oberk\u00f6rper und Kopf des bewusstlos am Boden Liegenden trat. Sebastian Q. erleidet einen Gesichtstr\u00fcmmerbruch. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt schnell gegen den 23-j\u00e4hrigen Rechten als Hauptt\u00e4ter, der wegen K\u00f6rperverletzung und Zeigen des Hitlergru\u00dfes unter Bew\u00e4hrung steht. Trotz dieser Bew\u00e4hrung muss der T\u00e4ter nicht in Untersuchungshaft. Das Landgericht Erfurt lehnt die Er\u00f6ffnung der Hauptverhandlung 2006 mit der Begr\u00fcndung ab, dass es \u201esich um eine Schl\u00e4gerei mit Todesfolge gehandelt\u201c habe. F\u00fcnf Jahre nach dem Angriff hebt das Oberlandesgericht Th\u00fcringen diese Entscheidung auf. Es kommt im M\u00e4rz 2008 zu einer Hauptverhandlung, in der der damals 23-j\u00e4hrige Dirk Q. wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge angeklagt wird. Der Prozess endet mit einer Bew\u00e4hrungsstrafe von zwei Jahren f\u00fcr Dirk Q. Die Richter begr\u00fcnden die geringe Strafe damit, dass der T\u00e4ter seitdem nicht mehr strafrechtlich in Erscheinung getreten sei. Sie bezeichneten den Tod von Balzke als einen \u201eheilsamen Schock\u201c f\u00fcr den Angeklagten. Einen rechten Hintergrund will das Gericht nicht erkennen. Sebastian Q., der Punk der bei dem Angriff auch schwer verletzt wurde, trat als Nebenkl\u00e4ger auf. Das Gericht sieht hier lediglich eine leichte K\u00f6rperverletzung als gegeben. Angesichts eines Gesichtstr\u00fcmmerbruchs, den das Opfer erlitt, ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Die Mobile Opferberatung zeigte sich best\u00fcrzt \u00fcber diese milde Strafe: \u201eDas Urteil und das gesamte Strafverfahren sind Ausdruck einer tiefen Missachtung gegen\u00fcber Punks und sozial Randst\u00e4ndigen. Offenbar sind sie in den Augen der Richter Opfer zweiter Klasse.\u201c Zudem war es ein Skandal, dass zwischen Tat und Verurteilung \u00fcber f\u00fcnf Jahre vergangen sind.", "date": "2003-01-25 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/hartmut-balzke/", "rg_id": "aas-trg-post-38811", "city": "Erfurt", "county": "Erfurt", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Hartmut Balzke", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "99084", "state": "Erfurt", "latitude": "50.97793", "longitude": "11.02351", "address": null, "age": "48 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Erfurt", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAB0KygAkMJkB+42vPLH1JQAdCsoAJDCZAfuNrzyx9SUB8AQAAAAdCsoAJDCZAfuNrzyx9SUD+"}} {"id": 15836, "description": "Der geistig behinderte Andreas Oertel wird am 20. und 21. M\u00e4rz 2003 in seiner Wohnung in Naumburg (Sachsen-Anhalt) mehrfach von zwei erwachsenen M\u00e4nnern und vier Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren massiv gequ\u00e4lt und misshandelt. Zun\u00e4chst suchen die Jugendlichen Andreas Oertel in seiner Wohnung auf. Schon da verletzen sie ihn schwer. Sie nehmen eine Geldb\u00f6rse mit. Am n\u00e4chsten Tag beschlie\u00dft die Gruppe, den wehrlosen Mann ein weiteres Mal aufzusuchen. Sie werden dabei von den zwei erwachsenen Br\u00fcdern Mario B. und Silko B., beide vorbestraft wegen K\u00f6rperverletzung, begleitet. Dort misshandeln sie das Opfer ein weiteres Mal. Noch dreimal dringen sie in die Wohnung ein und traktieren den 40-j\u00e4hrigen Mann immer wieder mit Schl\u00e4gen und Tritten. Vor allem Mario B. und Silko B. zeichnen sich durch eine besondere Brutalit\u00e4t gegen\u00fcber dem wehrlosen Opfer aus. Jedes Mal wenn sie die Wohnung f\u00fcr kurze Zeit verlie\u00dfen, nahmen sie sich Gegenst\u00e4nde aus der Andreas Oertel mit. Am 21. M\u00e4rz stirbt Andreas Oertel an seinen schweren Kopfverletzungen. Als die Jugendlichen vor anderen mit der Tat prahlen, meldet sie ein anonymer Anrufer bei der Polizei. Als Motiv f\u00fcr die Tat geben die T\u00e4ter an, Andreas O. eine Abreibung verpasst zu haben, weil er Minderj\u00e4hrigen Geld f\u00fcr sexuelle Dienste angeboten habe. F\u00fcr diese Behauptung gebe es aber keinerlei Hinweise, sagt der zust\u00e4ndige Staatsanwalt. Das Landgericht Halle stellt im Urteil fest, die Gruppe, die ihr Opfer als \u201eKinderficker\u201c bezeichnet habe, habe den 40-J\u00e4hrigen f\u00fcr sein Fehlverhalten bestrafen, aber nicht t\u00f6ten wollen. Im August 2004 verurteilt das Gericht die beiden vorbestraften Br\u00fcder im Alter von 26 und 29 Jahren daher wegen Raubes mit Todesfolge zu 15 bzw. 14 Jahren und sechs Monat Haft. Zudem wurden sie zu einer Unterbringung in einer Erziehungsanstalt verurteilt. Drei jugendliche Mitt\u00e4ter werden in einem gesonderten Verfahren zu achteinhalb bis neunj\u00e4hrigen Jugendstrafen verurteilt.\n\nDa die T\u00e4ter wegen \u201eRaubes mit Todesfolge\u201c verurteilt wurden, findet die politische Dimension der Tat keine Ber\u00fccksichtigung. Menschen mit Behinderung sind eine Opfergruppe rechter Gewalt, die von den Strafverfolgungsbeh\u00f6rden und der \u00d6ffentlichkeit oftmals kaum wahrgenommen wird.", "date": "2003-03-20 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/andreas-oertel/", "rg_id": "aas-trg-post-38813", "city": "Naumburg (Saale)", "county": "Burgenlandkreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Andreas Oertel", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06618", "state": "Naumburg", "latitude": "51.14967", "longitude": "11.80663", "address": null, "age": "40 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Naumburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA6fF7m/6cJ0CemPViKJNJQOnxe5v+nCdAnpj1YiiTSUB8AQAAAOnxe5v+nCdAnpj1YiiTSUD+"}} {"id": 15837, "description": "In der Nacht zum 29. M\u00e4rz 2003 wird der ehemalige Punk Enrico Schreiber in Frankfurt/Oder (Brandenburg) so schwer misshandelt, dass er an den Folgen im Krankenhaus stirbt. Drei rechtsextreme junge M\u00e4nner hatten Enrico Schreiber mehr als zwei Stunden in einer Plattenbauwohnung gefoltert. Einer der T\u00e4ter, Stephan B. (20), sprang auf dem wehrlosen Opfer herum. \u00dcberdies wurde mit einer Metallstange auf Enrico Schreiber eingeschlagen und durch Messerstiche in sein Bein verletzt. Die Br\u00fcder Marco S. (26) und Daniel S. (21) pr\u00fcgelten mit. Am Ende der Tortur stahlen die T\u00e4ter noch eine Playstation, Schreibers Handy und seine Geldb\u00f6rse. Als ihnen f\u00fcr die EC-Karte der PIN fehlt, verletzen sie ihr Opfer noch einmal mit Messerstichen, um seine Geheimnummer in Erfahrung zu bringen. Als das Opfer nicht mehr reagiert, sagt einer der T\u00e4ter: \u201eDer stirbt sowieso\u201c. Im Prozess berichten mehrere Zeugen, die Rechtsextremen h\u00e4tten nach der Tat ge\u00e4u\u00dfert, \u201ees war ja nur ein Punk\u201c. Das Landgericht Frankfurt/Oder wertet den Gewaltexzess als Mord und verurteilt im Dezember 2003 Marco S. zu zw\u00f6lf Jahren Haft, sein Bruder Daniel erh\u00e4lt sieben Jahre Jugendstrafe, bei Stephan B. sind es acht Jahre. Die Anw\u00e4ltin von Enricos Mutter, die sie als Nebenkl\u00e4gerin vertrat, pl\u00e4dierte daf\u00fcr den rechtsextremen Kontext der T\u00e4ter nicht zu ignorieren. Denn die drei Neonazis h\u00e4tten sich ihr Opfer \u2013 einen Punk \u2013 bewusst ausgew\u00e4hlt. So betont das Gericht dann zwar, dass die \u201erechte Gesinnung der T\u00e4ter nicht zu \u00fcbersehen war\u201c, sieht jedoch trotzdem kein rechtsextreme Motivation bei der Tat.\u00a0Rassistische Einstellungen der T\u00e4ter spielten mindestens eine tatbegleitende Rolle.", "date": "2003-03-29 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/enrico-schreiber/", "rg_id": "aas-trg-post-38815", "city": "Frankfurt (Oder)", "county": "Frankfurt (Oder)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Enrico Schreiber", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "15230", "state": "Frankfurt/Oder", "latitude": "52.3417", "longitude": "14.55428", "address": null, "age": "25 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Frankfurt/Oder", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAXaeRlsobLUCIhVrTvCtKQF2nkZbKGy1AiIVa07wrSkB8AQAAAF2nkZbKGy1AiIVa07wrSkD+"}} {"id": 15838, "description": "In der Nacht vom 20. April 2003 wird G\u00fcnter T. w\u00e4hrend einer Feier im Jugendclub \u201eGiftmische Stauchitz\u201c bei Riesa (Sachsen) \u00fcber zwei Stunden massiv misshandelt. Der 35-J\u00e4hrige kommt aus dem Nachbardorf, ist als arbeitslos und alkoholkrank bekannt. Auch an diesem Abend ist er stark alkoholisiert, als der bewusstlose und v\u00f6llig wehrlose Mann nackt ausgezogen, mit Wasser \u00fcbergossen wird und den Mund zugehalten bekommt. Die Staatsanwaltschaft ist au\u00dferdem davon \u00fcberzeugt, dass der Kopf des Opfers immer wieder auf den harten Asphalt geschlagen wurde. Zwei Tage nach dem Angriff stirbt der ehemalige Stahlarbeiter an einem Sch\u00e4delbasisquerbruch. Zudem ergibt eine Obduktion, dass das Opfer auch innere Verletzungen aufwies (S\u00e4chsische Zeitung vom 08.05.2003). Erst drei Wochen nach der Tat ermittelt die Polizei vier M\u00e4nner im Alter von 29 bis 36 Jahren. Kurz darauf erhebt die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage wegen Totschlags. Vor Gericht behaupten die vier M\u00e4nner, sie wollten den am Boden liegenden G\u00fcnter T. lediglich helfen und dabei sei er einige Male \u201eaus Versehen\u201c von der Biertischgarnitur gefallen. Der zust\u00e4ndige Staatsanwalt geht vielmehr davon aus, dass die T\u00e4ter in den drei Wochen nach der Tat \u201eviel Zeit hatten, um sich abzusprechen\u201c. Bei einem 31-j\u00e4hrigen Angeklagten hatten die Ermittler rechtsextremes Propagandamaterial gefunden. Am Ende des Prozesses \u00fcbt das Landgericht Dresden nicht alleine an den Angeklagten Kritik. Nein, auch das gesamte Dorf Stauchitz habe dem Tod von G\u00fcnter T. keinerlei Bedeutung zugemessen. Zeugen seien eingesch\u00fcchtert worden und insgesamt habe die Haltung vorgeherrscht, \u201ees sei ja nur ein Trinker gewesen\u201c. Vor Gericht stie\u00dfen die Richter auf eine Mauer des Schweigens. In der Leipziger Volkszeitung vom 03.03.2004 hei\u00dft es dazu: \u201eStauchitz ist klein. Es spricht sich herum, wer was aussagt in diesem Mord-Prozess vor dem Landgericht Dresden.\u201c Am Ende des Prozesses werden die Angeklagten lediglich wegen K\u00f6rperverletzung und unterlassener Hilfeleistung zu Bew\u00e4hrungsstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren verurteilt. Ein Grund f\u00fcr die milden Strafen, ist ein Gutachten, in dem nicht ausgeschlossen wird, dass das Opfer bereits vor den Misshandlungen schwere Kopfverletzungen erlitten hatte. Die Schwester des Opfers ist davon \u00fcberzeugt, dass der Angriff auf ihren Bruder kein Zufall war. Es war der 20. April, die vier M\u00e4nner h\u00e4tten an Hitlers Geburtstag ein Opfer gesucht. (Leipziger Volkszeitung vom 27.02.2004)", "date": "2003-04-22 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/guenter-t/", "rg_id": "aas-trg-post-38817", "city": "Riesa", "county": "Mei\u00dfen", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "G\u00fcnter T.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "01587", "state": "Riesa", "latitude": "51.30602", "longitude": "13.29178", "address": null, "age": "35 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Riesa", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA9kArMGSVKkAB9tGpK6dJQPZAKzBklSpAAfbRqSunSUB8AQAAAPZAKzBklSpAAfbRqSunSUD+"}} {"id": 15839, "description": "Gerhard Fischh\u00f6der wird in der Nacht zum 10. Juli 2003 in seiner Wohnung in einer Obdachlosenunterkunft in Scharnebeck bei L\u00fcneburg (Niedersachsen) zu Tode getreten. Der 38-j\u00e4hrige T\u00e4ter hatte vorher mit dem Opfer stundenlang getrunken. Weil er von Gerhard Fischh\u00f6der als \u201earbeitsscheu\u201c bezeichnet wird, rastet der 38-j\u00e4hrige Mann pl\u00f6tzlich aus. Er tritt unz\u00e4hlige Male auf den 49-J\u00e4hrigen ein, bis dieser stirbt. Insgesamt 18 Rippen wurden dem Opfer gebrochen, die unter anderem auch dessen Lunge durchstie\u00dfen. Bereits vor der Tat p\u00f6belten Neonazis vor dem Obdachlosenheim. Laut Anwohner geh\u00f6rte der T\u00e4ter zu dieser Gruppe. Die rechtsextreme Gruppe wurde auch schon gewaltt\u00e4tig gegen\u00fcber den Obdachlosen und fiel mit dem Zeigen des Hitlergru\u00dfes auf. Im Dezember 2003 wird der 38-J\u00e4hrige wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge zu vier Jahren Haft verurteilt. Die milde Strafe begr\u00fcndet das Gericht damit, dass sich der T\u00e4ter durch die Bezeichnung als arbeitsscheu \u201esubjektiv gekr\u00e4nkt\u201c gef\u00fchlt h\u00e4tte.", "date": "2003-07-10 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/gerhard-fischhoeder/", "rg_id": "aas-trg-post-38819", "city": "L\u00fcneburg", "county": "L\u00fcneburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Gerhard Fischh\u00f6der", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "21335", "state": "L\u00fcneburg", "latitude": "53.24754", "longitude": "10.41418", "address": null, "age": "49 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "L\u00fcneburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAh1ClZg/UJEDWOQZkr59KQIdQpWYP1CRA1jkGZK+fSkB8AQAAAIdQpWYP1CRA1jkGZK+fSkD+"}} {"id": 15841, "description": "Am 7. Oktober 2003 wird die dreik\u00f6pfige Familie, Mechthild Bucksteeg, Hartmut und Alja Nickel, mit einer Pumpgun in der Anwaltskanzlei von Hartmut Nickel in Overath (Nordrhein-Westfalen) erschossen. Die T\u00e4ter sind der 45-j\u00e4hrige bekennende Rechtsextremist Thomas Adolf und seine damalige Lebensgef\u00e4hrtin, die 19-j\u00e4hrige Jennifer D. Der 61-j\u00e4hrige Hartmut Nickel hatte Jahre zuvor in einem Streit um Mietschulden von Thomas Adolf die Gegenseite vertreten. Als Mechthild Bucksteeg die T\u00fcr der Kanzlei \u00f6ffnet, behauptet Thomas Adolf, er habe einen Termin bei Herrn Nickel. Als Frau Bucksteeg diese Behauptung im Kalender pr\u00fcfen m\u00f6chte, erschie\u00dft Adolf sie mit einer Pumpgun. Die 53-j\u00e4hrige Ehefrau ist sofort tot. Danach fesselt Jennifer D. den 61-j\u00e4hrigen Vater und die 26-j\u00e4hrige Tochter. Kurz darauf erschie\u00dft er Alja und Hartmut Nickel durch Kopfsch\u00fcsse aus unmittelbarer N\u00e4he. Der vorsitzende Richter \u00e4u\u00dfert sich bei der Gerichtsverhandlung schockiert dar\u00fcber, wie zynisch und menschenverachtend der Exs\u00f6ldner bei der T\u00f6tung der beiden vorging. Dies zeigt sich laut Richter an dem \u201eschrecklichen Satz\u201c, den er Hartmut Nickel zurief, bevor er ihn erschoss: \u201eHerr Nickel, was sind Sie doch f\u00fcr ein schlechter Mensch!