id,description,date,url,rg_id,city,county,chronicler_name,title,factums,motives,postal_code,state,latitude,longitude,address,age,official,tags,contexts,orig_county,orig_city,country,orig_address,district,street,house_number,point_geom 15803,"Vier Rechtsextremisten überfallen in der Nacht zum 24. Mai 2000 im Berliner Bezirk Pankow den Sozialhilfeempfänger Dieter Eich in seiner Wohnung. Der 60-Jährige wird zunächst von den betrunkenen Neonazis brutal zusammengeschlagen, später kamen die Täter zurück und erstachen den 60-Jährigen mit einem Jagdmesser. Als Motiv nennen die Täter „einen Assi klatschen“. Polizei und Staatsanwaltschaft teilen erst drei Monate nach dem Verbrechen mit, dass die Täter der rechten Szene zuzuordnen sind. Der Haupttäter René R. prahlte bis zur Festnahme im Bekanntenkreis mit der Tat. Bei der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass einer seiner Komplizen ihn nach dem Mord mit den Worten „das hast du gut gemacht, der musste weg, der war asozialer Dreck“, gelobt hatte. Im März 2001 wurden die vier Angreifer zu Haftstrafen von fünf bis dreizehn Jahren verurteilt. Das Gericht stufte den Mord als eine Verdeckungstat ein, um den Gewaltexzess an Dieter Eich zu vertuschen. Somit wurde der Mord nicht als politsich motiviert eingestuft, sondern „nur“ die Schläge und Tritte der Täter. Der ideologische Kontext der Täter hätte bei der Urteilsfindung eine stärkere Berücksichtigung finden müssen, wird durch diesen doch die Hemmschwelle zum Mord an einem Menschen gesenkt. Die Initiative „Niemand ist vergessen“ bemüht sich um einen Gedenkstein für Dieter Eich und engagiert sich gegen die soziale Ausgrenzung von sozial benachteiligten Menschen und Obdachlosen. Als Mahnung an die brutale Tat an Dieter Eich hat die Initiative auch einen Film gemacht, der noch einmal eindringlich das furchtbare Geschehen an jenem Tag beleuchtet. Der Innensenator Berlins, Frank Henkel, stufte die Tat im Dezember 2011 nicht als PMK-rechts ein, da unter anderem „Täter und Opfer miteinander bekannt“ waren. Nur weil „sich Opfer und Täter kannten“, eine rechtsextreme Motivation auszuschließen, ist nicht nachvollziehbar. Dieter Eich wurde Opfer dieser furchtbaren Tat, weil er als Sozialhilfeempfänger in den Augen der Neonazis als „asozial“ galt. Dieter Eich wurde somit eindeutig aus einer sozialdarwinistischen Motivation heraus getötet. Nachtrag: Dieter Eich wurde nach einer ausführlichen Untersuchung durch Wissenschaftler*innen des Zentrums für Antisemitismusforschung (PDF-Dokument) der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Michael Kohlstruck als Todesopfer rechter Gewalt nachgemeldet.",2000-05-24 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dieter-eich-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38759,Berlin,Berlin,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Dieter Eich,,,10117,Berlin,52.51604,13.37691,,60 Jahre,1,,,,Berlin,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@|\x01\x00\x00\x00\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@\xfe' 15804,"Am 31. Mai 2000 wird der 22-jährige Punk Falko Lüdtke in Eberswalde (Brandenburg) von dem 27-jährigen Rechtsextremen Mike B. vor ein Taxi gestoßen und von diesem tödlich erfasst. Im Vorfeld trafen die beiden an einer Bushaltestelle aufeinander. Falko Lüdtke stellt Mike B. wegen dessen Hakenkreuztätowierung an seinem Hinterkopf zur Rede. Als der Bus kommt, steigen sie ein und führen ihre Diskussion über Mikes B.s rechte Gesinnung fort. An der Haltestelle Spechthausener Straße verlassen beide den Bus. Der Streit eskaliert und sie beginnen sich zu prügeln. Schließlich schlägt Mike B. Falko Lüdtke massiv auf den Brustkorb, infolgedessen der 22-jährige in Richtung Straße fällt. Ein vorbeifahrendes Taxi erfasst ihn mit voller Wucht: Er wird hoch geschleudert und bleibt auf der Straße liegen. Zwei Stunden später stirbt Falko Lüdtke an einem Lungenriss. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte Mike B. im Dezember 2000 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Überdies betonte das Gericht in seinem Urteil, dass das Verhalten Falko Lüdtkes ein Akt der Zivilcourage gewesen sei und keine Provokation von Seiten des Punks ausging. Schließlich seien die Vorbehalte Falko Lüdtkes gegenüber Mike B. berechtigt gewesen, ließ er sich durch seine Hakenkreuztätowierung eindeutig der rechten Szene zuordnen. Mike B. ging gegen das Urteil in Revision. Der Bundesgerichtshof wertete die Tat schließlich nur noch als fahrlässige Tötung, da Mike B. ohne Vorsatz gehandelt habe. Das Strafmaß wurde daraufhin vom Landgericht Cottbus auf ein Jahr und acht Monate ohne Bewährung verringert. Obwohl der Richter in diesem Urteil noch einmal betonte, dass die rechte Gesinnung von Mike B. die Ursache der Tat gewesen sei, solle das aber nicht strafverschärfend gewertet werden. Der Fall wurde auf Grundlage einer Studie des Moses Mendelssohn Zentrum aus dem Jahr 2015 nachträglich als rechte Gewalttat staatlich anerkannt. Jährlich versammeln sich Menschen, die Falko Lüdtke gemeinsam gedenken wollen, an der Bushaltestelle Spechthausener Straße. Zudem hat sich unter anderem der Jugend- und Kulturverein Exil im Rahmen der Revisionsverhandlung um Spenden für die Anwaltskosten der Nebenklage von Falkos Mutter bemüht.",2000-05-31 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/falko-luedtke/,aas-trg-post-38761,Eberswalde,Barnim,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Falko Lüdtke,,,16225,Eberswalde,52.83392,13.81271,,22 