\u201c Bei der Bluttat von Overath tr\u00e4gt Thomas Adolf am Hemdkragen SS-Runen. Am 14. Oktober werden der 49-j\u00e4hrige Rechtsextremist und seine 19-j\u00e4hrige Freundin, festgenommen. Kurz nach der Tat hatte Thomas Adolf in seinem Bekanntenkreis mit der Bluttat geprahlt. Im Gerichtsverfahren beschreibt der T\u00e4ter sich selbst als \u201eengagiertes Mitglied der Nazi-Szene\u201c. Die psychiatrische Gutachterin stellt fest, \u201eals der Angeklagte das Gewehr anlegte, da war er der Sturmbannf\u00fchrer\u201c. Thomas Adolf betrachtete sich als Chef einer \u201eSS-Division G\u00f6tterd\u00e4mmerung\u201c, die vermutlich aber nur ihn selbst als Mitglied hatte. Zudem spricht er von einer Todesliste, die ihm von Mitgliedern dieser Division \u00fcberreicht worden sei. Er h\u00e4tte den Auftrag, die dort genannten Juristen, Politiker und Medienvertreter zu t\u00f6ten. Die Morde an der Familie Nickel nennt er eine \u201evon mir selbst durchgef\u00fchrte Ma\u00dfnahme zur Gesundung des deutschen Volkes\u201c, die \u201emehr als notwendig\u201c gewesen sei. Das Landgericht K\u00f6ln verurteilt Adolf im Dezember 2004 wegen Mordes, mit besonderer Schwere der Schuld, zu lebenslanger Haft mit anschlie\u00dfender Sicherungsverwahrung. Diese sei n\u00f6tig, weil Adolf \u201eden bewaffneten Kampf nach seiner Haftentlassung fortzusetzen gedenkt\u201c, so die Richter. Die Komplizin erh\u00e4lt siebeneinhalb Jahre Jugendstrafe. Die Strafkammer beschreibt im Urteil, die NS-Anschauung habe Adolf \u201eein Handeln mit H\u00e4rte, Entschlossenheit und unger\u00fchrtem Vollstreckerwillen\u201c erm\u00f6glicht.\nTrotz dieser eindeutigen Beweislage wird der Dreifach-Mord in Overath bis heute nicht in der staatlichen Statistik rechts motivierter T\u00f6tungsdelikte aufgenommen. Im Gericht wird von Jennifer D. geschildert, dass Thomas Adolf \u201eirgendwie an Geld kommen\u201c wollte \u2013 als Raubopfer hatte er den Anwalt Hartmut Nickel ausgew\u00e4hlt, den er f\u00fcr die K\u00fcndigung seiner Wohnung verantwortlich machte. Es ist schockierend, dass die Landesregierung Nordrhein-Westfalen den Dreifach-Mord nicht in den Ph\u00e4nomenbereich des PMK-rechts zuordnet. Dass das Motiv f\u00fcr die Morde haupts\u00e4chlich darin liegen soll, dass Thomas Adolf den Rechtsanwalt und seine Tochter umbrachte, um den vorangegangenen Mord und eine Raubtat zu verdecken, ist nicht nachvollziehbar. Hier zeigt sich ein eklatantes Defizit der staatlichen Statistik: Da es sich nach Auffassung des Gerichts vordergr\u00fcndig um eine \u201eVerdeckungstat\u201c gehandelt habe, tritt die rechtsextreme Motivation des T\u00e4ters in den Hintergrund. Dabei verkennen sie jedoch die Tatsache, dass als Raub\u00fcberf\u00e4lle getarnten Delikten oftmals durchaus ein politisches Motiv zugrunde liegt. Der ideologische Kontext von Thomas Adolf darf bei dieser furchtbaren Bluttat nicht ignoriert werden, hat sich doch gezeigt, wie niedrig dadurch seine Hemmschwelle zum Morden wurde.", "date": "2003-10-07 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/hartmut-und-alja-nickel-sowie-mechthild-bucksteeg/", "rg_id": "aas-trg-post-38823", "city": "Overath", "county": "Rheinisch-Bergischer Kreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Hartmut Nickel", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "51491", "state": "Overath", "latitude": "50.93337", "longitude": "7.28818", "address": null, "age": "61 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Overath", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA83FtqBgnHUCkiAyreHdJQPNxbagYJx1ApIgMq3h3SUB8AQAAAPNxbagYJx1ApIgMq3h3SUD+"}} {"id": 15842, "description": "Am 7. 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Der vorsitzende Richter \u00e4u\u00dfert sich bei der Gerichtsverhandlung schockiert dar\u00fcber, wie zynisch und menschenverachtend der Exs\u00f6ldner bei der T\u00f6tung der beiden vorging. Dies zeigt sich laut Richter an dem \u201eschrecklichen Satz\u201c, den er Hartmut Nickel zurief, bevor er ihn erschoss: \u201eHerr Nickel, was sind Sie doch f\u00fcr ein schlechter Mensch!\u201c Bei der Bluttat von Overath tr\u00e4gt Thomas Adolf am Hemdkragen SS-Runen. Am 14. Oktober werden der 49-j\u00e4hrige Rechtsextremist und seine 19-j\u00e4hrige Freundin, festgenommen. Kurz nach der Tat hatte Thomas Adolf in seinem Bekanntenkreis mit der Bluttat geprahlt. Im Gerichtsverfahren beschreibt der T\u00e4ter sich selbst als \u201eengagiertes Mitglied der Nazi-Szene\u201c. Die psychiatrische Gutachterin stellt fest, \u201eals der Angeklagte das Gewehr anlegte, da war er der Sturmbannf\u00fchrer\u201c. Thomas Adolf betrachtete sich als Chef einer \u201eSS-Division G\u00f6tterd\u00e4mmerung\u201c, die vermutlich aber nur ihn selbst als Mitglied hatte. Zudem spricht er von einer Todesliste, die ihm von Mitgliedern dieser Division \u00fcberreicht worden sei. Er h\u00e4tte den Auftrag, die dort genannten Juristen, Politiker und Medienvertreter zu t\u00f6ten. Die Morde an der Familie Nickel nennt er eine \u201evon mir selbst durchgef\u00fchrte Ma\u00dfnahme zur Gesundung des deutschen Volkes\u201c, die \u201emehr als notwendig\u201c gewesen sei. Das Landgericht K\u00f6ln verurteilt Adolf im Dezember 2004 wegen Mordes, mit besonderer Schwere der Schuld, zu lebenslanger Haft mit anschlie\u00dfender Sicherungsverwahrung. Diese sei n\u00f6tig, weil Adolf \u201eden bewaffneten Kampf nach seiner Haftentlassung fortzusetzen gedenkt\u201c, so die Richter. Die Komplizin erh\u00e4lt siebeneinhalb Jahre Jugendstrafe. Die Strafkammer beschreibt im Urteil, die NS-Anschauung habe Adolf \u201eein Handeln mit H\u00e4rte, Entschlossenheit und unger\u00fchrtem Vollstreckerwillen\u201c erm\u00f6glicht.\nTrotz dieser eindeutigen Beweislage wird der Dreifach-Mord in Overath bis heute nicht in der staatlichen Statistik rechts motivierter T\u00f6tungsdelikte aufgenommen. Im Gericht wird von Jennifer D. geschildert, dass Thomas Adolf \u201eirgendwie an Geld kommen\u201c wollte \u2013 als Raubopfer hatte er den Anwalt Hartmut Nickel ausgew\u00e4hlt, den er f\u00fcr die K\u00fcndigung seiner Wohnung verantwortlich machte. Es ist schockierend, dass die Landesregierung Nordrhein-Westfalen den Dreifach-Mord nicht in den Ph\u00e4nomenbereich des PMK-rechts zuordnet. Dass das Motiv f\u00fcr die Morde haupts\u00e4chlich darin liegen soll, dass Thomas Adolf den Rechtsanwalt und seine Tochter umbrachte, um den vorangegangenen Mord und eine Raubtat zu verdecken, ist nicht nachvollziehbar. 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Der vorsitzende Richter \u00e4u\u00dfert sich bei der Gerichtsverhandlung schockiert dar\u00fcber, wie zynisch und menschenverachtend der Exs\u00f6ldner bei der T\u00f6tung der beiden vorging. Dies zeigt sich laut Richter an dem \u201eschrecklichen Satz\u201c, den er Hartmut Nickel zurief, bevor er ihn erschoss: \u201eHerr Nickel, was sind Sie doch f\u00fcr ein schlechter Mensch!\u201c Bei der Bluttat von Overath tr\u00e4gt Thomas Adolf am Hemdkragen SS-Runen. Am 14. Oktober werden der 49-j\u00e4hrige Rechtsextremist und seine 19-j\u00e4hrige Freundin, festgenommen. Kurz nach der Tat hatte Thomas Adolf in seinem Bekanntenkreis mit der Bluttat geprahlt. Im Gerichtsverfahren beschreibt der T\u00e4ter sich selbst als \u201eengagiertes Mitglied der Nazi-Szene\u201c. Die psychiatrische Gutachterin stellt fest, \u201eals der Angeklagte das Gewehr anlegte, da war er der Sturmbannf\u00fchrer\u201c. 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Hier zeigt sich ein eklatantes Defizit der staatlichen Statistik: Da es sich nach Auffassung des Gerichts vordergr\u00fcndig um eine \u201eVerdeckungstat\u201c gehandelt habe, tritt die rechtsextreme Motivation des T\u00e4ters in den Hintergrund. Dabei verkennen sie jedoch die Tatsache, dass als Raub\u00fcberf\u00e4lle getarnten Delikten oftmals durchaus ein politisches Motiv zugrunde liegt. 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Dezember 2003 brannte in Kandel (Rheinland-Pfalz) ein Wohn-und Gesch\u00e4ftshaus nieder. Das Haus wurde \u00fcberwiegend von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnt. Bei dem Brand kamen zwei griechische Wanderarbeiter, der 22-j\u00e4hrige Petros C. und der 23-j\u00e4hrige Stefanos C., ums Leben. Sie erlagen einer Kohlenmonoxidvergiftung, bevor sie den Flammen zum Opfer fielen. Das Feuer war im Eingangsbereich des Hauses gelegt worden. Ein t\u00fcrkisches Lokal im Erdgeschoss brennt vollst\u00e4ndig aus. Als Tatverd\u00e4chtigen ermittelt die Polizei den 22-J\u00e4hrigen Phillip R. aus Kandel. Dieser hatte bis zum Brandzeitpunkt in der Tatnacht mit mehreren, ihm gut bekannten Rechtsextremisten des \u201eNationalen Widerstands Kandel\u201c exzessiv getrunken. Das Landgericht Landau verurteilt im November 2008 den 22-J\u00e4hrigen wegen \u201evors\u00e4tzlichen Vollrausches\u201c unter Einbeziehung von dessen Vorstrafen zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der zum Tatzeitpunkt v\u00f6llig betrunkene Mann das Feuer im Eingangsbereich des Hauses gelegt hatte. Das Gericht kann ein Motiv f\u00fcr die Tat nicht feststellen. Bis heute h\u00e4lt sich das Ger\u00fccht, dass er die Tat \u201eim Sinne einer Aufnahmepr\u00fcfung in die Reihen des Nationalen Widerstands Kandel\u201c begangen habe.", "date": "2003-12-06 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/petros-c-und-stefanos-s/", "rg_id": "aas-trg-post-38825", "city": "Kandel", "county": "Germersheim", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Petros C.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "76870", "state": "Kandel", "latitude": "49.08096", "longitude": "8.19096", "address": null, "age": "22 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Kandel", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAANrBVgsVhIEBfJLTlXIpIQDawVYLFYSBAXyS05VyKSEB8AQAAADawVYLFYSBAXyS05VyKSED+"}} {"id": 15845, "description": "In der Nacht vom 5. auf den 6. 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Obwohl die Kammer in ihrem Urteil gesagt hatte, dass die Tat ohne den ausl\u00e4nderfeindlichen Hintergrund des Angeklagten nicht erkl\u00e4rbar sei, sah sie dennoch kein rassistisches Motiv. Die Staatsanwaltschaft spricht noch heute von einem \u201eKapitalverbrechen mit rechtsextremem Hintergrund\u201c.\n\nDie Mobile Jugendarbeit Heidenheim hat ein Projekt ins Leben gerufen mit dem Titel \u201eGewalt ohne mich\u201c. In diesem Kontext ist unter anderem ein Musikvideo entstanden, das an die drei Jugendlichen Viktor, Waldemar und Aleksander erinnert.", "date": "2003-12-19 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/viktor-filimonov-waldemar-ickert-und-aleksander-schleicher/", "rg_id": "aas-trg-post-38827", "city": "Heidenheim an der Brenz", "county": "Heidenheim", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Viktor Filimonov", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "89522", "state": "Heidenheim", "latitude": "48.67462", "longitude": "10.15167", "address": null, "age": "15 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Heidenheim", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAkpGzsKdNJEAfnbryWVZIQJKRs7CnTSRAH5268llWSEB8AQAAAJKRs7CnTSRAH5268llWSED+"}} {"id": 15847, "description": "Am 19. 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Obwohl die Kammer in ihrem Urteil gesagt hatte, dass die Tat ohne den ausl\u00e4nderfeindlichen Hintergrund des Angeklagten nicht erkl\u00e4rbar sei, sah sie dennoch kein rassistisches Motiv. Die Staatsanwaltschaft spricht noch heute von einem \u201eKapitalverbrechen mit rechtsextremem Hintergrund\u201c.\n\nDie Mobile Jugendarbeit Heidenheim hat ein Projekt ins Leben gerufen mit dem Titel \u201eGewalt ohne mich\u201c. 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Januar 2004 wird der 27-j\u00e4hrige russische Sp\u00e4taussiedler Oleg Valger in Gera (Th\u00fcringen) von vier rechten Jugendlichen get\u00f6tet. Vor der t\u00f6dlichen Attacke konsumierten T\u00e4ter und Opfer gemeinsam Alkohol. Als ein Streit ausbricht, locken die 14- bis 19-J\u00e4hrigen das Opfer, welches sie aus einer benachbarten Plattenbausiedlung kennen, in ein W\u00e4ldchen und verletzen es t\u00f6dlich mit Tritten, Messerstichen und Hammerschl\u00e4gen. Nach dem Tod Valgers sagt einer der T\u00e4ter: \u201eWenigstens eine Russensau weniger.\u201c Das Landgericht Gera spricht von einer menschenverachtenden Gesinnung, die in der Tat zum Ausdruck komme. Trotz dieser Feststellung erkennt es aber dennoch keine fremdenfeindliche Motivation. Im Juli 2004 werden die Hauptt\u00e4ter wegen Mordes zu Jugendstrafen von neun und zehn Jahren verurteilt.", "date": "2004-01-20 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/oleg-valger/", "rg_id": "aas-trg-post-38829", "city": "Gera", "county": "Gera", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Oleg Valger", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "07545", "state": "Gera", "latitude": "50.87859", "longitude": "12.07794", "address": null, "age": "27 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Gera", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAuRluwOcnKEDcSxqjdXBJQLkZbsDnJyhA3Esao3VwSUB8AQAAALkZbsDnJyhA3Esao3VwSUD+"}} {"id": 15850, "description": "Am 31. Januar 2004 wird in Burg (Sachsen-Anhalt) der 46-j\u00e4hrige, wohnungslose Martin G\u00f6rges von f\u00fcnf jungen M\u00e4nnern aus der rechten Szene get\u00f6tet. Als Motiv f\u00fcr die t\u00f6dliche Attacke nennen die 16- bis 22-J\u00e4hrigen gegen\u00fcber der Polizei, dass Martin G\u00f6rges ein \u201eKindersch\u00e4nder\u201c gewesen sei. Ihr Opfer haben sie bei einer Tanzveranstaltung kennengelernt. Als der 46-j\u00e4hrige mit der Mutter einer der jungen M\u00e4nner tanzen will, wird das verhindert, da der \u201eAsozialen\u201c nicht mit ihr tanzen soll. Dann erf\u00e4hrt die rechtsextreme Gruppe, dass der wohnungslose G\u00f6rges schon einmal im Gef\u00e4ngnis war: Der Grund daf\u00fcr war der schwere sexuelle Missbrauch an einem Kind. Daraufhin schlagen sie Martin G\u00f6rges vor der Diskothek zusammen und lassen ihn schwer verletzt zur\u00fcck. Sie kommen jedoch einige Zeit sp\u00e4ter zur\u00fcck und t\u00f6ten ihr Opfer durch einen \u201eBordsteinkick\u201c \u2013 dazu legen sie den Kopf ihres Opfers auf die Bordsteinkante und treten auf dessen Hinterkopf. Vor Gericht geben sie den Film \u201eAmerican History X\u201c \u00fcber einen US-amerikanischen Neonazi als Vorbild an. Die T\u00e4ter erhalten Jugendstrafen zwischen drei und sieben Jahren. Das Landgericht Stendal stellte im Urteil fest, die Tatsache, dass es sich bei dem Opfer um einen \u201eKindersch\u00e4nder\u201c gehandelt habe, sei \u201eMotivation und Rechtfertigung\u201c f\u00fcr den t\u00f6dlichen Angriff gewesen.