Jahre,1,,,,Eberswalde,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xaaCn\x86\x1b\xa0+@{\xbd\xfb\xe3\xbdjJ@\xaaCn\x86\x1b\xa0+@{\xbd\xfb\xe3\xbdjJ@|\x01\x00\x00\x00\xaaCn\x86\x1b\xa0+@{\xbd\xfb\xe3\xbdjJ@\xfe' 15805,"Am 11. Juni wird der 39-Jährige Alberto Adriano in der Nähe des Stadtparks in Dessau (Sachsen-Anhalt) von drei Neonazis massiv attackiert. Der aus Mosambik stammende Mann stirbt drei Tage später an seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Alberto Adriano ist auf dem Nachhauseweg von einer Abschiedsfeier, da er geplant hatte seine Familien in Mosambik zu besuchen, als er auf die Gruppe Neonazis trifft. Der 24-jährige Enrico H. schlägt zuerst zu. Nach diesem ersten Schlag beginnt ein nicht enden wollender Gewaltexzess gegen den bereits bewusstlos geschlagenen Alberto Adriano. Die drei Neonazis treten und schlagen auf ihn ein, schleifen ihn in den Park, wo sie ihn weiter mit Tritten und Schlägen traktieren. Erst als die Polizei eintrifft, lassen sie von ihrem Opfer ab. Alberto Adriano stirbt am 14. Juni 2000 an seinen schweren Verletzungen. Am 30. September verurteilt das Oberlandesgericht Halle den 24-jährigen Enrico H. zu lebenslanger Haft. Der 16-jährige Christian R. und der gleichaltrige Frank M. erhalten eine Haftstrafe von jeweils neun Jahren. Der Richter stellte in seinem Urteil fest, dass die Täter genau wussten, was sie taten, „sinnlos, grundlos und erbarmungslos“. Reue hätten die Täter während der Gerichtsverhandlung „in ernsthaftem Maße nicht gezeigt“. Das hohe Strafmaß begründete der Richter damit, dass dieser rechtsextremen Gewalt, die Alberto Adriano das Leben kostete, ein Ende gesetzt werden müsse. Die Band „Brothers Keepers“, die sich mit ihrer Musik gegen Rassismus und Fremdenhass engagiert, veröffentlichte in Gedenken an Alberto Adriano den Song „Adriano (Letze Warnung)“. Zudem findet jedes Jahr am 11. Juni eine Gedenkveranstaltung für Alberto Adriano im Stadtpark von Dessau statt. In diesem Park findet sich auch in Erinnerung an den 39-jährigen Familienvater, der seine Frau und drei Kinder hinterließ, ein Gedenkstein mit der Inschrift „Alberto Adriano, Opfer rechter Gewalt“.",2000-06-14 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/alberto-adriano-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38763,Dessau-Roßlau,Dessau-Roßlau,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Alberto Adriano,,,06844,Dessau,51.83575,12.24279,,39 Jahre,1,,,,Dessau,Deutschland,,Dessau,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00x\x97\x8b\xf8N|(@\xe5\xd0""\xdb\xf9\xeaI@x\x97\x8b\xf8N|(@\xe5\xd0""\xdb\xf9\xeaI@|\x01\x00\x00\x00x\x97\x8b\xf8N|(@\xe5\xd0""\xdb\xf9\xeaI@\xfe'" 15811,"Der 51 Jahre alte Obdachlose Norbert Plath wird in der Nacht zum 24. Juli 2000 in Ahlbeck (Mecklenburg-Vorpommern) von vier jungen Rechtsextremisten zu Tode geprügelt. Der Obdachlose, der sich hinter der Ahlbecker Kirche einen Platz zum Schlafen gesucht hatte, wurde wach, als ihm ein Mädchen mit einem Feuerzeug ins Gesicht leuchtet. Wenig später treten die jungen Neonazis immer wieder in das Gesicht und den ganzen Körper von Norbert Plath – bis dieser schließlich an seinen schweren Verletzungen stirbt. Nach Polizeiangaben hatten die Täter die Auffassung geäußert, dass „Asoziale und Landstreicher nicht in die Gesellschaft passen“. Es fielen Sätze wie „Schade, dass wir keine Stahlkappenschuhe anhatten, dann wäre es schneller gegangen“. Drei, der Ahlbecker Neonazis, die den Obdachlosen Norbert Plath mit ungehemmter Brutalität zu Tode prügelten, waren in einem Projekt der akzeptierenden Jugendarbeit eingebunden. Der Haupttäter Gunnar D. erhielt eine lebenslange Freiheitsstrafe. Drei Mittäter wurden zu Haftstrafen zwischen drei und zwölf Jahren verurteilt. Die tödliche Attacke auf Norbert Plath, war nicht der erste Übergriff auf einen Obdachlosen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2000. Neben Norbert Plath wurden im Jahr 2000 noch drei weitere Obdachlose in Mecklenburg-Vorpommern von Rechtsextremen getötet. Der Obdachlose Klaus-Dieter Gerecke wird am 24.06.2000 in Greifswald von Neonazis zu Tode geprügelt. Der Obdachlose Jürgen Seifert wird am 09.07.2000 in Wismar von Neonazis zu Tode geprügelt. Der Obdachlose Eckhardt Rütz wird am 25.11.2000 in Greifswald von Neonazis zu Tode geprügelt.",2000-07-24 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/norbert-plath-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38771,Ahlbeck,Vorpommern-Greifswald,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Norbert Plath,,,17375,Ahlbeck,53.67234,14.1909,,51 Jahre,1,,,,Ahlbeck,Deutschland,,,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xe0\x9c\x11\xa5\xbda,@u\xe5\xb3<\x0f\xd6J@\xe0\x9c\x11\xa5\xbda,@u\xe5\xb3<\x0f\xd6J@|\x01\x00\x00\x00\xe0\x9c\x11\xa5\xbda,@u\xe5\xb3<\x0f\xd6J@\xfe'" 15813,"Am 9. September 2000 wurde Enver Şimşek in Nürnberg (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ an seinem mobilen Blumenstand mit acht Schüssen aus zwei Pistolen angeschossen. Er erlag zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Enver Şimşek und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2000-09-09 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/enver-simsek-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38773,Nürnberg,Nürnberg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Enver Şimşek,,,90403,Nürnberg,49.45434,11.07349,,38 Jahre,1,,,,Nürnberg,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@|\x01\x00\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\xfe""" 15814,"In der Nacht zum 12. September 2000 wird der Obdachlose Malte Lerch in Schleswig (Schleswig-Holstein) von