\n\nErst k\u00fcrzlich hatte sich die Landesregierung Sachsen-Anhalt dazu durchgerungen die nicht-anerkannten Todesopfer rechter Gewalt in ihrem Bundesland noch einmal zu pr\u00fcfen. Im Zuge dieser \u00dcberpr\u00fcfung wurden nun drei bisher nicht anerkannte T\u00f6tungsdelikte offiziell dem Ph\u00e4nomenbereich der PMK-rechts zugeordnet. Warum die Landesregierung Sachsen-Anhalt bei dem Mord an Martin G\u00f6ders keine rechtsextreme Motivation anerkennt, ist nicht nachvollziehbar. Dass vor allem Rechtsextreme das Thema Kindesmissbrauch mit ihren ideologischen Inhalten besetzen, ist hinl\u00e4nglich bekannt. So propagieren sie, dass Kindersch\u00e4nder\u201c keine Rechte mehr h\u00e4tten und fordern die \u201eTodesstrafe f\u00fcr Kindersch\u00e4nder\u201c. Setzten die M\u00f6rder von Burg somit nicht einfach die in der rechten Szene so pr\u00e4sente Forderung \u201eTodesstrafe f\u00fcr Kindersch\u00e4nder\u201c in die Tat um? Sie handelten damit sehr wohl politisch motiviert. Deshalb sollte der Mord an Martin G\u00f6rges in jedem Falle in der offiziellen Statistik der T\u00f6tungsdelikte PMK-rechts aufgenommen werden.", "date": "2004-01-31 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/martin-goerges/", "rg_id": "aas-trg-post-38831", "city": "Burg", "county": "Jerichower Land", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Martin G\u00f6rges", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "39288", "state": "Burg", "latitude": "52.27063", "longitude": "11.85561", "address": null, "age": "46 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Burg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA2UKQgxK2J0CCqPsApCJKQNlCkIMStidAgqj7AKQiSkB8AQAAANlCkIMStidAgqj7AKQiSkD+"}} {"id": 15852, "description": "Am 7. Januar 2005 kam der damals 36-j\u00e4hrige Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone in den Kellerr\u00e4umen einer \u00a0Dessauer Polizeidienststelle ums Leben. Die Todesumst\u00e4nde sind bis heute noch nicht hinreichend gekl\u00e4rt, obwohl sie den Verdacht eines rassistisch motivierten Mordes nahelegen. Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh k\u00e4mpft seither um politische und juristische Aufkl\u00e4rung des Falls.\n\nBesch\u00e4ftigt man sich mit dem Fall Oury Jalloh, \u00fcber den mittlerweile eine Vielzahl an Pressemeldungen und Berichten vorliegt, so zeichnet sich ein Bild, das durchsetzt ist von Ungereimtheiten, Widerspr\u00fcchen und Verfehlungen. Sechs Umzugskartons soll die Ermittlungsakte inzwischen umfassen, zwei Prozesse wurden gef\u00fchrt, etliche Gutachten erstellt. Dabei klingt die offizielle Version der Polizeibeamten vergleichsweise einfach: Jalloh wurde an jenem Abend in Gewahrsam genommen, weil er sich bei einer Personenkontrolle nicht ausweisen konnte. In der Gewahrsamszelle 5 des besagten Polizeireviers soll er sich dann mit einem Feuerzeug, das bei der Leibesvisitation \u00fcbersehen wurde, selbst entz\u00fcndet haben.\n\nDoch betrachtet man den Fall genauer, kommen einige Fragen auf: Jalloh war zu seinem Todeszeitpunkt an H\u00e4nden und Beinen fixiert \u2013 auf einer feuerfesten Matratze. Die Sprechanlage, die der \u00dcberwachung des Inhaftierten diente, war ausgeschaltet. Ebenso der Feueralarm. Die Zelle wurde erst kontrolliert, als der L\u00fcftungsschalter ansprang und wegen der Rauchentwicklung keine Hilfe mehr geleistet werden konnte. Als die Feuerwehr endlich anr\u00fcckte, wurde dieser nicht mitgeteilt, dass sich eine Person in der Zelle befand. \u00dcberrascht fand sie den verkohlten Leichnam Jallohs. Das Fehlverhalten der Beamten setzt sich auch nach dem Brand fort: So bricht die der Beweissicherung dienende Aufnahme des Videografen ab, noch bevor m\u00f6glicherweise wichtige Details erkennbar werden. Aufgrund technischer Fehler, so die Verteidigung. Obwohl die Hintergr\u00fcnde zu diesem Zeitpunkt noch v\u00f6llig unklar waren, beginnt das Video mit der Aussage: \u201eIn dieser Zelle hat sich jemand selbst angez\u00fcndet\u201c. Ein Brandsachverst\u00e4ndiger wurde gar nicht erst hinzugeholt und auch das besagte Feuerzeug fehlt auf der ersten Asservatenliste. Es tauchte erst einige Tage sp\u00e4ter auf und sei \u00fcbersehen worden, so die Beamten. Die Gerichtsmedizin stellte fest, dass Jalloh ein gebrochenes Nasenbein hatte. Auch hierzu gab es keine Aussagen der diensthabenden Polizisten.\n\nTrotz all dieser Auff\u00e4lligkeiten schloss die Dessauer Staatsanwaltschaft die Beteiligung Dritter am Tod Oury Jallohs von Anfang an kategorisch aus. Ermittelt wurde nicht wegen Mordes, sondern wegen fahrl\u00e4ssiger T\u00f6tung, da der Feuermelder abgeschaltet wurde. Insgesamt zwei Prozesse hat es gegeben, der erste wurde wegen l\u00fcckenhafter Beweisf\u00fchrung aufgehoben. Im zweiten Prozess, am 13. Dezember 2012, wurde der Dienstgruppenleiter zu einer Geldstrafe von 120 Tagess\u00e4tzen in H\u00f6he von 90 Euro verurteilt. Dies ist das einzige rechtskr\u00e4ftige Urteil, das bisher gef\u00e4llt wurde. Doch auch im Nachgang an den Prozess wurden Stimmen des Zweifels laut: Ein Justizbeamter versuchte zweimal Strafanzeige gegen einen Polizeibeamten zu stellen, der sich zum Todeszeitpunkt Jallohs in der Polizeidienstelle aufhielt. Die Hinweise wurden nicht in die Ermittlungen aufgenommen, der Beamte nicht vorgeladen. Stattdessen wurden disziplinarische Ma\u00dfnahmen gegen ihn eingeleitet. Auch der Brandgutachter, der von der Staatsanwaltschaft engagiert wurde, meldete sich zu Wort. Er berichtete gegen\u00fcber der Presse, er sei beauftragt worden den Brandverlauf so zu rekonstruieren, als habe sich eine Person selbst entz\u00fcndet. Weitere Versuche, die eine andere Deutung zulassen w\u00fcrden, lehnte das Gericht ab.\n\nDie Initiative in Gedenken an Oury Jalloh gibt sich mit dem Urteil nicht zufrieden. Mit gr\u00f6\u00dfter Aufmerksamkeit verfolgt sie jeden neuen Schritt, jede get\u00e4tigte Aussage und jeden neuen Beweis in diesem vielschichtigen Komplex. Sie will Licht ins Dunkel bringen und wirft der Justiz vor, im Interesse der Polizeibeamten zu handeln. Zwischen 2013 und 2016 sammelte sie Spendengelder im Umfang von knapp 100.000 Euro, durch die unabh\u00e4ngige Untersuchungen und Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Geschehnisse erm\u00f6glicht werden sollen. Sie engagierte einen privaten Brandgutachter, der zu dem Ergebnis kam, dass Jalloh sich nicht ohne die Zufuhr einer gro\u00dfen Menge an Brandbeschleuniger h\u00e4tte entz\u00fcnden k\u00f6nnen. Dadurch konnte die Initiative so viel \u00f6ffentlichen Druck auf die Staatsanwaltschaft aus\u00fcben, dass diese den Fall wieder aufnahm und erstmals in Richtung Mord ermittelte. Sie leitete 2014 ein Ermittlungsverfahren ein, in dessen Rahmen im Jahr 2016 ein weiteres Brandgutachten angefertigt wurde, das zu demselben Ergebnis kam. Auch zeigte sich durch die Untersuchung der Hormonwerte Jallohs, dass er zum Zeitpunkt der Verbrennung bereits tot oder bewusstlos gewesen sein musste.\n\nNachdem der zust\u00e4ndige Oberstaatsanwalt Folker Bittmann im April 2017 in der Ermittlungsakte vermerkte, dass Oury Jalloh m\u00f6glicherweise ermordet wurde, um Untersuchungen zweier fr\u00fcherer Todesf\u00e4lle aus den Jahren 1997 und 2002\u00a0 in der besagten Polizeidienststelle zu verhindern, wurde ihm der Fall kurzerhand entzogen. Die Staatsanwaltschaft Halle, die den Fall \u00fcbernahm, teilte den Anfangsverdacht Bittmanns nicht und stellte das Verfahren im Oktober 2017 ein. Bittmann will sich seitdem nicht mehr zu dem Fall \u00e4u\u00dfern.\n\nEine sogenannte Klageerzwingung, die eine Wiederaufnahme des Prozesses erwirken sollte, wurde vom Oberlandgericht Naumburg im Herbst 2019 abgelehnt. Kurz darauf lieferte ein von der Initaitve in Auftrag gegebenes forensisch-radiologisches Gutachten neue Beweise daf\u00fcr, dass die Version einer Selbstentz\u00fcndung nicht den Tatsachen enstprechen kann: Der Leichnam Oury Jallohs weist Knochenbr\u00fcche an Nase, Sch\u00e4del und Rippen auf, die vor dem Todeszeitpunkt entstanden sind. Dieser Umstand best\u00e4rkt den Verdacht einer schweren k\u00f6rperlichen Misshandlung. Ob diese neuen Informationen zu einer erneuten Besch\u00e4ftigung mit dem Fall durch die Justiz f\u00fchren wird, ist momentan noch nicht abzusehen.\n\nDie Geschichte Oury Jallohs l\u00e4sst an der deutschen Rechtsstaatlichkeit zweifeln, wenn ein scheinbar ausgepr\u00e4gter Korpsgeist in Polizei und Justiz Ermittlungen wieder und wieder ins Leere laufen l\u00e4sst. Ohne die Initiative, ohne das Engagement Jallohs Freundeskreises und der unz\u00e4hligen Aktiven in der antirassistischen Arbeit w\u00e4re der Fall schon lange ad acta gelegt worden und aus der \u00d6ffentlichkeit verschwunden. Mittlerweile ist Oury Jalloh zu einem Symbol geworden. Zum Symbol eines Kampfes gegen rassistische Zust\u00e4nde, gegen die Ungleichbehandlung von Asylbewerber*innen und f\u00fcr eine Welt, in der jedes Leben gleicherma\u00dfen wertvoll ist. J\u00e4hrlich kommen mehr Menschen zu der Gedenkveranstaltung, die immer um Jallohs Todestag stattfindet. Im Januar 2018 waren es rund 4000 Teilnehmer*innen. Nicht nur die kontinuierliche Arbeit der Aktiven und der Initative verspricht, dass Oury Jalloh uns noch lange im Ged\u00e4chtnis bleibt.\n\nQuellen:\n\nhttp://www.spiegel.de/panorama/justiz/oury-jalloh-was-ist-eigentlich-bei-der-polizei-in-dessau-los-a-1182155.html\n\nhttp://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-01/oury-jalloh-demonstration-dessau-justizversagen-unschuldsvermutung\n\nhttp://www.zeit.de/2018/10/oury-jalloh-dessau-zelle-tod-aufklaerung\n\nhttps://initiativeouryjalloh.wordpress.com/\n\nhttp://www.sueddeutsche.de/panorama/feuertod-in-dessau-ich-kann-oury-jalloh-nicht-loslassen-1.3811182\n\nhttps://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/ungereimtheiten-im-fall-jalloh-100.html\n\n\n\n\n\n", "date": "2005-01-07 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/oury-jalloh/", "rg_id": "aas-trg-post-38845", "city": "Dessau-Ro\u00dflau", "county": "Dessau-Ro\u00dflau", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Oury Jalloh", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06844", "state": "Dessau", "latitude": "51.83575", "longitude": "12.24279", "address": null, "age": "36 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dessau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Dessau", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAeJeL+E58KEDl0CLb+epJQHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUB8AQAAAHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUD+"}} {"id": 15853, "description": "Am fr\u00fchen Abend des 28. M\u00e4rz 2005 wollte der damals 31-J\u00e4hrige Thomas Schulz mit seinen Freund*innen aus der lokalen Punkszene ein Konzert in Dortmund besuchen. Im U-Bahnhof Kampstra\u00dfe trifft die Gruppe aus ca. 20 Personen auf Sven K., der als anerkanntes Mitglied der Dortmunder Neonaziszene bekannt ist. Erst wenige Monate zuvor hatte Sven K. einen Punker schwer vepr\u00fcgelt, wof\u00fcr er verurteilt wurde.\n\nDie Gruppe der Punks und Sven K. geraten auf der Rolltreppe des Bahnhofs in eine verbale Auseinandersetzung. Die Punks ziehen schlie\u00dflich weiter, Thomas Schulz ging jedoch auf die weitere Provokation des Neonazis ein und n\u00e4herte sich ihm. Sven K. zieht daraufhin, f\u00fcr Thomas Schulz unbemerkt, ein 15 Zentimeter langes Messer aus seiner Bomberjacke. Er rammt es pl\u00f6tzlich und mit erheblicher Wucht in die Brust des unbewaffneten Opfers. Thomas Schulz stirbt wenig sp\u00e4ter an den Folgen des Angriffs im Krankenhaus.\n\nPolitische Tatmotivation von Gericht ausgeschlossen\n\nSven K. wird kurz nach der Tat von der Polizei gefasst. Zun\u00e4chst unter Mordverdacht festgenommen, verurteilte das Jugendgericht ihn schlie\u00dflich wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von sieben 7 Jahren. Obwohl der T\u00e4ter das Messer im Unterarm seiner Jacke versteckt hatte, ging das Gericht nicht von Heimt\u00fccke aus. Zudem war Sven K. zum Tatzeitpunkt alkoholisiert gewesen \u2013 beides wirkte sich strafmildernd aus. Nach Auffassung des Gerichts wurde die Tat spontan und in \u201eAufwallung von Wut\u201c begangen. Eine politische Tatmotivation stellte das Gericht trotz des nachweisbaren Hasses des T\u00e4ters auf Punks nicht fest.\n\nDie \u00f6rtliche Neonaziszene glorifizierte den schrecklichen Mord und h\u00e4ngte Plakate mit der Aufschrift \u201eWer sich der Bewegung in den Weg stellt, muss mit den Konsequenzen leben\u201c auf. Sven K. \u00e4nderte seine Gesinnung auch in der Haft nicht und verschickte \u00fcber neonazistische Websites Briefe an \u201edie Kameraden\u201c. Trotz anhaltender Verbindungen in die militante Neonaziszene wird der T\u00e4ter bereits nach f\u00fcnf Jahren aus der Haft entlassen \u2013 auf Grundlage einer positiven Sozialprognose eines Gutachters. Wenig \u00fcberraschend wurde Sven K. nach der Entlassung wieder aktiv in der Dortmunder Neonaziszene. Es folgten zwei weitere Haftstrafen wegen rechtsextremer Gewalttaten.