zwei Neonazis erschlagen. Vor der tödlichen Attacke hatten die beiden Rechtsextremisten mit dem 45-jährigen Mann auf einer Wiese gemeinsam Alkohol konsumiert. Dann brach jedoch Streit aus, da nach Angaben des 23-jährigen Täters, Malte Lerch schlecht über die rechte Skinhead-Szene geredet habe. Laut Staatsanwaltschaft Flensburg fühlten sich die Täter deshalb von dem Opfer beleidigt. Obwohl der Streit wegen der rechten Gesinnung der Täter ausbrach, sahen weder die Staatsanwaltschaft noch das Landgericht Flensburg eine rechtsextreme Motivation der Täter: „Die haben den Mann zusammengeschlagen und schlichtweg verrecken lassen“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Rüdiger Meienburg. Wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge verurteilte das Landgericht die beiden Neonazis im Juli zu jeweils sieben Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft beantragte nach dem Urteilsspruch Revision, da sie für jeden Täter 12 Jahre wegen Totschlags verlangt hatte.",2000-09-12 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/malte-lerch-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38775,Schleswig,Schleswig-Flensburg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Malte Lerch,,,24837,Schleswig,54.51586,9.56647,,45 Jahre,1,,,,Schleswig,Deutschland,,,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x8bT\x18[\x08""#@D\xa8R\xb3\x07BK@\x8bT\x18[\x08""#@D\xa8R\xb3\x07BK@|\x01\x00\x00\x00\x8bT\x18[\x08""#@D\xa8R\xb3\x07BK@\xfe'" 15815,"Der 42-jährige Belaid Baylal stirbt in der Nacht zum 4. November 2000 im Krankenhaus an multiplen Organversagen – Spätfolgen eines rassistischen Angriffs. Am 8. Mai 1993 wurde der marokkanische Asylbewerber von zwei rechtsextremen Skinheads in einer Gaststätte in Belzig (Brandenburg) beschimpft und verprügelt. Die beiden Rechtsextremen ziehen Baylal vom Stuhl, während einer ihn festhält, schlägt und tritt der anderen ihn in den Bauch. Das 42-jährige Opfer erleidet schwere innere Verletzungen und wird in Krankenhaus eingeliefert. Im März 1994 verurteilt das Amtsgericht Brandenburg/Havel den Haupttäter zu einer fünfmonatigen Bewährungsstrafe, sein Mittäter erhält Arbeitsstunden und eine Geldbuße in Höhe von 300 Mark. Belaid Baylal leidet nach dem Angriff immer wieder an lebensbedrohlichen Darmverschlüssen. Die Ärzte attestieren Baylal bleibende Schäden am Darm infolge der Prügelattacke. Als er am 4. November 2000 wieder einen Darmverschluss hat, bricht er mit multiplen Organversagen zusammen und ist tot. Gegenüber Lokalpolitikern und Journalisten bestätigen die Ärzte von Belaid Baylal, dass der Tod des Asylbewerbers eine Spätfolge des rassistischen Angriffs war. Seit dem 4. November 2004 erinnert ein Gedenkstein in Belzig an Belaid Baylal als Todesopfer rechter Gewalt. Im November 2010 wurde der Gedenkstein von Rechten geschändet. Das Bremer Projekt „Köfte Kosher“ will der anonymen Liste von Todesopfern rechter Gewalt ein Gesicht geben: So haben muslimische und jüdische Kinder in Bremen an ein Trafo-Häuschen unter anderem ein Portrait von Belaid Baylal gesprayt.",2000-11-04 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/belaid-baylal-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38777,Zahna-Elster,Wittenberg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Belaid Baylal,,,06895,Belzig,51.89788,12.75412,,42 Jahre,1,,,,Belzig,Deutschland,,Bülzig,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xe0\x84B\x04\x1c\x82)@\xc2\xddY\xbb\xed\xf2I@\xe0\x84B\x04\x1c\x82)@\xc2\xddY\xbb\xed\xf2I@|\x01\x00\x00\x00\xe0\x84B\x04\x1c\x82)@\xc2\xddY\xbb\xed\xf2I@\xfe' 15816,"In der Nacht zum 25. November 2000 wird der Obdachlose Eckhardt Rütz in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) blutüberströmt mit schweren Kopfverletzungen vor der Mensa der Universität gefunden. Der Notarzt kann nur noch den Tod feststellen. Die Täter sind drei Neonazis, die das Opfer mit Baumstützpfählen geschlagen und Tritten traktiert haben. Zunächst lassen sie den 42-jährigen Mann schwerverletzt liegen, kommen dann aber zurück und treten erneut auf ihn ein. Eckhardt Rütz stirbt an den Folgen der schweren Kopfverletzungen. Gegenüber der Polizei nennen sie als Grund für die tödliche Attacke, weil „so einer wie Rütz dem deutschen Streuerzahler auf der Tasche liegt“. Einer der 16-jährigen Täter war bis kurz vor dem Verbrechen NPD-Mitglied. Im Juni 2001 verurteilt das Landgericht Stralsund die beiden 16-jährigen Täter wegen Mordes zu Jugendstrafen von siebeneinhalb und sieben Jahren. Der 21-jährige Neonazi erhält zehn Jahre Haft. Der Richter betonte bei seiner Urteilsverkündung, die drei jungen Männer hätten sich zum Herrn über Leben und Tod aufgeschwungen und ein aus ihrer Sicht lebensunwertes Leben beenden wollen. „Die Tat ist an Brutalität kaum zu überbieten“, sagte der Vorsitzende Richter Rainer Loose. Er sprach von einer „Schlächter-Mentalität“. Die Initiative „Schon vergessen?