\n\nZivilgesellschaftliche Initativen streiten f\u00fcr w\u00fcrdiges Gedenken\n\nZivilgesellschaftliche Initiativen setzen sich seit dem kaltbl\u00fctigen Mord f\u00fcr ein w\u00fcrdiges Gedenken an Thomas Schulz und eine Anerkennung der Tat als politischen Mord ein. Im M\u00e4rz 2015, zehn Jahre nach der Tat, nahmen ganze 1.500 Menschen an einer Veranstaltung zum Gedenken an Schulz und alle Todesopfer rechtsextremer Gewalt teil.", "date": "2005-03-28 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/thomas-schulz/", "rg_id": "aas-trg-post-38835", "city": "Dortmund", "county": "Dortmund", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Thomas Schulz", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "44137", "state": "Dortmund", "latitude": "51.51661", "longitude": "7.45829", "address": null, "age": "31 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dortmund", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA2lVI+UnVHUCuZMdGIMJJQNpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUB8AQAAANpVSPlJ1R1ArmTHRiDCSUD+"}} {"id": 15856, "description": "Am 01. Juli 2005 wird ein 44-j\u00e4hriger Mann in Essen (Nordrhein-Westfalen) von zwei 15 und 17 Jahre alten Neonazis zusammengeschlagen. Zwei Tage sp\u00e4ter wird der Mann in einem M\u00e4nnerwohnheim tot aufgefunden. Da das Opfer ein polizeibekannter Drogenabh\u00e4ngiger ist, glauben sie zun\u00e4chst an einen Drogentod, weil er auch keine sichtbaren Verletzungen aufwies. Die Obduktion ergibt jedoch, dass der Mann an den Verletzungen gestorben sei, die durch die stumpfe Gewalteinwirkung gegen seinen Kopf verursacht worden sei. Die beiden Br\u00fcder gestanden, den Mann getreten und misshandelt zu haben, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Gegen sie erging Haftbefehl wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge. Die beiden Angreifer sind der Polizei bestens bekannt. \u201eIhrem \u00e4u\u00dferen Erscheinungsbild nach \u2013 Springerstiefel, Glatzen, Bomberjacke \u2013 sind sie der Skinheadszene zuzuordnen\u201c, so die Beh\u00f6rden. Sowohl der 17-J\u00e4hrige als auch der 15-J\u00e4hrige sind drei Dutzend Male polizeilich aufgefallen, vor allem durch Gewalt- und Verm\u00f6gensdelikte. Straftaten mit politischem Hintergrund seien jedoch nicht bekannt. Im nicht-\u00f6ffentlichen Prozess um den Tod des 44-J\u00e4hrigen wirft die Staatsanwaltschaft Essen den beiden Br\u00fcdern K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge vor. Das Amtsgericht Essen weigert sich mit Verweis auf das angewendete Jugendstrafrecht Auskunft zu geben, wann, mit welcher Begr\u00fcndung und zu welcher Strafe die T\u00e4ter verurteilt wurden.", "date": "2005-07-03 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/44-jaehriger-mann/", "rg_id": "aas-trg-post-38841", "city": "Essen (Oldenburg)", "county": "Cloppenburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "44-j\u00e4hrige unbekannte Person", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "49632", "state": "Essen", "latitude": "52.71773", "longitude": "7.93933", "address": null, "age": "44 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Essen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAUps4ud/BH0DWrZ6T3ltKQFKbOLnfwR9A1q2ek95bSkB8AQAAAFKbOLnfwR9A1q2ek95bSkD+"}} {"id": 15857, "description": "Am 26. November 2005wird Tim Maier in Bad Buchau (Baden-W\u00fcrttemberg) von einem 24-j\u00e4hrigen Neonazi erstochen. Als er mit vier Freunden, von denen einer T\u00fcrke ist, ein Lokal verl\u00e4sst, wird die Gruppe von dem ehemaligen NPD-Mitglied Achim M. und einem weiteren Rechtsextremisten verfolgt und als \u201eSchei\u00df Ausl\u00e4nder\u201c beschimpft. Daraufhin kommt es zu einer Rangelei, bei der Achim M. dem 20-J\u00e4hrigen ein Messer in den Bauch st\u00f6\u00dft. Bei der polizeilichen Durchsuchung der Wohnung von Achim M. finden sich Hakenkreuzfahnen, Landser-Hefte und eine Pistole. Das Gericht stellte 2006 im Urteil fest, dass der rechtsextreme Hintergrund der Tat nicht geleugnet werden k\u00f6nne und dass in den Parolen sich \u201edumpfe Ausl\u00e4nderfeindlichkeit\u201c ausgedr\u00fcckt habe. Achim M. wird wegen Totschlages zu zehn Jahren Haft verurteilt.\n\nTrotz dieses Urteils taucht Tim Maier bis heute nicht in der offiziellen Statistik der Todesopfer rechter Gewalt auf.", "date": "2005-11-26 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/tim-maier/", "rg_id": "aas-trg-post-38843", "city": "Bad Buchau", "county": "Biberach", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Tim Maier", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "88422", "state": "Bad Buchau", "latitude": "48.06626", "longitude": "9.61136", "address": null, "age": "20 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Bad Buchau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAARSqMLQQ5I0A4hCo1ewhIQEUqjC0EOSNAOIQqNXsISEB8AQAAAEUqjC0EOSNAOIQqNXsISED+"}} {"id": 15860, "description": "Der 41-j\u00e4hrige Obdachlose Andreas Pietrzak wird in der Nacht zum 6. Mai 2006 in Plattling (Bayern) auf dem Gel\u00e4nde des ehemaligen Krankenhauses von einem von einem jungen Neonazi get\u00f6tet. Vor der t\u00f6dlichen Attacke haben die beiden gemeinsam Alkohol konsumiert Danach schl\u00e4gt der 19-J\u00e4hrige mit einem Holzpflock auf ihn ein und tretet ihn zus\u00e4tzlich mit seinen Springerstiefeln auf den Kopf. Nachdem er den bewusstlosen und v\u00f6llig wehrlosen Mann ausgeraubt hat, \u00fcbergie\u00dft der Neonazi ihn mit Spiritus und z\u00fcndet ihn an. Vor Gericht gibt der 19-j\u00e4hrige Angeklagte zu, dass ein Bekannter vor der Tat gesagt habe, \u201edass man dem Polen eine Abreibung verpassen m\u00fcsse\u201c. Das Opfer hatte die deutsche und polnische Staatsb\u00fcrgerschaft. Schon fr\u00fcher wurde Andreas Pietrzak von dem M\u00f6rder und dessen Bekannten misshandelt. T\u00e4ter und Opfer warenfl\u00fcchtig miteinander bekannt, da sie eine kurze Zeit im selben Obdachlosenheim gelebt hatten. Obwohl im Urteil die \u201eausl\u00e4nderfeindliche Gesinnung\u201c des T\u00e4ters ausdr\u00fccklich festgestellt wird, sieht der Richter darin nicht das f\u00fchrende Motiv f\u00fcr die Tat. Vielmehr wird eine pers\u00f6nliche Auseinandersetzung (\u201eForderungssache\u201c) als Motiv festgestellt. Der Neonazi K. wird im Mai 2007 vom Landgericht Deggendorf zu neun Jahren Jugendstrafe wegen Raubmordes verurteilt.\n\nObwohl das Gericht die Zugeh\u00f6rigkeit K.s zur rechtsextremen Szene betonte und trotz des rassistischen Ausspruches \u201edass man dem Polen eine Abreibung verpassen m\u00fcsse\u201c wird der Mord an Andreas Pietrzak von der Landesregierung Bayern nicht in den Ph\u00e4nomenbereich PMK-rechts zugeordnet. Unter anderem mit der Begr\u00fcndung, \u201edass der hier verwendete Begriff \u201ePole\u201c nicht als Volksgruppe gemeint war, sondern das Opfer in diesem Kreis seiner Bekannten als der \u201ePole\u201c gerufen wurde.\u201c Der \u201ePole\u201c sei in diesem Kontext eher als Spitzname zu verstehen und aus diesem Grund leite sich keine fremdenfeindliche Motivation ab. Dabei wird jedoch vergessen, dass \u201edieser Kreis seiner Bekannten\u201c nichts anderes hei\u00dft, als: die Neonazis haben ihn so genannt, und damit ist \u201eder Pole\u201c sehr wohl rassistisch intendiert.", "date": "2006-05-06 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/andreas-pietrzak/", "rg_id": "aas-trg-post-38851", "city": "Plattling", "county": "Deggendorf", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Andreas Pietrzak", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "94447", "state": "Plattling", "latitude": "48.77834", "longitude": "12.87122", "address": null, "age": "41 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Plattling", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAAz4/jBC+KUCWlSaloGNIQAM+P4wQvilAlpUmpaBjSEB8AQAAAAM+P4wQvilAlpUmpaBjSED+"}} {"id": 15861, "description": "Am Neujahrsabend wird Andreas F. von einer Gruppe Neonazis in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) in der Wohnung, die einem der T\u00e4ter geh\u00f6rt, get\u00f6tet. Andreas F. kennt den Wohnungsmieter Henning W. fl\u00fcchtig von gemeinsamen Trinkgelagen \u2013 und entschlie\u00dft sich zu bleiben, als Andreas F. einen Getr\u00e4nkelieferanten gegen 14 Uhr in die Wohnung begleitet. Offenbar aus nichtigem Anlass bricht bei dem Trinkgelage ein Streit aus. Zuerst zwischen Andreas F. und Henning W.s Sohn (damals 17 Jahre). Bald entwickeln sich aus den verbalen Angriffen Handgreiflichkeiten, an denen sich laut Gericht im Laufe des Nachmittags alle beteiligten. Tritte, Fausthiebe und Schl\u00e4ge mit einem Blumenst\u00e4nder muss Andreas F. ertragen. Wohnungsmieter Henning W., bis dahin zur\u00fcckhaltend, sei den Nachmittag \u00fcber vor allem damit besch\u00e4ftigt gewesen, seine Wohnung von den Blutspuren des verletzten Andreas F. zu s\u00e4ubern und umgesto\u00dfene M\u00f6bel wieder aufzustellen. Doch Henning W. wird immer w\u00fctender auf den 30-j\u00e4hrigen Vater eines kleinen Sohnes. \u201eEr entschloss sich, dem Problem ein Ende zu bereiten und F. zu t\u00f6ten\u201c, sagt der Vorsitzende Richter bei der Gerichtsverhandlung. Henning W. habe sich ein Brotmesser geholt und \u201eohne zu z\u00f6gern\u201c zugestochen. Vergeblich habe er dann versucht, F. die Kehle durchzuschneiden. Der hohe Blutverlust hat laut Gericht schlie\u00dflich zum Tod des Opfers gef\u00fchrt. Aufgrund der schweren Alkoholabh\u00e4ngigkeit Henning W.s wird er seine Haftstrafe von acht Jahren und neun Monaten zun\u00e4chst in einer Entzugsanstalt verb\u00fc\u00dfen. Wegen des hohen Alkoholkonsums ging das Gericht auch bei den anderen M\u00e4nnern von verminderter Schuldf\u00e4higkeit aus. Sie wurden wegen K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Zwei M\u00e4nner im Alter von 24 und 27 Jahren erhielten jeweils sechsj\u00e4hrige Freiheitsstrafen. Sie standen zur Tatzeit noch unter Bew\u00e4hrung. Ein 38-J\u00e4hriger \u2013 ebenfalls mehrfach vorbestraft \u2013 wurde zu f\u00fcnfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Henning W.s Sohn erhielt eine Jugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten, inklusive einer achtmonatigen Strafe wegen einer anderen K\u00f6rperverletzung. Er ist laut Gericht der Einzige der Verurteilten, der nicht der rechten Szene angeh\u00f6rt. Eine rechtsextreme Motivation sieht das Gericht dennoch nicht.\n\nDer ideologische Kontext der T\u00e4ter sollte jedoch nicht ignoriert werden, wird doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt.", "date": "2007-01-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/andreas-f/", "rg_id": "aas-trg-post-38853", "city": "Wismar", "county": "Nordwestmecklenburg", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Andreas F.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "23966", "state": "Wismar", "latitude": "53.89026", "longitude": "11.46608", "address": null, "age": "30 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Wismar", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAraOqCaLuJkDudygK9PFKQK2jqgmi7iZA7ncoCvTxSkB8AQAAAK2jqgmi7iZA7ncoCvTxSkD+"}} {"id": 15863, "description": "In der Nacht zum 14. Juli 2007 wird der 17-j\u00e4hrige M. S. von dem ehemaligen NPD-Mitglied Garvin K. in Brinjahe (Schleswig-Holstein) mit einer Eisenstange erschlagen. Das Opfer hatte fr\u00fcher Kontakt zu einer rechtsextremen Clique, sich aber inzwischen von der Szene gel\u00f6st. Vor der t\u00f6dlichen Attacke wurde der 17-J\u00e4hrige von dem 23-j\u00e4hrigen Bundeswehrsoldaten auf einer Privatfeier bereits mehrfach geschlagen. Nachdem sich die Gruppe zu einem Waldfest begibt, spricht das Opfer zwei Polizisten an, die eine Anzeige gegen Unbekannt aufnehmen. Die Gruppe um K. trifft auf dem Heimweg an einem Waldweg erneut auf das Opfer. Als die Gruppe bei M.S. ein Polizei-Merkblatt zum Thema Opferschutz in seiner Hosentasche finden, wird er als \u201eSpitzel\u201c beschimpft, weil er einen aus der Gruppe angezeigt habe. Garvin K. fordert ihn auf das Infoblatt laut vorzulesen und schl\u00e4gt ihm dann mindestens sechs Mal mit der Eisenstange auf den Kopf. Nach der Tat verbrennt der T\u00e4ter das Merkblatt und geht mit Freunden in einem Fast-Food-Restaurant essen. Das Landgericht Kiel verurteilt im Februar 2008 den Angeklagten Garvin K. wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von zw\u00f6lf Jahren und sechs Monaten.\nDer Mord an M.S. zeigt beispielhaft ein eklatantes Defizit der PMK-rechts Statistik. Da T\u00e4ter und Opfer (der sich zum Tatzeitpunkt jedoch bereits von der rechten Szene distanziert hatte) aus dem rechtsextremen Milieu kamen, schlie\u00dfen sie eine politisch motivierte Tat aus. F\u00fcr die Bundesregierung handelt es sich daher nicht um eine Tat des Ph\u00e4nomenbereiches PMK-rechts: Aus dem Erfassungssystem fallen oftmals all jene T\u00f6tungsdelikte, bei denen f\u00fcr die Beh\u00f6rden keine \u201espezifisch\u201c rechte Opferkategorie erkennbar ist. Dabei verkennen sie jedoch die Tatsache, dass internen Streitereien, wie hier, die t\u00f6dliche Auseinandersetzung mit einem \u201eVerr\u00e4ter\u201c, durchaus ein politisches Motiv zugrunde liegt. Der ideologische Kontext des T\u00e4ters sollte nicht ignoriert werden, wird doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt.", "date": "2007-07-14 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/m-s/", "rg_id": "aas-trg-post-38857", "city": "Brinjahe", "county": "Rendsburg-Eckernf\u00f6rde", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "M. 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Ibrahim B. schlug und erdrosselte den F\u00fcnfj\u00e4hrigen. Er wurde kurze Zeit sp\u00e4ter festgenommen. In der JVA Bielefeld vertraute sich der T\u00e4ter zwei Mith\u00e4ftlingen an und gestand Ihnen den Mord an Jenisa, der Nichte seiner damaligen Freundin. Unter dem Vorwand, ihrem Haftkollegen helfen zu wollen, indem sie Hinterm\u00e4nner die \u00dcberreste der Leiche endg\u00fcltig beseitigen lie\u00dfen, zeichneten sie ein umfassendes Gest\u00e4ndnis auf und leiteten es an ihren Anwalt weiter, der daraufhin die Polizei informierte. In dem 40-seitigen Dokument gab Ibrahim B. an, die beiden Kinder aus Hass auf Albaner get\u00f6tet zu haben. Der T\u00e4ter hatte sich 2007 von dem Vater und Bruder seiner Freundin, die ihn kurz vor dem Mord an Dano endg\u00fcltig verlassen hatte, ausgegrenzt gef\u00fchlt. Durch die Morde wollte er sich an der Familie seiner Freundin, die einen albanischen Migrationshintergrund hat, r\u00e4chen.\nDa Beziehungskonflikte als Ausl\u00f6ser f\u00fcr beide Morde gelten, ist derzeit noch unklar, inwieweit auch rassistische Beweggr\u00fcnde den Gewaltverbrechen zugrunde liegen.