“ gründete sich im Herbst 2006, um eine aktive Gedenkkultur in der Hansestadt zu fördern. Schließlich gelang es mit Hilfe zahlreicher gesammelter Gelder und Spenden für Eckard Rütz einen Gedenkstein an der Mensa zu setzen.",2000-11-25 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/eckhardt-ruetz-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38779,Greifswald,Vorpommern-Greifswald,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Eckhardt Rütz,,,17489,Greifswald,54.09731,13.38423,,42 Jahre,1,,,,Greifswald,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xbfHh\xcb\xb9\xc4*@q\xc9q\xa7t\x0cK@\xbfHh\xcb\xb9\xc4*@q\xc9q\xa7t\x0cK@|\x01\x00\x00\x00\xbfHh\xcb\xb9\xc4*@q\xc9q\xa7t\x0cK@\xfe' 15821,"Am 13. Juni 2001 wurde Abdurrahim Özüdoğru in Nürnberg Langwasser (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit zwei Kopfschüssen aus einer Pistole in seiner Änderungsschneiderei ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Abdurrahim Özüdoğru und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2001-06-13 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/abdurrahim-oezuedogru-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38789,Nürnberg,Nürnberg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Abdurrahim Özüdoğru,,,90403,Nürnberg,49.45434,11.07349,,49 Jahre,1,,,,Nürnberg,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@|\x01\x00\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\xfe""" 15822,"Am 27. Juni 2001 wurde Süleyman Taşköprü in Hamburg Bahrenfeld von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit drei Kopfschüssen aus zwei Pistolen im Obst- und Gemüseladen seines Vaters erschossen. Einen Tag später wurde er von seinem Vater tod aufgefunden. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Süleyman Taşköprü und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2001-06-27 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sueleyman-taskoeprue-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38791,Hamburg,Hamburg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Süleyman Taşköprü,,,20354,Hamburg,53.55562,9.98745,,31 Jahre,1,,,,Hamburg,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xd3\xde\xe0\x0b\x93\xf9#@s\x80`\x8e\x1e\xc7J@\xd3\xde\xe0\x0b\x93\xf9#@s\x80`\x8e\x1e\xc7J@|\x01\x00\x00\x00\xd3\xde\xe0\x0b\x93\xf9#@s\x80`\x8e\x1e\xc7J@\xfe' 15823,"Der Obdachlose Dieter Manzke wird in der Nacht zum 9. August 2001 in Dahlewitz (Brandenburg) von fünf jungen Männern in einem leer stehenden Gartenbungalow so lange gequält bis er an den Folgen seiner schweren Verletzungen stirbt. Sie misshandeln den 61-Jährigen mit Schlägen und Tritten, drücken Zigaretten in seinem Gesicht aus und sengen seinen Bart ab. Die Obduktion ergibt, dass Nase, Jochbein und beide Augenhöhlen zertrümmert sind, zudem sind das linke Schlüsselbein und mehrere Rippen gebrochen. Rippenfell und rechter Lungenflügel sind gerissen, Magen und Darm verletzt. Gegenüber der Polizei berichten die Täter, sie hätten den Obdachlosen aus einem leer stehenden Gartenhäuschen „vertreiben“ wollen, in dem er seit kurzem übernachtete. Er habe dort „nichts zu suchen“. Im April 2002 fällt die Jugendkammer des Landgerichts Potsdam das Urteil über die fünf Täter: Die Haupttäter Dirk B., 22, und Dirk R., 21, müssen wegen Mordes für 13 Jahre ins Gefängnis. Ebenfalls wegen Mordes wurden Ralf W., 21, und Ronny R., 19, zu acht und sieben Jahren Haft verurteilt. Uwe R., 17, wurde wegen Totschlags zu fünf Jahren Jugendstrafe verurteilt. „Dieter Manzke musste sterben, weil er als Penner und Suffi den in der Nachbarschaft lebenden Angeklagten Dirk R. störte“ und „weil eine verkommene Jugendclique Frust abbauen und einfach nur Spaß haben wollte“, stellte der Vorsitzende Richter Klaus Przybylla in seiner Urteilsbegründung fest. In einem Interview mit dem Tagesspiegel 2010 sagt der damalige zuständige Richter über den Mord an Dieter Manzke: „Jede Tat, die sich gegen den gesellschaftlichen Status eines Menschen richtet, wie es in der Definition PMK steht, ist politisch motiviert.“ Die AG Tolerantes Mahlow initiierte eine Spendensammlung für die Angehörigen, um Dieter Manzke ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen. Denn nach dessen Tod wurde vor allem die Zurückhaltung der politischen Verantwortlichen in der Region kritisiert. „Statt der Bekundung von Abscheu und Ekel vor dieser Tat und eines eindeutigen Signals der Zurückweisung derartiger barbarischer Gewaltakte, ist offizielle Betroffenheit kaum zu vernehmen,“ so die AG Tolerantes Mahlow.",2001-08-09 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dieter-manzke-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38793,Blankenfelde-Mahlow,Teltow-Fläming,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Dieter Manzke,,,15827,Dahlewitz,52.32077,13.44173,,61 Jahre,1,,,,Dahlewitz,Deutschland,,Dahlewitz,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xfcR?o*\xe2*@\xdb\xc4\xc9\xfd\x0e)J@\xfcR?o*\xe2*@\xdb\xc4\xc9\xfd\x0e)J@|\x01\x00\x00\x00\xfcR?o*\xe2*@\xdb\xc4\xc9\xfd\x0e)J@\xfe' 15826,"Am 29. August 2001 wurde Habil Kılıç in München Ramersdorf (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit zwei Kopfschüssen in seinem Obst- und Gemüseladen erschossen. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Habil Kılıç und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2001-08-29 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/habil-kilic-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38797,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Habil Kılıç,,,80331,München,48.13641,11.57754,,38 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15828,"Ingo Binsch wird am 5. November 2001 von drei Rechtsextremen über einen längeren Zeitraum in Berlin-Marzahn massiv geprügelt und gewürgt. Außerdem wirken die Täter mit ihrem gesamten Körpergewicht auf den Brustkorb ihres Opfers ein. Der 36-jährige Ingo Binsch ist schwer herzkrank. Am Tag danach erleidet er einen Herzinfarkt und stirbt. Die Angreifer wollten angeblich Schulden in Höhe von 40 Mark eintreiben. Das Landgericht Berlin verhängt Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und sechseinhalb Jahren. Die geringen Strafen begründet das Gericht damit, dass