\n\nWeitere Quellen:\u00a0\nhttp://www.spiegel.de/panorama/justiz/maedchen-aus-hannover-moerder-des-\u2026\nhttp://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/kindesmord/knackis-sagen-als-zeug\u2026\nhttps://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/\u2026", "date": "2007-09-07 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/jenisa-8-jahre/", "rg_id": "aas-trg-post-38893", "city": "Hannover", "county": "Region Hannover", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Jenisa (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "30159", "state": "Hannover", "latitude": "52.37227", "longitude": "9.73815", "address": null, "age": "8 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hannover", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAtRX7y+55I0AWpBmLpi9KQLUV+8vueSNAFqQZi6YvSkB8AQAAALUV+8vueSNAFqQZi6YvSkD+"}} {"id": 15865, "description": "Der 40-j\u00e4hrige Peter Siebert wird in der Nacht zum 26. April 2008 von seinem 22-j\u00e4hrigen Nachbar in Memmingen (Bayern) mit einem Bajonett erstochen. Zuvor hatte sich Peter Siebert \u00fcber die laute rechtsextreme Musik seines Nachbars Alexander B. beschwert und dem T\u00e4ter seine braune Gesinnung vorgeworfen. T\u00e4ter und Opfer streiten sich nicht zum ersten Mal wegen dem zu lauten Rechtsrock und der rechtsextremen Gesinnung. In dieser Nacht geraten die beiden alkoholisierten M\u00e4nner wieder einander. Alexander B., ein polizeibekannter Rechtsextremist, verfolgt im Laufe des Streites seinen Nachbarn mit einem Bajonett und sticht Peter Siebert tot. Im Dezember 2008 wird der T\u00e4ter Alexander B. vor Gericht gestellt. Der Prozess dauert nur einen Tag. Da die Tat von den Richtern weder als Mord eingestuft, noch eine rechtsextreme Motivation gesehen wird, verurteilt das Landgericht Memmingen den T\u00e4ter nur wegen Totschlags zu acht Jahren und drei Monaten Haft. Zwei Jahre nach der Verurteilung ist selbst dem Vizepr\u00e4sidenten des Landgerichts die damalige schnelle Entscheidung der Richter unangenehm. Er wirft den Richtern vor, dass sie aufgrund der Gest\u00e4ndigkeit des T\u00e4ters \u201enicht mehr intensiv nachgeforscht\u201c haben. Obwohl der T\u00e4ter vor dem Prozess zugegeben hatte, er habe mit Siebert gestritten, \u201eweil ich rechts bin\u201c. Vizepr\u00e4sident M\u00fcrbe sagt, ein rechtsextremer Hintergrund der Tat sei \u201ewahrscheinlich\u201c. Dennoch taucht Peter Siebert bis heute nicht in der offiziellen Statistik der Todesopfer rechter Gewalt auf.", "date": "2008-04-26 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/peter-siebert/", "rg_id": "aas-trg-post-38859", "city": "Memmingen", "county": "Memmingen", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Peter Siebert", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "87700", "state": "Memmingen", "latitude": "47.98647", "longitude": "10.17928", "address": null, "age": "40 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Memmingen", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAXaeRlspbJEAYPiKmRP5HQF2nkZbKWyRAGD4ipkT+R0B8AQAAAF2nkZbKWyRAGD4ipkT+R0D+"}} {"id": 15867, "description": "In der Nacht zum 1. August 2008 stirbt der geistig behinderte Hans-Joachim Sbrzesny in einem Park in Dessau (Sachsen Anhalt). Die T\u00e4ter Sebastian K. (23) und Thomas F. (34), zwei alkoholisierten Rechtsextremisten, entdecken den 50-j\u00e4hrigen schlafend auf einer Bank im Park. Es ist vor allem Sebastian K. der mit extremer Brutalit\u00e4t gegen das Opfer vorgeht. Er attackiert das wehrlose Opfer unter anderem mit einem mehr als f\u00fcnf Kilogramm schweren M\u00fcllbeh\u00e4lter. Auf den Handys der T\u00e4ter finden die Polizisten sp\u00e4ter unter anderem Hakenkreuze, die Parole \u201eJuden sind unser Ungl\u00fcck\u201c und Lieder rechtsextremistischer Bands wie der \u201eZillertaler T\u00fcrkenj\u00e4ger\u201c. In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Dessau hei\u00dft es: \u201eDie Nachforschungen haben allerdings schl\u00fcssige Hinweise daf\u00fcr erbracht, dass beide Beschuldigte von rechtsextremen politischen Positionen beeinflusst sein k\u00f6nnten. Daher gehen die Ermittlungsbeh\u00f6rden auch der Hypothese nach, dass rechtsextreme Gewalt verherrlichendes und zugleich menschenverachtendes Gedankengut, wie es u.a. in der rechtsextremen Musikszene verbreitet wird, tatausl\u00f6send war.\u201c Diese Annahme vertritt der Staatsanwalt auch vor Gericht. In seinem Pl\u00e4doyer attestiert der Oberstaatsanwalt Sebastian K. und Thomas F. eine \u201etiefe innere Miss- und Verachtung\u201c f\u00fcr ihr Opfer. Sie h\u00e4tten aus einem \u201eGef\u00fchl der \u00dcberlegenheit\u201c heraus den Entschluss gefasst, ihn zu t\u00f6ten. Im Prozess berichtet ein Zeuge zudem, Sebastian K. habe in der Untersuchungshaft das Opfer einen \u201eUnterbemittelten\u201c genannt, der es \u201enicht anders verdient\u201c. Trotz all dieser Hinweise sieht das Landgericht Dessau kein rechtes Motiv, und verurteilt im April 2009 beide Angeklagten wegen Mordes \u201eaus einem sonst niedrigen Beweggrund\u201c. Sebastian K. erh\u00e4lt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Mitt\u00e4ter Thomas F. wurde zu einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren einschlie\u00dflich Alkoholtherapie verurteilt. Dem alkoholkranken Thomas F. wurde vom Gericht verminderte Schuldf\u00e4higkeit attestiert, weil er tags\u00fcber so viel Bier getrunken hatte, dass er zur Tatzeit mehr als drei Promille im Blut hatte.\nErst k\u00fcrzlich hat die Landesregierung Sachsen-Anhalt die bisher nicht-anerkannten Todesopfer rechter Gewalt im Zuge der Selbstenttarnung des NSU noch einmal gepr\u00fcft. Infolgedessen wurden nun drei Altf\u00e4lle in die PMK-rechts Statistik nachgemeldet. Warum nach Ansicht des Innenministeriums Sachsen-Anhalts Hans-Joachim Sbrzesny nicht in den Ph\u00e4nomenbereich rechtsmotivierter T\u00f6tungsdelikte f\u00e4llt, ist nicht nachvollziehbar.", "date": "2008-08-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/hans-joachim-sbrzesny/", "rg_id": "aas-trg-post-38865", "city": "Dessau-Ro\u00dflau", "county": "Dessau-Ro\u00dflau", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Hans-Joachim Sbrzesny", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06844", "state": "Dessau", "latitude": "51.83575", "longitude": "12.24279", "address": null, "age": "50 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Dessau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": "Dessau", "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAeJeL+E58KEDl0CLb+epJQHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUB8AQAAAHiXi/hOfChA5dAi2/nqSUD+"}} {"id": 15868, "description": "Am 23. Juli 2008 wird der Obdachlose Karl-Heinz Teichmann, 59 Jahre alt, im Zentrum von Leipzig (Sachsen) von dem Neonazi Michael H. mehrfach verpru\u0308gelt. Am 6. September stirbt er im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. In der Nacht nach einer Nazi-Demo unter dem Motto \u201eTodesstrafe fu\u0308r Kindersch\u00e4nder\u201c, organisiert von den neonazistischen \u201eFreien Kr\u00e4ften\u201c, ziehen zwei junge M\u00e4nner durch den Park hinter der Leipziger Oper. Dort finden sie den auf einer Bank schlafenden Karl-Heinz Teichmann. Michael H. sagt ihm, dass er \u201enicht hier schlafen\u201c solle, versetzt ihm einen Fausthieb und springt ihm ins Gesicht. Der T\u00e4ter verl\u00e4sst den Tatort fu\u0308r eine halbe Stunde, um sich mit Freunden zu treffen. Dann kehrt er zuru\u0308ck, um den 59-J\u00e4hrigen erneut zu verpru\u0308geln. Die \u00c4rzte stellen bei dem Opfer sp\u00e4ter massive Kopfverletzungen, Prellungen am ganzen K\u00f6rper, Bru\u0308che im Gesicht, eine Halswirbelfraktur und Hirnblutungen fest. Am 27. M\u00e4rz 2009 verurteilt das Leipziger Landgericht den 18-j\u00e4hrigen Neonazi wegen \u201eheimtu\u0308ckischen Mordes\u201c zu einer Gef\u00e4ngnisstrafe von acht Jahren und drei Monaten. Der Staatsanwalt erkl\u00e4rte in seinem Pl\u00e4doyer, das Opfer habe nichts getan, \u201eau\u00dfer im Park nachts zu schlafen\u201c. Sein M\u00f6rder habe den Mann \u201ezum blo\u00dfen Objekt degradiert\u201c. \u201eAus seiner schlechten Laune heraus st\u00f6rte ihn der Anblick des schlafenden Mannes, dessen Schlafplatz er willk\u00fcrlich als unpassend bewertete\u201c, hei\u00dft im Urteil. \u201eDas kann man nicht wegdiskutieren, eine Tat mit rechtem Hintergrund. Nat\u00fcrlich\u201c, sagt der Verteidiger des T\u00e4ters in einem Fernsehinterview. Trotzdem wertet das Gericht den Mord nicht als rechtsextrem motiviert. Von polizeilicher Seite wird der Vorfall als \u201enormale Straftat unter Alkoholeinfluss\u201c eingestuft.", "date": "2008-08-06 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/karl-heinz-teichmann/", "rg_id": "aas-trg-post-38863", "city": "Leipzig", "county": "Leipzig (Stadt)", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Karl-Heinz Teichmann", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "04103", "state": "Leipzig", "latitude": "51.3452", "longitude": "12.38594", "address": null, "age": "59 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Leipzig", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAvW987ZnFKEAjSnuDL6xJQL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUB8AQAAAL1vfO2ZxShAI0p7gy+sSUD+"}} {"id": 15870, "description": "Marcel W. wurde am 24. August 2008 in Bernburg (Sachsen-Anhalt) \u00fcber mehrere Stunden von David B. misshandelt und in Brust und Bauch gestochen, ehe er an seinen Verletzungen starb. David B. hatte Marcel W. erstmals im November 2007 zusammengeschlagen und wollte eine Zeugenaussage W.s im Prozess zur Tat verhindern. Der T\u00e4ter war als rechtsextremer Gewaltt\u00e4ter polizeilich in Erscheinung getreten. W\u00e4hrend des Gerichtsprozesses betonten Zeugen dar\u00fcber hinaus, die feste Verankerung des T\u00e4ters in der Neonaziszene. Das Landgericht Magdeburg hat David B. (20) zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die Richter werten die Tat als Totschlag, ein politisches Motiv sehen sie jedoch nicht.", "date": "2008-08-24 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/marcel-w/", "rg_id": "aas-trg-post-38869", "city": "Bernburg (Saale)", "county": "Salzlandkreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Marcel W.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "06406", "state": "Bernburg", "latitude": "51.79599", "longitude": "11.74239", "address": null, "age": "18 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Bernburg", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAQMHFihp8J0C2+BQA4+VJQEDBxYoafCdAtvgUAOPlSUB8AQAAAEDBxYoafCdAtvgUAOPlSUD+"}} {"id": 15872, "description": "In einem Neonazi-Hinterhofclub in Hemer (Nordrhein-Westfalen) wurde Sven M., selbst in der rechten Szene aktiv, am 14. Mai 2010 vom Betreiber des Neonazi-Clubs mit einem Jagdmesser die Kehle bis zur Wirbels\u00e4ule durchschnitten. Sven M. kam an dem besagten Abend in den Nazi-Klub und wollte wissen, wer ihn vor ein paar Wochen brutal zusammengeschlagen hat. Daraufhin schl\u00e4gt ihn der Barbesitzer Alexander U. ins Gesicht, zieht ein Jagdmesser und durchschnitt Sven M.s Kehle. Vier weitere Tatbeteiligte halfen ihm anschlie\u00dfend die Leiche in einem Geb\u00fcsch zu verstecken. Alexander U. erh\u00e4lt eine Haftstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten wegen Totschlags und Versto\u00dfes gegen das Waffengesetz. Noch w\u00e4hrend der Ermittlungen betonte der Staatsanwalt, dass f\u00fcr das T\u00f6tungsdelikt der politische Hintergrund keine Rolle gespielt habe. Auch das Gericht folgt dieser Annahme, als Motiv wird \u201eHeimt\u00fccke\u201c genannt.\n\nDass Staatsanwaltschaft und Gericht eine politische Motivation ausschlie\u00dfen, macht deutlich, dass aus dem Erfassungssystem oftmals all jene T\u00f6tungsdelikte herausfallen, bei denen f\u00fcr die Beh\u00f6rden keine \u201espezifisch\u201c rechte Opferkategorie erkennbar ist (wie hier: szeneninterner Mord). Dabei verkennen sie jedoch die Tatsache, dass internen Streitereien oftmals durchaus ein politisches Motiv zugrunde liegt. Der ideologische Kontext des T\u00e4ters sollte nicht ignoriert werden, wird doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt.", "date": "2010-05-14 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sven-m/", "rg_id": "aas-trg-post-38873", "city": "Hemer", "county": "M\u00e4rkischer Kreis", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Sven M.", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "58675", "state": "Hemer", "latitude": "51.38202", "longitude": "7.76787", "address": null, "age": "27 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hemer", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAblFmg0wSH0B+NQcI5rBJQG5RZoNMEh9AfjUHCOawSUB8AQAAAG5RZoNMEh9AfjUHCOawSUD+"}} {"id": 15874, "description": "Am 27. M\u00e4rz 2011 wurde der Obdachlose Duy-Doan Pham mit vietnamesischem Migrationshintergrund in Neuss (Nordrhein-Westfalen) Opfer zweier M\u00e4nner im Alter von 18 und 38 Jahren. Die drei M\u00e4nner hielten sich gemeinsam in einer Unterkunft f\u00fcr Wohnungslose auf, als die T\u00e4ter ihr Opfer zun\u00e4chst ausraubten. Duy-Doan Pham verlie\u00df darauf das Obdachlosenheim und wollte sich in der N\u00e4he ein Ort zum Schlafen suchen. Die beiden M\u00e4nner folgen ihm wenige Stunde sp\u00e4ter und fordern noch mehr Geld von dem 59-j\u00e4hrigen. Aus Angst er k\u00f6nne bei der Polizei aussagen, schlagen sie zehn Minuten lang mit einem Holzpfahl auf den wehrlosen Vater dreier Kinder ein. Anschlie\u00dfend beobachten sie ihn beim Sterben, bis ihr Opfer an seinem Blut erstickt. Der 18-J\u00e4hrige Dennis E. r\u00e4umte ein, Kontakte zur Hooligan- und Neonazi-Szene zu haben. Auf der Brust hat er nach eigenen Angaben zwei Hakenkreuze t\u00e4towiert. Auf Nachfragen des Gerichts sagte er, Ausl\u00e4nder seien f\u00fcr ihn \u201eKanacken\u201c. Laut Gericht war der j\u00fcngere der beiden Angeklagten der Initiator der Tat. Auch sein Komplize, der 38-j\u00e4hrige Sven K., habe sich an der Tat beteiligt. \u201eAllerdings war er nur Mitl\u00e4ufer, er hatte kein Mordmotiv und war obendrein noch stark angetrunken\u201c, so der Staatsanwalt. F\u00fcr ihn ordnete das Gericht nach der Verb\u00fc\u00dfung von mehreren Jahren im Gef\u00e4ngnis die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Er bekam neun Jahre Haft wegen Todschlages. Die zust\u00e4ndige Jugendkammer verurteilte den 18-j\u00e4hrigen Hauptangeklagten wegen Mordes zu neuneinhalb Jahren Jugendstrafe. Ein fremdenfeindliches Motiv kann das Gericht bei dem Hauptt\u00e4ter jedoch nicht erkennen.\nF\u00fcr das Gericht war demnach die Vertuschung des Raub\u00fcberfalls das Hauptmotiv f\u00fcr den Mord an Duy-Doan Pham. Der ideologische Kontext des T\u00e4ters sollte jedoch nicht ignoriert werden, wird doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen gesenkt.", "date": "2011-03-27 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/duy-doan-pham/", "rg_id": "aas-trg-post-38877", "city": "Neuss", "county": "Rhein-Kreis Neuss", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Duy-Doan Pham", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "41460", "state": "Neuss", "latitude": "51.19642", "longitude": "6.69432", "address": null, "age": "59 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Neuss", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAu9Vz0vvGGkDiI2JKJJlJQLvVc9L7xhpA4iNiSiSZSUB8AQAAALvVc9L7xhpA4iNiSiSZSUD+"}} {"id": 15875, "description": "Am 27. Mai 2011 wird der Obdachlose Andr\u00e9 Kleinau in Oschatz (Sachsen) von f\u00fcnf M\u00e4nner im Alter von 16 bis 36 Jahren mit Schl\u00e4gen und Tritten schwer misshandelt. Am Morgen des 28. Mai 2011 finden Zeugen den Mann blut\u00fcberstr\u00f6mt und mit schwersten Kopfverletzungen im Warteh\u00e4uschen des Oschatzer S\u00fcdbahnhofs. Vier Tage sp\u00e4ter stirbt der 50-j\u00e4hrige an den Folgen des Angriffs in einem Krankenhaus in Leipzig. Nun stehen die Verantwortlichen vor Gericht: Ronny S. (27), Sebastian B. (26), Chris K. (16), David O. (17) und Tommy J. (18) sind wegen Totschlags angeklagt, Silvio H. (36) wird unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Die beiden erst genannten sollen haupts\u00e4chlich f\u00fcr die t\u00f6dlichen Verletzungen verantwortlich sein. Vieles spricht daf\u00fcr, dass Ronny S. der nords\u00e4chsischen Neonazi-Szene angeh\u00f6rt. So gibt es mindestens zwei Bilder, die diesen R\u00fcckschluss zulassen: Ein Screenshot des sozialen Netzwerkes \u201eMySpace\u201c zeigt Ronny S. posierend unter einer Reichskriegsflagge. Ein anderes Bild zeigt Ronny S., als er mit Kameraden gegen K\u00fcrzungen im Schulsystem durch Oschatz marschierte. Die Jacke, die der 27-j\u00e4hrige dort tr\u00e4gt, hat den in altdeutscher Schrift verfassten Aufdruck \u201eOdin statt Jesus\u201c. Der Bezug auf nordische Gottheiten ist ein weitverbreitetes Symbol in der rechtsextremen Szene. So soll auch Sebastian B. Ornamente und runen\u00e4hnliche Zeichen t\u00e4towiert haben. David O. und Sebastian B. belasteten den 27-j\u00e4hrigen Ronny S. schwer, den sie als Anf\u00fchrer der t\u00f6dlichen Attacke auf den Obdachlosen ausmachten. Einer der T\u00e4ter hat dar\u00fcber hinaus auch den Zahlencode \u201e88\u201c t\u00e4towiert. Auf die Frage Sebastian B.s nach dem Motiv, sagt er: \u201eWir haben uns im Suff einen sinnlosen Grund eingeredet.