sich die Angeklagten „über die Folgen ihres Handelns keine Gedanken gemacht“ hätten. Der Gewaltexzess wird als Körperverletzung mit Todesfolge gewertet. Die rechte Gesinnung der Täter findet keine Berücksichtigung – obwohl einer der Angreifer bereits wegen eines weiteren Delikts der Körperverletzung verurteilt wurde. Damals hatte der Neonazi Anfang 2001 einen Jugendlichen erst gefragt, ob er Ausländer sei und dann auf ihn eingetreten. Berlins Innensenator Frank Henkel sieht in der Tat keinen rechtsextremen Hintergrund, da die Täter vom Opfer „Bargeld forderten“ und Ingo Binsch zudem schwer herzgeschädigt gewesen sei. Hier zeigt sich, wie all jene Tötungsdelikte aus der offiziellen Statistik PMK-rechts herausfallen, die als Raubüberfälle getarnt werden. Der ideologische Kontext der Täter muss eine stärkere Berücksichtigung erfahren, sinkt doch dadurch die Hemmschwelle zur exzessiven Gewalt an einem Menschen. Nachtrag: Ingo B. wurde nach einer ausführlichen Untersuchung durch Wissenschaftler*innen des Zentrums für Antisemitismusforschung (PDF-Dokument) der Technischen Universität Berlin unter der Leitung von Michael Kohlstruck als Todesopfer rechter Gewalt nachgemeldet.",2001-11-06 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ingo-binsch-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38799,Berlin,Berlin,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Ingo Binsch,,,10117,Berlin,52.51604,13.37691,,36 Jahre,1,,,,Berlin,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@|\x01\x00\x00\x00\x1b\x12\xf7X\xfa\xc0*@\xc3\xb6E\x99\rBJ@\xfe' 15833,"Am 12. Juli 2002 wird der 16-Jährige Marinus Schöberl im brandenburgischen Dorf Potzlow von drei jungen Rechtsextremisten zu Tode gequält. Zunächst schlagen die Täter, zwei Brüder im Alter von 17 und 23 Jahren sowie ein weiterer 17-Jähriger, bei einem Besäufnis in einer Privatwohnung auf Marinus Schöberl ein. Marinus Schöberl passt nicht in das rechte Weltbild der drei Jugendlichen: Er hat blondierte Haare und trägt weite HipHop-Hosen. Die drei suchen eine Grund Marinus Schöberl zu misshandeln. Sie pöbeln den wehrlosen Jugendlichen immer wieder mit den Worten an, „sag, dass du ein Jude bist“. Die Täter schlagen das Opfer und flößen ihm Bier und Schnaps ein, bis dieser sich übergeben muss. Außerdem urinieren sie auf ihn. Mindestens zwei erwachsene Augenzeugen beobachten die Misshandlung, helfen aber dem erkennbar wehrlosen Opfer nicht. Schließlich zerren die Schläger Marinus Schöberl in einen ehemaligen Schweinestall. Der traktieren sie den bereits schwer verletzten Jugendlichen immer weiter. Schließlich zwingen die Täter ihn in den Rand eines Schweinetrogs zu beißen. Als das Opfer am Boden liegt, versetzt ihm einer der Täter einen sogenannten „Bordsteinkick“ – ein Tritt, den die Täter aus dem Film „American History X“ kannten: Das heißt einer der Täter springt auf Marinus Schöberls Hinterkopf. Weil die Täter glauben, dass das schwer verletzte Opfer noch leben könnte, werfen sie noch zweimal eine 30 mal 30 Zentimeter große Betonplatte auf dessen Kopf. Nach mehr als vier Stunden Folter ist Marinus Schöberl tot. Die Täter verscharren den Jugendlichen in einer Jauchegrube. Erst im November 2002 wird die Leiche entdeckt. Einer der Schläger hat in Potzlow mit seiner Tat geprahlt. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat die Täter wegen Mordes angeklagt. „Das war eindeutig eine rechte Tat“, heißt es in der Behörde. Einer der Rechtsextremisten verprügelt einige Wochen nach dem Tod von Marinus Schöberl einen afrikanischen Asylbewerber im nordbrandenburgischen Prenzlau und war deswegen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Ehepaar, das die Misshandlungen von Marinus Schöberl in der Wohnung tatenlos mit angesehen haben, muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Im Oktober 2003 verurteilt das Landgericht Neuruppin den zur Tatzeit 17-Jährigen zu zwei Jahren Jugendstrafe. Der Haupttäter erhielt nach Jugendstrafrecht eine Haft von achteinhalb Jahren. Sein erwachsener Bruder erhielt 15 Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes. Für beide Verurteilten wirkten sich ihre Alkoholisierung und ein niedriger Intelligenzquotient strafmildernd aus. Im Dezember 2004 revidierte der Bundesgerichtshof in Leipzig das Urteil. Eine andere Kammer des Landgerichts Neuruppin verhängte deshalb über den nach dem ersten Urteil Entlassenen drei Jahre Jugendstrafe. Im Sommer 2008 wird bekannt, dass der Haupttäter nach sechs Jahren Haft entlassen und die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, da ihm eine „positive Entwicklung“ bescheinigt werde.",2002-07-12 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/marinus-schoeberl-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38807,Oberuckersee,Uckermark,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Marinus Schöberl,,,17291,Potzlow,53.21787,13.8408,,16 Jahre,1,,,,Potzlow,Deutschland,,Potzlow,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x1f\xf4lV}\xae+@\xc7c\x06*\xe3\x9bJ@\x1f\xf4lV}\xae+@\xc7c\x06*\xe3\x9bJ@|\x01\x00\x00\x00\x1f\xf4lV}\xae+@\xc7c\x06*\xe3\x9bJ@\xfe' 15840,"Am Abend des 4. Oktobers 2003 wird der 16-jährige Thomas K. in Leipzig von dem Industrielehrling René M. mit einem Messer so schwer verletzt, dass er einige Stunden später in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Vor Gericht gibt René M. an, dass ihm die Gespräche von Thomas K. mit seinen Freunden über Drogen nicht gefallen hätten und er daher einen von ihnen „aufklatschen“ wollte. In dieser Hinsicht sei er von seinen Freunden aus der rechten Szene „gut umerzogen“ worden. Auch hier wird die rechte Motivlage des Täters in der Urteilsbegründung nicht miteinbezogen. Erst die Bemühungen einer kleinen Initiative aus Leipzig namens „Initiativkreises Antirassismus“ führen 2015 zu einer Einstufung des Mordes an Thomas K. als rechts motivierte Straftat.",2003-10-05 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/thomas-k-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38821,Leipzig,Leipzig (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Thomas K.,,,04103,Leipzig,51.3452,12.38594,,16 Jahre,1,,,,Leipzig,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@|\x01\x00\x00\x00\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@\xfe' 15851,"Am 25. Februar 2004 wurde Mehmet Turgut in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit einem Kopfschuss in einem Imbissstand erschossen. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Mehmet Turgut und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2004-02-25 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mehmet-turgut-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38833,Rostock,Rostock (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Mehmet Turgut,,,18055,Rostock,54.07901,12.13231,,25 Jahre,1,,,,Rostock,Deutschland,,,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x16\xde\xe5""\xbeC(@J\x07\xeb\xff\x1c\nK@\x16\xde\xe5""\xbeC(@J\x07\xeb\xff\x1c\nK@|\x01\x00\x00\x00\x16\xde\xe5""\xbeC(@J\x07\xeb\xff\x1c\nK@\xfe'" 15854,"Am 9. Juni 2005 wurde İsmail Yaşar in Nürnberg (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit fünf gezielten Schüssen in seinem Dönerstand ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an İsmail Yaşar und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft.",2005-06-09 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ismail-yasar-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38837,Nürnberg,Nürnberg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",İsmail Yaşar,,,90403,Nürnberg,49.45434,11.07349,,50 Jahre,1,,,,Nürnberg,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@|\x01\x00\x00\x00\x84*5{\xa0%&@\xe0\xa1(\xd0'\xbaH@\xfe""" 15855,"Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros Boulgarides in München Westend (Bayern) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in seinem Schlüsselladen mit einem gezielten Kopfschuss ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Theodoros Boulgarides und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2005-06-15 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/theodorus-boulgarides-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38839,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Theodoros Boulgarides,,,80331,München,48.13641,11.57754,,41 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15858,"Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubaşık in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit mehreren Schüssen in seinem Kiosk niedergeschossen und starb an seinen schweren Verletzungen. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Mehmet Kubaşık und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2006-04-04 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mehmet-kubasik-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38847,Dortmund,Dortmund,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Mehmet Kubaşık,,,44137,Dortmund,51.51661,7.45829,,39 Jahre,1,,,,Dortmund,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xdaUH\xf9I\xd5\x1d@\xaed\xc7F \xc2I@\xdaUH\xf9I\xd5\x1d@\xaed\xc7F \xc2I@|\x01\x00\x00\x00\xdaUH\xf9I\xd5\x1d@\xaed\xc7F \xc2I@\xfe' 15859,"Am 6. April 2006 wurde Halit Yozgat in Kassel (Hessen) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in seinem Internetcafé durch zwei gezielte Kopfschüsse ermordet. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Halit Yozgat und acht weiteren Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund und einer Polizistin aus Heilbronn offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2006-04-06 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/halit-yozgat-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38849,Kassel,Kassel (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Halit Yozgat,,,34125,Kassel,51.31853,9.51183,,21 Jahre,1,,,,Kassel,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00.9\xee\x94\x0e\x06#@\xbfeN\x97\xc5\xa8I@.9\xee\x94\x0e\x06#@\xbfeN\x97\xc5\xa8I@|\x01\x00\x00\x00.9\xee\x94\x0e\x06#@\xbfeN\x97\xc5\xa8I@\xfe' 15862,"Am 25. April 2007 wurde die Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn (Baden-Württemberg) von der terroristischen Neonazivereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ mit einem Kopfschuss in ihrem Streifenwagen ermordet. Ihr zwei Jahre älterer Kollege wurde ebenfalls schwer verletzt. Die Täter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, wurden erst im November 2011 ermittelt, als man die beiden in einem ausgebrannten Wohnmobil mit der Tatwaffe fand. Die Sebstenttarnung der Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie an Michèle Kiesewetter und neun Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund offenbarte das jahrelange Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden. Jahre lang wurde eine rechtsextreme Motivation verleugnet, die Morde wurden als „Döner-Morde“ verunglimpft. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.",2007-04-25 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/michele-kiesewetter-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38855,Heilbronn,Heilbronn (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Michèle Kiesewetter,,,74072,Heilbronn,49.14314,9.21927,,22 Jahre,1,,,,Heilbronn,Deutschland,,,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xe3\xfcM(Dp""@\xee_YiR\x92H@\xe3\xfcM(Dp""@\xee_YiR\x92H@|\x01\x00\x00\x00\xe3\xfcM(Dp""@\xee_YiR\x92H@\xfe'" 15866,"In der Nacht zum 22. Juli 2008 wird der 55-jährige Bernd Köhler in Templin (Brandenburg) von zwei Rechtsextremisten zu Tode geprügelt. Die Täter Sven P. (18) und Christian W. (21) trinken zuerst mit dem alkoholkranken Arbeitslosen. Als Bernd Köhler gehen will, eskaliert die Situation. Sven P. schlägt dem 55-jährigen mehrfach ins Gesicht. Doch dabei bleibt es nicht, es ist vor allem Sven P. der immer wieder auf das Opfer einschlägt und eintretet. Solange bis das Opfer an den schweren Misshandlungen stirbt. Das Landgericht Neuruppin verurteilt im Mai 2009 Sven P. zu zehn Jahren Jugendhaft wegen Mordes, Christian W. erhält wegen Beihilfe zum Mord durch Unterlassen neun Jahre und drei Monate Haft. Der Vorsitzende Richter sagte bei der Urteilsverkündung: „Bei der Wahl des Opfers spielte dessen soziale Stellung als arbeitsloser Alkoholiker, sowie das neonazistische Menschenbild der Angeklagten eine große Rolle.“ Zudem stellte die Strafkammer fest, dass den beiden Angeklagten jedes Mitgefühl fehle; einen solchen Mangel an Empathie hätten auch Folterknechte im KZ gezeigt. Im Juli 2010 reduziert das Landgericht die Haft für Sven P. auf neun Jahre, nachdem der Bundesgerichtshof das Strafmaß beanstandet hatte. Die Richter waren der Ansicht, das Neuruppiner Gericht habe den Tatbeitrag von Christian W. zu gering gewertet.",2008-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/bernd-koehler-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38861,Templin,Uckermark,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Bernd Köhler,,,17268,Templin,53.1184,13.50808,,55 Jahre,1,,,,Templin,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xdc\x80\xcf\x0f#\x04+@W\xec/\xbb'\x8fJ@\xdc\x80\xcf\x0f#\x04+@W\xec/\xbb'\x8fJ@|\x01\x00\x00\x00\xdc\x80\xcf\x0f#\x04+@W\xec/\xbb'\x8fJ@\xfe""" 15869,"In der Nacht zum 17. August 2008 wird der 20-jährige Rick Langenstein nach dem Besuch einer Diskothek in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) von dem unter anderem wegen einer rassistisch motivierten Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestraften Neonazi Bastian O. mit unzähligen Schlägen und Tritten tödlich misshandelt. Das Landgericht Magdeburg sieht es in der Hauptverhandlung als erwiesen an, dass Bastian O. sich provoziert fühlte und sich rächen wollte. Der Rick Langenstein, der in Braunschweig Kunstwissen- und Geschichtswissenschaft studierte, war zu Besuch in seiner Heimatstadt. Als Bastian O. fragt, ob er eine Zigarette von Rick Langenstein bekommt, habe dieser geantwortet, dass ein „Hobby-Nazi“ von ihm keine Zigarette bekäme. Der Angeklagte, der laut Staatsanwaltschaft auf dem Oberschenkel ein Hakenkreuz tätowiert hat, schlug in Wut mit der Faust, verstärkt gegen den Kopf seines Opfers. Als der Kunststudent zu Boden ging, trat Bastian O. mit seinen Springerstiefeln gegen Kopf, Bauch und Genitalbereich. Als sich das Opfer nicht mehr regte, hat der Angeklagte die Wertsachen des Opfers an sich genommen. Rick Langenstein erstickte an seinem Blut. Das Landgericht verurteilte den 20-jährigen Neonazi im Mai 2009 zu einer Jugendhaftstrafe von acht Jahren wegen Totschlags. Im Juni 2009 wurde ein Gedenkstein für Rick Langenstein wenige Meter vom Tatort entfernt auf öffentlichem Grund aufgestellt.",2008-08-17 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/rick-langenstein-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38867,Magdeburg,Magdeburg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Rick Langenstein,,,39104,Magdeburg,52.13045,11.63153,,20 Jahre,1,,,,Magdeburg,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xc1\xe2p\xe6WC'@\xb1\xe1\xe9\x95\xb2\x10J@\xc1\xe2p\xe6WC'@\xb1\xe1\xe9\x95\xb2\x10J@|\x01\x00\x00\x00\xc1\xe2p\xe6WC'@\xb1\xe1\xe9\x95\xb2\x10J@\xfe""" 15871,"Am 1. Juli 2009 ersticht der NPD-Sympathisant Alex W. (28) im Landgericht Dresden (Sachsen) die schwangere Ägypterin Marwa El-Sherbini (31) und verletzt ihren Ehemann Elwy Okaz schwer. Opfer und Täter befanden sich beide im Gerichtsgebäude, weil Alex W. gegen Marwa El-Sherbini in Berufung ging. Sie hatte gegen Alex W. geklagt, weil dieser im August 2008 die Frau auf einem Spielplatz grundlos als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft hatte. Dafür erhielt er eine Geldstrafe. Da W. sie nicht akzeptierte, ging er in Berufung. Im Gerichtssaal beleidigt Alex W. die Ägypterin, dann sticht er überraschend und insgesamt 16-mal auf die Frau ein. Auch der Ehemann erhält 16 Stiche. Ein Bundespolizist greift ein und schießt fälschlicherweise auf Elwy Okaz, da er ihn für den Täter hält. Im November 2009 verurteilt das Landgericht Dresden Alex W. zu lebenslanger Haft wegen Mordes, außerdem verkündet die Kammer eine besondere Schwere der Schuld. Als ein Tatmotiv nennen die Richter Fremdenhass. Die Ermittlungen gegen den Bundespolizisten stellt die Staatsanwaltschaft Dresden im Dezember 2009 ein. Anfangs vernachlässigt die diesbezügliche Berichterstattung in Deutschland den Zusammenhang zu muslimfeindlichen Einstellungen, vielmehr wurde die Herkunft des Täters hervorgehoben; stets wurde Alex W. als „Russlanddeutscher“ bezeichnet – die tödliche Attacke wurde somit zunächst als Mord im Migrantenmilieu verunglimpft. Erst auf Druck durch die ausländische Presse, wird auch in