\u201c Sebastian B. gab zu, dass er mehrfach auf den Kopf und den Bauch des Obdachlosen getreten habe. David O. erz\u00e4hlte zudem, dass Sebastian B. ein Samuraischwert dabei gehabt habe und damit nach dem Obdachlosen schlagen wollte, ihn allerdings nicht traf. Als auf dem Heimweg zwei T\u00e4ter auf die Idee kamen, den Notarzt zu rufen, setzte sie Ronny S. m\u00f6glicherweise unter Druck. \u201eKommt gar nicht in Frage. Dann identifizieren sie uns\u201c, soll er gesagt haben.\n\nDer Prozess am Landgericht Leipzig dauerte \u00fcber ein Jahr \u2013 am 25.01.2013 wurden die sechs M\u00e4nner zu Haft- und Bew\u00e4hrungsstrafen verurteilt. Ronny S. und Sebastian B. m\u00fcssen wegen Totschlags zehn und 13 Jahre ins Gef\u00e4ngnis. Die drei Jugendlichen, die zum Tatzeitpunkt im Mai 2011 zwischen 16 und 18 Jahre alt waren, wurden zu Jugendstrafen von bis zu drei Jahren verurteilt. Silvio H. erhielt eine Bew\u00e4hrungsstrafe wegen unterlassener Hilfeleistung von zehn Monaten, weil er den Gewaltausbruch beobachtet hatte und nicht eingeschritten war.\n\nEin sozialdarwinistisches Motiv sah das Gericht jedoch nicht als erwiesen an.\n\nEs ist nicht nachvollziehbar, dass auch nach der Selbstenttarnung des NSU an vielen Gerichten in Deutschland auch weiterhin die Bereitschaft fehlt, bei offensichtlichen Anzeichen einer rechten Gesinnung der T\u00e4ter die Hintergr\u00fcnde und das Motiv der Tat n\u00e4her zu beleuchten. Die Brutalit\u00e4t, mit der die T\u00e4ter gegen den Obdachlosen Andr\u00e9 Kleinau vorgingen, l\u00e4sst darauf schlie\u00dfen, dass der rechtsextreme Hintergrund des Hauptt\u00e4ters, Ronny S., in die Tat mit eingeflossen ist. F\u00fcr Neonazis gelten Obdachlose als \u201eminderwertig\u201c und \u201easozial\u201c, denen ein Recht auf Leben abgesprochen wird (sozialdarwinistische Motivation). Dass der Hass auf Obdachlose in der Urteilsbegr\u00fcndung keine Erw\u00e4hnung findet, ist schockierend. Diesen Umstand beklagte auch die RAA Sachsen nach der Urteilsverk\u00fcndung: \u201eObwohl es Hinweise gab, dass mindestens zwei der Angeklagten mit der rechten Szene sympathisieren und das Opfer aufgrund sozialdarwinistischer Einstellungen sterben musste, lehnte die Kammer den Antrag der Nebenklagevertreterinnen auf \u00dcberpr\u00fcfung dieser Sachverhalte ab.\u201c\n\nDer Initiativkreis Antirassismus besch\u00e4ftigt sich vor und w\u00e4hrend der Gerichtsverhandlung intensiv mit dem Mord an Andr\u00e9 Kleinau und m\u00f6chte eine Gegen\u00f6ffentlichkeit herstellen. \u201eWir wollen auch diesmal nicht wegsehen und schweigen. Wir rufen dazu auf den mehrere Monate andauernden Prozess zu beobachten und \u00f6ffentlichen Druck aufzubauen. Nazigewalt darf nicht l\u00e4nger bagatellisiert oder gar geleugnet werden.\u201c", "date": "2011-06-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/andre-kleinau/", "rg_id": "aas-trg-post-38879", "city": "Oschatz", "county": "Nordsachsen", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Andr\u00e9 Kleinau", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "04758", "state": "Oschatz", "latitude": "51.30007", "longitude": "13.10502", "address": null, "age": "50 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Oschatz", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAEtpyLsU1KkBfQZqxaKZJQBLaci7FNSpAX0GasWimSUB8AQAAABLaci7FNSpAX0GasWimSUD+"}} {"id": 15876, "description": "In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 wurde der damals 22-j\u00e4hrige Burak Bekta\u015f Opfer eines Mordes. Zusammen mit vier Freunden hielt er sich an jenem Abend auf einer Stra\u00dfe im Neuk\u00f6llner Ortsteil Buckow auf, unmittelbar vor dem \u00f6rtlichen Krankenhaus. Pl\u00f6tzlich begann ein wei\u00dfer Mann unvermittelt und ohne eine vorangegangene Auseinandersetzung auf die Gruppe migrantischer Jugendlicher zu schie\u00dfen. Der T\u00e4ter verschwand nach dem Angriff so wortlos, wie er gekommen war. Zwei der Jugendlichen, Alex A. und Jamal A., erlitten lebensgef\u00e4hrliche Verletzungen. Sie konnten gl\u00fccklicherweise im Krankenhaus gerettet werden. F\u00fcr Burak Bekta\u015f jedoch kam jede Hilfe zu sp\u00e4t, er starb in Folge eines Lungendurchschusses im Operationssaal.\nDie Polizei konnte den T\u00e4ter bisher nicht ermitteln, es gibt kaum verwertbare Spuren und nur wenige Zeugenaussagen. Jedoch liegt der Verdacht nahe, dass der Tat, die nur wenige Monate nach der Selbstenttarnung des NSU stattfand, ein rassistisches Motiv zugrunde liegt. Die Initiative f\u00fcr die Aufkl\u00e4rung des Mordes an Burak Bekta\u015f, die um politische und juristische Aufkl\u00e4rung des Mordes k\u00e4mpft, geht von einem rechtsextremen Hintergrund des T\u00e4ters aus. Sie argumentiert, dass der Tathergang stark an neonazistische Terrorkonzepte erinnert. So gab es keinerlei pers\u00f6nliche Beziehungen zwischen dem T\u00e4ter und den Opfern, der Angreifer schoss einfach wahllos in die Menge. In einem Stadtteil, der schon seit Jahrzenten eine starke Neonaziszene hat. Hinzu kommt, dass der Mord am Todestag des Neonazi-Kaders Gerhard Kaindl stattfand, der 20 Jahre zuvor bei einer Auseinandersetzung mit Antifaschist*innen in Neuk\u00f6lln starb. Auf den Homepages der Kameradschaftsszene wurde zur Rache aufgerufen.\nPolizei und Staatsanwaltschaft schlie\u00dfen ein rassistisches Motiv nicht aus, ermittelten jedoch kaum in diese Richtung, wie die Initiative kritisiert. Im Jahr 2013 ging ein sehr konkreter Hinweis bei der Polizei ein, dass Rolf Z. m\u00f6glicherweise in Verbindung mit dem Mord stehen k\u00f6nnte. Die Polizei ging dem Hinweis jedoch nicht nach, lud den Verd\u00e4chtigen nicht einmal vor. Zwei Jahre nachdem dieser Hinweis einging, erschoss Rolf Z. vor einem Nachtclub in Neuk\u00f6lln den Briten Luke Holland. Zuvor hat sich der T\u00e4ter in einer Bar dar\u00fcber beschwert, dass in dieser kaum noch deutsch gesprochen werde. In seiner Wohnung fanden sich zahlreiche Nazi-Devotionalien. Zwischen den beiden Morden zeigen sich Parallelen: Kein vorheriger Kontakt zu den Opfern, keine Auseinandersetzung, ein unvermittelter Angriff. Rolf Z. wurde zu 11 Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Trotzdem ermittelten die Beh\u00f6rden im Fall Burak Bekta\u015f nicht weiter in Richtung Rolf Z., es gab keine erg\u00e4nzende Befragung der Zeug*innen.\nJedes Jahr versammeln sich Freunde, Verwandte und die Initiative an Bekta\u015f Todestag \u00a0gegen\u00fcber des Krankenhauses im Neuk\u00f6llner Ortsteil Rudow, um ihm zu gedenken. Das rote Base-Cap, das Bekta\u015f auf vielen Fotos tr\u00e4gt, ist mittlerweile zum Symbol geworden f\u00fcr einen Kampf um angemessene Aufkl\u00e4rung und gegen rassistischen Terror. Zum Todestag des Jahres 2018 stellte die Initiative eine durch Spenden finanzierte zwei Meter hohe Skulptur an dem Tatort auf. Sie tr\u00e4gt den Titel: \u201aAlgorithmus f\u00fcr Burak und \u00e4hnliche F\u00e4lle\u2018. \u201eDer Gedenkort steht f\u00fcr all den Schmerz, die Trauer und die Wut, welche Buraks Angeh\u00f6rige seit dem Mord begleiten. Er soll ihnen ein Ort des Gedenkens und der Begegnung sein sowie \u00f6ffentlich darauf hinweisen, dass die Tat bis heute nicht aufgekl\u00e4rt ist\u201c, so eine Vertreterin der Initiative.\nDie Umst\u00e4nde des Tathergangs und die genannten Ungereimtheiten in der Aufkl\u00e4rung haben uns dazu bewogen, den Mord an Burak Bekta\u015f als Verdachtsfall rechter Gewalt zu f\u00fchren.\n\nQuellen:\n\nhttp://www.deutschlandfunkkultur.de/berlin-neukoelln-der-raetselhafte-mord-an-burak-bektas.1001.de.html?dram:article_id=379597\n\nhttp://www.deutschlandfunkkultur.de/der-mord-an-burak-bektas-stille-nach-dem-schuss.1001.de.html?dram:article_id=347133\n\nhttps://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/mord-in-neukoelln-wer-hat-burak-bektas-erschossen\u201326746536\n\nhttp://burak.blogsport.de/", "date": "2012-04-05 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/burak-bektas-verdachtsfall/", "rg_id": "aas-trg-post-38895", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Burak Bekta\u015f (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "22 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15877, "description": "Es ist der Abend des 16. Juni 2012 als zwei Br\u00fcder im Alter von 17 und 23 Jahren sowie einem 19-j\u00e4hrigen Bekannten in Suhl (Th\u00fcringen) im Plattenbauviertel Nord in die Wohnung des 59-j\u00e4hrigen Klaus-Peter K\u00fchn eindringen. Die Gruppe von jungen M\u00e4nnern fordert Geld f\u00fcr Alkohol von Klaus-Peter K\u00fchn. Er gibt ihnen zwei Euro. Als sie in dessen Wohnung jedoch weitere 25 Euro in einer Schrankwand finden, ist das der Beginn eines Martyriums f\u00fcr den 59-J\u00e4hrigen. Immer wieder schlagen sie auf den Mann ein, zertr\u00fcmmern einen Stuhl auf seinem Kopf, werfen eine Tischplatte auf das wehrlose Opfer und einer der T\u00e4ter springt auf die Platte. Zudem werfen sie einen Fernseher auf ihn. Die T\u00e4ter verlassen kurz die Wohnung, um sich an einer naheliegenden Tankstelle von dem erbeuteten Geld Alkohol zu kaufen. Sie kehren jedoch zur\u00fcck und zeigen ihre Menschenverachtung f\u00fcr den \u201ePenner\u201c, wie ihn die T\u00e4ter sp\u00e4ter gegen\u00fcber der Polizei bezeichnen, indem sie auf den Schwerverletzten urinieren und ihm gl\u00fchende Zigarettenstummel in die Nasenl\u00f6cher stecken. Erst jetzt verlassen sie die Wohnung endg\u00fcltig. \u201eDie Obduktion ergibt, dass Klaus-Peter K\u00fchn an den Folgen dieser schweren inneren wie \u00e4u\u00dferen Verletzungen am Vormittag, des 17. Juni 2012, stirbt.\u201c Er wird erst vier Tage sp\u00e4ter von einem Sozialarbeiter, der den 59-J\u00e4hrigen betreut, gefunden.\n\nIm Januar 2013 verurteilt das Landgericht Meiningen die Br\u00fcder Manuel und Christopher K. wegen Mordes in Tateinheit mit versuchter besonders schwerer Erpressung. \u201eDer \u00c4ltere erh\u00e4lt elf Jahre Haft, der J\u00fcngere eine Jugendstrafe von neun Jahren.\u201c Wegen einer schweren Krebserkrankung des dritten Angeklagten, wurde sein Verfahren von dem der anderen abgetrennt. Die drei jungen M\u00e4nner waren bereits einschl\u00e4gig wegen Diebst\u00e4hlen und gef\u00e4hrlicher K\u00f6rperverletzungen vorbestraft; der j\u00fcngste T\u00e4ter auch wegen Hakenkreuzschmierereien. \u201eZudem war er mit einer Party am Geburtstag Adolf Hitlers aufgefallen.\u201c Die Vorsitzende Richterin betont in der Urteilsbegr\u00fcndung, die drei h\u00e4tten \u201eihr Opfer nicht mehr als Mensch wahrgenommen\u201c. In einem Gespr\u00e4ch im M\u00e4rz mit Tagesspiegel und \u201eDie Zeit\u201c bescheinigt die Richterin den T\u00e4tern eine \u201esozialdarwinistische Lebenseinstellung\u201c.\n\nObwohl die Richterin den T\u00e4tern ein sozialdarwinistisches Motiv attestierte, wurde die schwere Erpressung als tatbestimmendes Moment im Urteilsspruch gewertet. Es bleibt abzuwarten, ob sich das \u00b4Th\u00fcringer Innenministerium nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Selbstenttarnung des NSU dazu entscheiden wird, diesen Fall aufgrund der eindeutigen sozialdarwinistischen Motivation der T\u00e4ter in die offizielle Statistik der \u201epolitisch motivierten Kriminalit\u00e4t-rechts\u201c aufzunehmen. Denn bei dem Prozess zeigten sich Beobachter wie Prozessteilnehmer entsetzt \u00fcber das Auftreten der Angeklagten. Bei den Vernehmungen, so die als Zeugen geladenen Kriminalbeamten, h\u00e4tten die Angeklagten das Opfer als \u201ePenner\u201c, \u201eKunde\u201c und \u201eSpinner\u201c bezeichnet. Auf einem Vernehmungsvideo l\u00e4chelt der 18-j\u00e4hrige T\u00e4ter. Immer wieder kam es zu Zwischenrufen der Angeklagten wie: \u201eWollen Sie mich verarschen oder was?\u201c. Von Reue keine Spur.", "date": "2012-06-17 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/klaus-peter-kuehn/", "rg_id": "aas-trg-post-38905", "city": "Suhl", "county": "Suhl", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Klaus-Peter K\u00fchn", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "98527", "state": "Suhl", "latitude": "50.61009", "longitude": "10.68946", "address": null, "age": "59 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Suhl", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA4syv5gBhJUDuztptF05JQOLMr+YAYSVA7s7abRdOSUB8AQAAAOLMr+YAYSVA7s7abRdOSUD+"}} {"id": 15879, "description": "Am 31.10.2012 wurde der zerst\u00fcckelte Leichnam der 44-j\u00e4hrigen Andrea B. aus dem Maschsee in Hannover (Niedersachsen) geborgen. Der T\u00e4ter \u2013 der damals 25-j\u00e4hrige Alexander K. aus Minden \u2013 hatte das Opfer in seine Wohnung gelockt und erstochen. Nach Aussage der Ex-Freundin des T\u00e4ters hatte Andrea B. sich \u00fcber die rechtsextreme Gesinnung von Alexander K. lustig gemacht, woraufhin dieser ausgerastet sei und mit einer Machete auf sein Opfer eingestochen habe. Andreas K. hatte unter dem Pseudonym Sash JM rechtsradikale Rapmusik und gewaltverherrlichende Gedichte ver\u00f6ffentlicht. Im Internet pr\u00e4sentierte er u.a. Anders Breivik als seinen \u201cStar f\u00fcr Oslo\u201d und coverte Songs des NPD-Bundespr\u00e4sidentschafts-Kandidaten und rechten Liedermacher Frank Rennicke. Dar\u00fcber hinaus war er Betreiber Internetseite rechtsrap.de und machte Werbung f\u00fcr rechte Vereine. Nach Ansicht der Richter sei der T\u00e4ter aufgrund einer Pers\u00f6nlichkeitsst\u00f6rung und seiner Drogen- und Alkoholabh\u00e4ngigkeit nur vermindert schuldf\u00e4hig. Alexander K. wurde zu 12 Jahren Haft verurteilt.\nDa bislang nicht eindeutig gekl\u00e4rt werden konnte, ob dem Mord ein rassistisches Tatmotiv zugrunde liegt, wird dieser Fall als Verdachtsfall gelistet.\n\nWeitere Quellen:\nhttp://rap.de/news/c40-news/11965-rapper-als-tatverdaechtiger-in-mordfall/\nhttp://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/maschseemoerder-macht-g\u2026\nhttp://www.focus.de/panorama/welt/richter-aus-mordlust-getoetet-maschsee\u2026", "date": "2012-10-31 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/andrea-b/", "rg_id": "aas-trg-post-38897", "city": "Hannover", "county": "Region Hannover", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Andrea B. (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "30159", "state": "Hannover", "latitude": "52.37227", "longitude": "9.73815", "address": null, "age": "44 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hannover", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAtRX7y+55I0AWpBmLpi9KQLUV+8vueSNAFqQZi6YvSkB8AQAAALUV+8vueSNAFqQZi6YvSkD+"}} {"id": 15880, "description": "Am 17. Juli 2013 wird in Kaufbeuren ein Mann aus Kasachstan von einem Neonazi get\u00f6tet. Zum Tatzeitpunkt findet in Kaufbeuren findet gerade das T\u00e4nzelfest statt. Zum Ende des Fests beginnen mindestens sieben, zum Teil alkoholisierte, M\u00e4nner im Alter von 22 bis 53 Jahren auf der kleinen Stra\u00dfe hinter dem Zelt, drei Sp\u00e4taussiedler zu provozieren. Sie beleidigen die drei M\u00e4nner rassistisch. Schlie\u00dflich attackieren sie sie auch k\u00f6rperlich. Die Angegriffenen setzen sich gegen die rassistischen Schl\u00e4ger erfolgreich zur Wehr, erleiden dabei allerdings leichte Verletzungen. Als sich Security-Kr\u00e4fte zu der Schl\u00e4gerei begeben, folgt ihnen eine f\u00fcnfk\u00f6pfige Gruppe aus reiner Neugier. Unter ihnen ist der 34-j\u00e4hrige Familienvater aus Kasachstan. Die aus Th\u00fcringen stammenden Angreifer beginnen nun auch die dazukommende, unbeteiligte Gruppe zu provozieren. Unvermittelt schl\u00e4gt der 36-J\u00e4hrige Th\u00fcringer, der Verbindungen in die rechte Szene hat, dem 34-j\u00e4hrigen Kasachen mit einem Fausthieb auf den Kopf. Der Mann bricht bewusstlos zusammen. Trotz Reanimationsversuche vor Ort, stirbt er kurze Zeit sp\u00e4ter im Krankenhaus. Auf der bisherigen Grundlage der Informationen im Fall Kaufbeuren hat sich die Amadeu Antonio Stiftung dazu entschieden, den 34-j\u00e4hrigen Familienvater, der eine Ehefrau sowie die sechs und zehn Jahre alten Kinder hinterl\u00e4sst, in die Liste der Todesopfer rechter Gewalt aufzunehmen. Da die Polizei nun auch die M\u00f6glichkeit einer rechtsextrem motivierten Tat n\u00e4her pr\u00fcfen wird, bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse sich bei den weiteren polizeilichen Ermittlungen ergeben werden.\n\nRassismus sei nach Ansicht des Landgerichts f\u00fcr die Tat jedoch nicht ausschlaggebend gewesen, denn es konnte \u201ekein Bezug zu einer rechtsradikalen Tat\u201c hergestellt werden. Vielmehr sei der 34-j\u00e4hrige Familienvater aus reinem Zufall Opfer der t\u00f6dlichen Attacke geworden, mit der der T\u00e4ter seine Aggressionen \u00fcber die zuvor gescheiterte Auseinandersetzung h\u00e4tte abreagieren wollen. Dass der Th\u00fcringer bereits davor zu jener Gruppe geh\u00f6rte, die ebenfalls aus Kasachstan stammende Sp\u00e4taussiedler rassistisch provozierte, schien an der Theorie des Zufallsopfers keine Zweifel zu wecken.\u00a0Juristisch abgeschlossen ist der Fall noch nicht: Nach der Revision von Staatsanwaltschaft und Angeklagtem kann mit einem weiteren Prozess gerechnet werden. Unabh\u00e4ngig von dessen Ausgang ist jetzt aber die Zivilgesellschaft gefragt, um die Erinnerung an den zweifachen Familienvater auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.", "date": "2013-07-17 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/konstantin-m/", "rg_id": "aas-trg-post-38899", "city": "Kaufbeuren", "county": "Kaufbeuren", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Konstantin M. (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "87600", "state": "Kaufbeuren", "latitude": "47.87972", "longitude": "10.62399", "address": null, "age": "34 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Kaufbeuren", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAA5A8Gnns/JUCN0TqqmvBHQOQPBp57PyVAjdE6qprwR0B8AQAAAOQPBp57PyVAjdE6qprwR0D+"}} {"id": 15881, "description": "Am 07.09.2007 verschwand die achtj\u00e4hrige Jenisa aus Hannover spurlos. Sie hatte ihre Tante besuchen wollen, die jedoch nicht zuhause war. Den f\u00fcnfj\u00e4hrigen Dano ereilte Mitte M\u00e4rz 2014 ein \u00e4hnliches Schicksal. Dano hatte am 14. M\u00e4rz 2014 an der Wohnungst\u00fcr seines Nachbarn Ibrahim B. in Herford (Nordrhein-Westfalen) geklingelt, um dessen Sohn zum Spielen abzuholen. Danos Spielkamerad wohnte damals schon gar nicht mehr bei seinem Vater. Ibrahim B. schlug und erdrosselte den F\u00fcnfj\u00e4hrigen. Er wurde kurze Zeit sp\u00e4ter festgenommen. In der JVA Bielefeld vertraute sich der T\u00e4ter zwei Mith\u00e4ftlingen an und gestand Ihnen den Mord an Jenisa, der Nichte seiner damaligen Freundin. Unter dem Vorwand, ihrem Haftkollegen helfen zu wollen, indem sie Hinterm\u00e4nner die \u00dcberreste der Leiche endg\u00fcltig beseitigen lie\u00dfen, zeichneten sie ein umfassendes Gest\u00e4ndnis auf und leiteten es an ihren Anwalt weiter, der daraufhin die Polizei informierte. In dem 40-seitigen Dokument gab Ibrahim B. an, die beiden Kinder aus Hass auf Albaner get\u00f6tet zu haben. Der T\u00e4ter hatte sich 2007 von dem Vater und Bruder seiner Freundin, die ihn kurz vor dem Mord an Dano endg\u00fcltig verlassen hatte, ausgegrenzt gef\u00fchlt. Durch die Morde wollte er sich an der Familie seiner Freundin, die einen albanischen Migrationshintergrund hat, r\u00e4chen.\nDa Beziehungskonflikte als Ausl\u00f6ser f\u00fcr beide Morde gelten, ist derzeit noch unklar, inwieweit auch rassistische Beweggr\u00fcnde den Gewaltverbrechen zugrunde liegen.\n\nWeitere Quellen:\nhttp://www.spiegel.de/panorama/justiz/maedchen-aus-hannover-moerder-des-\u2026\nhttp://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/kindesmord/knackis-sagen-als-zeug\u2026\nhttps://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/\u2026", "date": "2014-03-14 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dano-5-jahre/", "rg_id": "aas-trg-post-38901", "city": "Hannover", "county": "Region Hannover", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Dano (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "30159", "state": "Hannover", "latitude": "52.37227", "longitude": "9.73815", "address": null, "age": "5 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Hannover", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAtRX7y+55I0AWpBmLpi9KQLUV+8vueSNAFqQZi6YvSkB8AQAAALUV+8vueSNAFqQZi6YvSkD+"}} {"id": 15883, "description": "Am Morgen des 20. September 2015 trat der Brite Luke Holland vor die T\u00fcr einer Neuk\u00f6llner Bar, um einen Anruf entgegen zu nehmen. Unvermittelt erschoss der 63-j\u00e4hrige Rolf Z. den Briten mit einer Schrotflinte. Es gab keinerlei vorangegangen Kontakt zwischen dem T\u00e4ter und dem Opfer, keine Auseinandersetzung, kein Gespr\u00e4ch. Zeug*innen berichten, der T\u00e4ter habe gezielt auf den wehrlosen Holland geschossen und habe sich danach ruhigen Schrittes vom Tatort weg bewegt. Er wurde kurze Zeit sp\u00e4ter von der Polizei festgenommen.\nZuvor war der T\u00e4ter selbst Gast in der Neuk\u00f6llner Bar. Dort hat er sich, so der Barbetreiber, dar\u00fcber beschwert, dass in dem Lokal kaum noch deutsch gesprochen werde. In seiner Wohnung wurden eine Hitler-B\u00fcste und zahlreiche weitere Nazi-Devotionalien gefunden, dazu eine Flagge der Rechtsrockband Landser. Trotzdem konnte das Gericht Rassismus als Tatmotiv nicht erkennen. \u201eDas Motiv konnten wir nicht sicher feststellen\u201c, so die Richter in der Verhandlung. Die Funde in Rolf Z. Wohnung wurden als Sammlereigenschaft abgetan. Er wurde zu 11 Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Zu der Tat \u00e4u\u00dferte er sich selbst nicht.\nNicht nur aufgrund der Skrupellosigkeit des Mordes erhielt der Fall mediale Aufmerksamkeit. Es gibt auch Hinweise darauf, dass der T\u00e4ter in Verbindung zu einem weiteren Mord steht: an dem t\u00fcrkischst\u00e4mmigen Burak Bektas. Zwischen den beiden Morden fallen zahlreiche Parallelen auf. Auch erhielt die Polizei im Jahr 2013 einen Hinweis, dass Rolf Z. m\u00f6glicherweise der T\u00e4ter im Fall Bektas sei. Diesem wurde jedoch von Seiten der Beh\u00f6rden nie nachgegangen.\n\nIm Hinblick auf den Hintergrund des T\u00e4ters und die Umst\u00e4nde der Tat wurde der Mord an Luke Holland in die Liste der Verdachtsf\u00e4lle rechter Gewalt mit aufgenommen.\n\nQuellen:\n\nhttps://www.neues-deutschland.de/artikel/989261.war-das-mordmotiv-an-briten-in-berlin-auslaenderhass.html\n\nhttps://www.tagesspiegel.de/berlin/prozessauftakt-in-berlin-toedliche-schuesse-auf-briten-angeklagter-schweigt/13317280.html\n\nhttp://www.taz.de/!5317573/\n\nhttps://www.tagesspiegel.de/berlin/gerichtsurteil-zum-mord-an-luke-holland-ueber-elf-jahre-haft-fuer-angeklagten-motiv-bleibt-offen/13860830.html", "date": "2015-09-20 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/luke-holland-verdachtsfall/", "rg_id": "aas-trg-post-38903", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Luke Holland (Verdachtsfall)", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "31 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15884, "description": "Der 47-j\u00e4hrige Musiker Jim Reeves wurde in der Nacht zum 1. Februar 2016 in einem Berliner Hostel von zwei M\u00e4nnern aus homofeindlichen Motiven ermordet. Im Gerichtsurteil hei\u00dft es, der bisexuelle Jim Reeves habe den beiden T\u00e4tern ein \u201esexuelles Kontaktangebot\u201c gemacht. Daraufhin misshandelten die 24- und 31-j\u00e4hrigen T\u00e4ter ihr Opfer auf brutalste Art und Weise, sodass er an den Verletzungen starb.\n\nJim Reeves war ein B\u00fchnentalent\n\nJim Reeves war Musiker, Model, Schauspieler, Musikproduzent und Moderator. Er wurde 1968 in K\u00f6ln als Jim Nyasani geboren, bereits als Jugendlicher wurde sein Talent f\u00fcr die B\u00fchne entdeckt. Anfang der Neunziger gr\u00fcndete er die Band \u201e4 Reeves\u201c und tourte mit ihr mehrere Jahre durch Deutschland. 1995 rief Jim Reeves die Eurodance-Band \u201eSqueezer\u201c ins Leben, deren erfolgreichstes Lied es sogar auf Rang zehn der deutschen Charts schaffte.\n\nGrausamer Gewaltexzess aus homofeindlichen Motiven\n\nDie beiden T\u00e4ter haben Reeves erst verpr\u00fcgelt und anschlie\u00dfend schwer misshandelt. Unter anderem haben sie ihn \u201ein einer degradierenden, homophobe Gef\u00fchle ausdr\u00fcckenden Art mehrfach mit einem Stuhlbein gepf\u00e4hlt\u201c, wie das Gericht feststellte. Nachdem Reeves bereits bewusstlos war, penetrierten sie das wehrlose Opfer mit einer Zucchini. Der Vorsitzende Richter merkte an, auch das weise \u201eauf eine sexuelle Orientierung hin, indem homosexuelle Praktiken unter M\u00e4nnern nachge\u00e4fft werden in f\u00fcrchterlicher Art und Weise\u201c.\n\nKeine Anerkennung des Motivs, keine Verurteilung wegen Mordes\n\nTrotzdem sah der Richter Homofeindlichkeit nicht als Hauptmotiv der T\u00e4ter \u2013 obwohl die Staatsanwaltschaft Homophobie als Tatmotiv klar benannte. Das Berliner Landgericht machte stattdessen die Wut der T\u00e4ter auf die \u201esexuellen Avancen\u201c Jim Reeves als Ursache aus. Diese Unterscheidung ist jedoch nicht schl\u00fcssig. Es ist vielmehr \u00fcblich, dass M\u00e4nner mit homofeindlichen Einstellungen sich durch Flirtversuche von anderen M\u00e4nnern in ihrer \u201eM\u00e4nnlichkeit\u201c bedroht f\u00fchlen und deshalb mit Gewalt darauf reagieren. Der offensichtliche Hass auf Homosexualit\u00e4t war hier der Ausl\u00f6ser f\u00fcr den Ausbruch der Gewalt.\n\nDie beiden T\u00e4ter wurden zu Haftstrafen von 13 und 14 Jahren Haft verurteilt \u2013 jedoch nicht wegen Mordes, sondern wegen besonders schweren Totschlags. Die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage hatte eine Verurteilung wegen Mordes gefordert. Der Richter sah das Mordmerkmal des \u201eniedrigen Beweggrunds\u201c jedoch nicht gegeben.", "date": "2016-02-01 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/jim-reeves/", "rg_id": "aas-trg-post-66939", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Jim Reeves", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "47 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15894, "description": "Am Morgen des 17. September 2016 wurde der wohnungslose Eugeniu Botnari beim Stehlen in einer Edeka-Filiale in Berlin-Lichtenberg vom Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer Andr\u00e9 S. beobachtet. Anstatt die Polizei zu verst\u00e4ndigen und Anzeige zu erstatten, brachte er den 34-j\u00e4hrigen Moldawier in einen verschlossenen Raum des Supermarkts. Hier lagen die Quarzsandhandschuhe des Filialleiters griffbereit. Er zog sie an und pr\u00fcgelte mehrmals auf den wehrlosen Botnari ein, bevor er ihn trat und aus einer Hintert\u00fcr in den Hof stie\u00df. Der Filialleiter dokumentierte seine Tat und schickte die Aufnahme \u00fcber soziale Medien an die Mitarbeiter_innen. Dabei kommentierte er die Tat mit rassistischen Bemerkungen.\n\nBotnari besuchte nach dem Vorfall seine Familie. Den Weinbrand, den er versucht hatte zu stehlen, wollte er als Geschenk mitbringen. Seiner Cousine erz\u00e4hlte er, dass er \u201ewie ein Hund\u201c zusammengeschlagen worden war und es ihm schlecht ginge. Seine Familienangeh\u00f6rigen rieten ihm, zum Arzt zu gehen. Doch Botnari musste warten, bis ein Arzt, der ihn ohne Versichertenkarte behandelt, Sprechstunde hatte. Ein oder zwei Tage sp\u00e4ter besuchte er einen Freund. Hier klagte er \u00fcber schwere Kopfschmerzen und konnte die Nacht \u00fcber nicht schlafen. Als der Freund einen Notarzt rufen wollte, verlie\u00df Botnari dessen Wohnung. Um den 19. September herum ging Botnari zum Arzt, der ihn sofort ins Krankenhaus einwies. Hier starb er kurze Zeit sp\u00e4ter an einer Hirnblutung.\n\nDer Berliner Beratungsstelle Reach Out zufolge wurden Ende Januar 2017 Ermittlungen gegen Andr\u00e9 S. aufgenommen und ein Gerichtsverfahren gegen ihn er\u00f6ffnet. W\u00e4hrend der gesamten Verhandlung wurden die rassistischen und sozialdarwinistischen Einstellungen des Angeklagten und einiger Zeug_innen offensichtlich.\u00a0 Allen Prozessbeobachter_innen wurde klar, dass es \u00e4hnliche Taten schon mehrfach gegeben hatte. So benutzte der Filialleiter laut Zeug_innenaussagen seine Quarzsandhandschuhe regelm\u00e4\u00dfig gegen \u201eDiebe\u201c, jedoch nur gegen jene, die er als \u201eAusl\u00e4nder\u201c erkannte. Diese waren meistens obdachlos. Es war die Regel, sie in einen Lagerraum zu bringen, dort zu schlagen und dies\u00a0 zu filmen. Das Gericht sprach den Angeklagten am 27. M\u00e4rz 2017 der K\u00f6rperverletzung mit Todesfolge schuldig und verurteilte ihn zu 3 Jahren und 3 Monaten Haft. In der m\u00fcndlichen Urteilsbegr\u00fcndung verwies der vorsitzende Richter auf die Menschenverachtung, den Rassismus und Zynismus, die der Angeklagte bei der Tataus\u00fcbung gezeigt habe. Auch war das Gericht davon \u00fcberzeugt, dass mindestens ein Schlag des Filialleiters miturs\u00e4chlich f\u00fcr den Tod von Eugeniu Botnari war. Der Angeklagte hat Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Weder das Gericht noch die Nebenklagevertretung thematisierten den gesellschaftlichen Rassismus und Sozialdarwinismus, in dessen Kontext die Tat m\u00f6glich wurde. Durch die begriffliche Kennzeichnung der Tat als \u201eausl\u00e4nderfeindlich\u201c und \u201emenschenverachtend\u201c wurde das Geschehen vor Gericht individualisiert und auf individuelle Einstellungen der Tatbeteiligten reduziert.", "date": "2016-09-20 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/eugeniu-botnari-wohnungslos-34-jahre/", "rg_id": "aas-trg-post-38913", "city": "Berlin", "county": "Berlin", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Eugeniu Botnari", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "10117", "state": "Berlin", "latitude": "52.51604", "longitude": "13.37691", "address": null, "age": "34 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Berlin", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAGxL3WPrAKkDDtkWZDUJKQBsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkB8AQAAABsS91j6wCpAw7ZFmQ1CSkD+"}} {"id": 15897, "description": "Am 08. Dezember 2017 wurde der 37-j\u00e4hrige Christian Sonnemann in einem Haus im nieders\u00e4chsischen Katlenburg-Lindau ermordet. Er lebte in diesem Haus mit den Mitgliedern einer rechten Esoterik-Sekte, der er jedoch selbst nicht angeh\u00f6rte\u00ad. Er war nur auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum und einem besseren Leben.\n\nChristian Sonnemann geriet an jenem 08. Dezember in eine Auseinandersetzung mit Martin K., der ebenfalls in dem Haus wohnte. Martin K. \u00e4u\u00dferte seinen Hass auf die Lebensweise von Christian Sonnemann und schlug ihm mit der rechten Faust mindestens zweimal heftig in das Gesicht. Anschlie\u00dfend erdrosselte er ihn mit einer Paketschnur, die er sich selbst mehrmals um die Finger gewickelt hat \u2013 er schn\u00fcrte Christian Sonnemann mindestens 3 Minuten die Luft ab. Martin K. beobachtete einige Minuten, wie Sonnemann leblos auf dem Bett lag und unternahm keinen Rettungsversuch. Er verlie\u00df die Wohnung und lie\u00df den toten Christian Sonnemann dort liegen.\n\nAnschlie\u00dfend zog Martin K. den Zeugen und Mitt\u00e4ter M. ins Vertrauen. Gemeinsam zerst\u00fcckelten sie Christian Sonnemanns Leichnam und vergruben ihn auf einer Brache nahe des Ortes. Einige Teile des leblosen K\u00f6rpers entsorgten sie einfach in einer M\u00fclltonne.\n\nChristian Sonnemann stammte aus der ehemaligen DDR. Er wuchs dort gemeinsam mit seinem \u00e4lteren Bruder auf. Zerr\u00fcttete Familienverh\u00e4ltnisse pr\u00e4gten ihre Kindheit, einen Gro\u00dfteil dieser Zeit verbrachten beide in Heimen und betreuten Wohngemeinschaften. Fr\u00fch schon geriet Christian Sonnemann in eine Alkoholabh\u00e4ngigkeit, sp\u00e4ter kamen noch andere Drogen hinzu. Er versuchte wiederholt die Sucht hinter sich zu lassen und fing zwischenzeitlich eine Ausbildung zum Mechatroniker in G\u00f6ttingen an.\n\nChristian verlor sich in der G\u00f6ttinger Drogenszene. Sp\u00e4ter zog er nach Katlenburg-Lindau, ca. 30 KM von G\u00f6ttingen entfernt, um dort Distanz zur Szene zu schaffen. Er f\u00e4llt jedoch wieder in alte Verhaltensmuster zur\u00fcck und verl\u00e4sst kaum die Wohnung. Sein Leben scheint gepr\u00e4gt von einer st\u00e4ndigen Angst vor der Welt drau\u00dfen.\n\nSeine Mitbewohner nutzten dies aus: Wiederholt heben sie mit seiner Bankkarte Geld von seinem Konto ab \u2013 er hatte ihnen die PIN-Nummer gegeben, damit sie damit f\u00fcr ihn einkaufen konnten. Sonnemann wurde wegen seiner Probleme schikaniert. Dieser Hass auf sozial Schw\u00e4chere f\u00fchrte schlie\u00dflich zu seinem Tod.\n\nDas Haus in Katlenburg-Lindau geh\u00f6rt Lucas M. F\u00fcr ihn war das Geb\u00e4ude ein lukratives Gesch\u00e4ftsmodell und zugleich der Ort zur Auslebung eines okkulten Wahns. Fast alle Bewohner des Hauses geh\u00f6rten dem \u201eDeutschen H\u00fcterorden\u201c an, es wurden gemeinsame Fahrten zu \u201ePegida\u201c Demonstrationen oder zur Wewelsburg unternommen \u2013 ein Ort, der aufgrund seiner SS-Vergangenheit eine Art \u201eWallfahrtsort\u201c f\u00fcr Neonazis und Rechtsextreme ist. Die N\u00e4he von Okkultismus und Rechtsextremismus zeigt sich an der Sekte in Katlenburg-Lindau besonders deutlich. Eines der Mitglieder, Wladislaw S., war sp\u00e4ter ma\u00dfgeblich an der Gr\u00fcndung der rechtsextremen Terrorzelle \u201eNordadler\u201c beteiligt. Wegen des Verdachts der Vorbereitung einer staatsgef\u00e4hrdenden Straftat wurde er bereits im April 2017 verhaftet. Lucas M., der Sektengr\u00fcnder, zog daraufhin aus dem Haus aus und wechselte seine Telefonnummer.\n\nVon den kruden okkulten Machenschaften der Sekte bekam Sonnemann nicht das volle Ausma\u00df mit. Immer wieder geriet er in Streit mit den Anh\u00e4ngern. Dieser Tatsache ist es wohl auch geschuldet, dass das rechtsextreme Tatmotiv im Gerichtsurteil zwar erw\u00e4hnt, aber nicht ber\u00fccksichtigt wird \u2013 die Tat wird hier als Affekttat im Kontext eines vorangegangenen Streits gewertet.\n\nDer Mitt\u00e4ter, in den Gerichtsakten nur als \u201eZeuge M.\u201c gef\u00fchrt, und der Angeklagte sinnierten in sp\u00e4teren Chats dar\u00fcber, \u201eetwas Gutes getan zu haben\u201c. Der Mitt\u00e4ter erl\u00e4uterte sowohl in der polizeilichen Vernehmung als auch vor Gericht, dass sie Christian Sonnemann von seinem Alkoholismus erl\u00f6st und die \u201eWelt damit ein St\u00fcck besser gemacht\u201c h\u00e4tten. Nicht nur Sonnemann w\u00e4re von seinem Alkoholismus befreit worden, sondern auch die Welt von ihm: Von einem \u201eTrinker\u201c. \u00a0Diese Aussagen wurden vom Gericht als nachtr\u00e4gliche Rechtfertigung der Tat verstanden \u2013 sie sind jedoch auch als klares Zeichen f\u00fcr ein sozialdarwinistisches Tatmotiv zu werten. Besucht man Websites des \u201eDeutschen H\u00fcterordens\u201c, st\u00f6\u00dft man schnell auf die Aufforderung, die \u201ekranken Seelen\u201c zu erschlagen.\n\nEs waren schlie\u00dflich die intensiven Nachforschungen von Christian Sonnemanns Bruder, die Ermittler*innen zu dem Haus f\u00fchrten. Er fand einen \u00fcberquellenden Briefkasten vor und merkte, dass der Computer von Christian Sonnemann verschwunden war. Das waren klare Zeichen f\u00fcr ihn, dass seinem Bruder etwas zugesto\u00dfen sein musste. Wie er der ZEIT gegen\u00fcber \u00e4u\u00dferte: \u201eDas war sein Fenster zur Welt, den h\u00e4tte er niemals zur\u00fcckgelassen.\u201c Die Ermittler*innen \u00fcbersehen die Blutspuren an der Wand, nehmen Andreas Sonnemanns Sorgen nicht ernst. Die Beamt*innen stellten die Suche nach Sonnemann zun\u00e4chst erfolglos ein.\n\nErst als der Hauptt\u00e4ter nach einem Suizidversuch einem Polizeibeamten gegen\u00fcber \u00e4u\u00dferte, dass er jemanden umgebracht habe, wird die Suche nach Christian Sonnemann wieder aufgenommen. Von Leichensp\u00fcrhunden wird sein zerst\u00fcckelter Leichnam gefunden \u2013 Monate nach der Tat.\n\nDer T\u00e4ter wurde wegen Totschlags und St\u00f6rung der Totenruhe zu 8 Jahren Haft verurteilt. Ein sozialdarwinistisches Motiv wurde nicht anerkannt, obwohl es in den Aussagen des T\u00e4ters deutlich zu erkennen ist. Mit der Anerkennung eines sozialdarwinistischen Motives w\u00e4re das Urteil f\u00fcr die T\u00f6tung Christian Sonnemanns mutma\u00dflich ein anderes gewesen.\n\nChristian Sonnemanns Bruder f\u00e4hrt noch ein letztes Mal nach Katlenburg-Lindau und stellt ein kleines Holzkreuz f\u00fcr seinen Bruder auf. Darin eingeritzt ist nur sein Name, das Jahr seiner Geburt und das Jahr seines Todes.\n\n\u201eIch hatte so sehr gehofft, dass mein Bruder es auch schafft, von den Drogen wegzukommen und gl\u00fccklich zu sein\u201c, \u00e4u\u00dferte er gegen\u00fcber der ZEIT.\n\nStattdessen wurde Christians Suche nach einem Neuanfang zu seinem Todesurteil, weil ein Rechtsextremist die \u201eWelt von einem Trinker befreien\u201c und sie somit \u201ezu einem besseren Ort\u201c machen wollte.", "date": "2017-12-08 00:00:00.000000", "url": "https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/christian-sonnemann/", "rg_id": "aas-trg-post-63979", "city": "Katlenburg-Lindau", "county": "Northeim", "chronicler_name": "Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung", "title": "Christian Sonnemann", "factums": null, "motives": null, "postal_code": "37191", "state": "Katlenburg-Lindau", "latitude": "51.68157", "longitude": "10.09923", "address": null, "age": "37 Jahre", "official": 0, "tags": null, "contexts": null, "orig_county": null, "orig_city": "Katlenburg-Lindau", "country": "Deutschland", "orig_address": null, "district": null, "street": null, "house_number": null, "point_geom": {"$base64": true, "encoded": "AAHmEAAAbZBJRs4yJECl942vPddJQG2QSUbOMiRApfeNrz3XSUB8AQAAAG2QSUbOMiRApfeNrz3XSUD+"}} {"id": 15899, "description": "Am Abend des 17. April 2018 wurde ein Kinderwagen im h\u00f6lzernen Treppenhaus eines Wohnhauses in Neunkirchen-Wiebelskirchen (Saarland) in Brand gesetzt. Die Flammen breiteten sich schnell im gesamten Haus aus. Teile des Geb\u00e4udes waren von der Stadt zur Unterbringung von Gefl\u00fcchteten angemietet worden \u2013 mehrere Menschen aus Syrien lebten darin, darunter einige Kinder. Die Feuerwehr konnte elf Menschen retten, die teilweise schwere Rauchvergiftungen erlitten. F\u00fcr Philipp W., den 38-j\u00e4hrigen Bewohner des Dachgeschosses, kam die Hilfe der Einsatzkr\u00e4fte zu sp\u00e4t. Er verbrannte bis zur Unkenntlichkeit.\n\nRassismus als Tatmotiv\n\nDie Polizei konnte den T\u00e4ter sowie einen Mitt\u00e4ter fassen. Der 29-j\u00e4hrige Toni S. gestand vor Gericht, das Feuer mit einem Deospray gelegt zu haben. Beide Angeklagten trafen sich am Tatabend, um die Schwangerschaft der Lebensgef\u00e4hrtin von Toni S. mit reichlich Alkohol zu feiern. Im Zuge der Feier hat sich Toni S., wie er vor Gericht selbst aussagte, daran erinnert, dass \u201eAusl\u00e4nder\u201c seine Lebensgef\u00e4hrtin beleidigt h\u00e4tten. Anschlie\u00dfend sei er zum \u201eHaus der Ausl\u00e4nder\u201c gefahren, um sich an \u201eden Ausl\u00e4ndern\u201c f\u00fcr die Beleidigung zu r\u00e4chen. T\u00e4ter und Mitt\u00e4ter wussten, dass in dem besagten Haus Gefl\u00fcchtete untergebracht waren. Beide best\u00e4tigten dies vor Gericht, ebenso das Tatmotiv: die Rache an \u201eden Ausl\u00e4ndern\u201c. Ein Zeuge berichtete au\u00dferdem, dass er Toni S. verd\u00e4chtige, im Flur seines ehemaligen Wohnhauses Hakenkreuze an die Wand geschmiert zu haben.\n\nRichter sieht keinen politischen Tathintergrund\n\nDer T\u00e4ter kannte keinen der Menschen, die in dem Haus wohnten. Lediglich der Hass auf die von ihm generalisierte Gruppe der \u201eAusl\u00e4nder\u201c bewegten ihn dazu, das Geb\u00e4ude aufzusuchen und dort ein Feuer zu legen. Obwohl die Rache an \u201eden Ausl\u00e4ndern\u201c als Tatmotiv von Zeugen best\u00e4tigt, vom T\u00e4ter einger\u00e4umt und auch von der Oberstaatsanw\u00e4ltin benannt wurde, sah der zust\u00e4ndige Richter keinen politischen Tathintergrund. Er sprach hingegen lediglich von einem \u201enichtigen Grund\u201c als Tatmotiv. Der T\u00e4ter wurde schlie\u00dflich zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren verurteilt. Eine von einem Gerichtsgutachter festgestellte mittelschwere Intelligenzminderung sowie die Alkoholisierung des T\u00e4ters wirkten sich strafmindernd aus. Der Mitangeklagte, der nach eigener Aussage nur \u201eSchmiere gestanden\u201c hatte, wurde nach Jugendstrafrecht wegen Beihilfe zur Brandstiftung mit Todesfolge verurteilt und bekam eine Betreuungsanweisung f\u00fcr ein Jahr. 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Februar 2020 ver\u00fcbte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: G\u00f6khan G\u00fcltekin, Sedat G\u00fcrb\u00fcz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovi\u0107, Vili Viorel P\u0103un, Fatih Sara\u00e7o\u011flu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.\n\nGegen 22 Uhr er\u00f6ffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar \u201eLa Votre\u201d erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Sara\u00e7o\u011flu auf der Stra\u00dfe und erschoss auch ihn. In der Shishabar \u201eMidnight\u201d ermordete er den Eigent\u00fcmer Sedat G\u00fcrb\u00fcz. Im Anschluss floh der T\u00e4ter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel P\u0103un in dessen Auto.\n\nIm Anschluss st\u00fcrmte er zum Lokal \u201cArena Bar & Caf\u00e9\u201d und dem angeschlossenen Kiosk. Dort t\u00f6tete er G\u00f6khan G\u00fcltekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der T\u00e4ter auf mehrere junge M\u00e4nner, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtovi\u0107 wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer.\n\nPamphlet offenbart rechtsextremes und verschw\u00f6rungstheoretisches Weltbild\n\nNach der Tat fl\u00fcchtete der T\u00e4ter in seine Wohnung. Dort erschoss er seine Mutter Gabriele Rathjen und anschlie\u00dfend sich selbst. Aus welchen Motiven der T\u00e4ter seine Mutter ermordete, ist nicht gekl\u00e4rt. Wir m\u00fcssen allerdings davon ausgehen, dass sie aus misogynen Motiven ermordet wurde. Auch wenn Gabriele Rathjen nicht das eigentliche Ziel der grausamen Tat war, wurde sie doch im unmittelbaren Zusammenhang mit dem rechtsterroristischen Anschlag ermordet. Wir f\u00fchren sie deshalb in unserer Chronik der Todesopfer rechter Gewalt.\n\nDie Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge \u201eliegen gravierende Indizien f\u00fcr einen rassistischen Hintergrund der Tat vor\u201c. Grundlage f\u00fcr diese Einordnung ist unter anderem ein \u201eSkript\u201c, das der 42-j\u00e4hrige T\u00e4ter im Internet ver\u00f6ffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische und verschw\u00f6rungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. 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