Deutschland die wahre Motivation des Täters erkannt: Alex W. tötete Marwa El-Sherbini aus antimuslimischen Rassismus heraus. Der Mord an Marwa El-Sherbini gilt als bislang schwerster Fall muslimfeindlicher Gewalt in der Bundesrepublik.",2009-07-01 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/marwa-el-sherbiny-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38871,Dresden,Dresden,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Marwa El-Sherbini,,,01067,Dresden,51.05363,13.74081,,31 Jahre,1,,,,Dresden,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00z\x19\xc5rK{+@\xd0\n\x0cY\xdd\x86I@z\x19\xc5rK{+@\xd0\n\x0cY\xdd\x86I@|\x01\x00\x00\x00z\x19\xc5rK{+@\xd0\n\x0cY\xdd\x86I@\xfe' 15873,"In der Nacht zum 24. Oktober wird der 19-jährige Iraker Kamal Kilade in Leipzig auf offener Straße brutal attackiert. Die beiden Täter setzen Pfefferspray ein und schlagen auf den jungen Mann ein. Als sich das Opfer wehrt, sticht ihm einer der Angreifer ein Messer in den Bauch. Kamal Kilade verblutet. Obwohl beide Täter, Marcus E., 33 Jahre alt, mehrfach vorbestraft und Daniel K., 29 Jahre alt, ebenfalls vorbestraft, der rechtsextremen Szene angehören, sieht die Staatsanwaltschaft kein fremdenfeindliches Motiv für die Tat. Doch das Gericht kam zu einem abweichenden Urteil: Es verurteilt Marcus E., den Haupttäter, zu 13 Jahren Haft wegen Mordes aus niederen Beweggründen und hat eine anschließende Sicherungsverwahrung angeordnet. Sein Komplize muss wegen gefährlicher Körperverletzung für drei Jahre in Gefängnis. Dass er zum Tatzeitpunkt 1,3 Promille Alkohol im Blut hatte, sah der Richter als strafmildernd an. In der Urteilsbegründung heißt es: „Wir sehen als einzigen Grund für den tödlichen Messerstich, dass Marcus E. das Opfer nicht als Menschen gesehen hat, sondern als Ausländer, dessen Leben nichts wert war.“ Auch stellte das Gericht fest, dass die Täter ganz bewusst den Hauptbahnhof und späteren Tatort aufgesucht hätten, um ein Opfer zu suchen. Der Initiativkreis Antirassismus beschäftigte sich vor und während der Gerichtsverhandlung intensiv mit dem Mord, unterstützte die Familie von Kamal Kilade und sorgte für eine Gegenöffentlichkeit, als die rechtsextreme Motivation von der örtlichen Presse noch angezweifelt wurde.",2010-10-24 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kamal-kilade-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38875,Leipzig,Leipzig (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Kamal Kilade,,,04103,Leipzig,51.3452,12.38594,,19 Jahre,1,,,,Leipzig,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@|\x01\x00\x00\x00\xbdo|\xed\x99\xc5(@#J{\x83/\xacI@\xfe' 15878,"Am Abend des 30. September 2012 klingelt es bei Karl Heinz L. an der Haustür in Butzow. Es ist seine Tochter Elise L. mit ihrem Freund Max L. aus Züssow. Beide wollen Karl Heinz L. zur Rede stellen. Elise L. beschuldigt ihren Vater, sie in ihrer Kindheit sexuell missbraucht zu haben. Als die beiden Karl Heinz L. am 30. September aufsuchen, schlägt Max L. seinem Opfer mit Bleihandschuhen ins Gesicht. Dann tritt er mit seinen Stahlkappenschuhen zu. Diese hatte der 29-jährige Täter, eigenen Angaben zufolge, zuvor im Internet erworben. Im Anschluss ersticht der Hauptverdächtige Karl Heinz L. mit einem Küchenmesser. Erst am nächsten Morgen findet eine Pflegedienstmitarbeiterin die Leiche des 59-jährigen Mannes in seinem Haus tot auf. Elise L. wirft ihrem Vater vor für eigene psychologische Probleme verantwortlich zu sein. Max L. gibt zu, früher T-Shirts mit der Aufschrift „Todesstrafe für Kinderschänder“ getragen zu haben. Rund ein Jahr nach der Tat kommt es am Landesgericht Stralsund zum Prozess. Hauptangeklagter ist Max L. Die 24-jährige Elise L. wird wegen Beihilfe zur Körperverletzung und Totschlags durch Unterlassung mitangeklagt. Nach knapp 13 Wochen Verhandlungen wurde am 8. November 2013 das Urteil gefällt. Max L. wird wegen Todschlags auf elf Jahre Haft verurteilt. Elise L. erhält wegen Beihilfe eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Das Gericht sieht die rechtsextreme Gesinnung von Max L. und seinen Hass auf auf pädophile Sexualstraftäter als Motiv für die tödliche Attacke als erwiesen an.",2012-09-30 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/karl-heinz-l/,aas-trg-post-38907,Butzow,Vorpommern-Greifswald,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Karl Heinz L.,,,17392,Butzow,53.83628,13.64637,,59 Jahre,1,,,,Butzow,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00%;6\x02\xf1J+@B&\x199\x0b\xebJ@%;6\x02\xf1J+@B&\x199\x0b\xebJ@|\x01\x00\x00\x00%;6\x02\xf1J+@B&\x199\x0b\xebJ@\xfe' 15882,"In der Nacht auf den 23. Oktober 2014 verstarb der in einer städtischen Unterkunft in Limburg (Hessen) wohnende Charles Werabe aus Ruanda aufgrund schwerer innerer Verletzungen. Zuvor kam es offenbar zu einem Streit mit drei Männern, infolge dessen das Opfer angegriffen wurde und „durch massive Schläge und Tritte“ zu Tode kam. Die drei Verdächtigen (zwei 43-Jährige und ein 22-Jähriger) waren kurz nach dem Gewaltverbrechen verhaftet worden. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet „Mord aus niedrigen Beweggründen, nämlich Fremdenfeindlichkeit“. Ein 43-jähriger Angeklagter wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er entging einer lebenslangen Haftstrafe nur deshalb, weil er bei der Tat betrunken und daher nicht voll schuldfähig war. Sein 22-jähriger Mittäter wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und in eine Entziehungsklinik eingewiesen. Ein dritter mutmaßlicher Schläger hatte sich im Gefängnis das Leben genommen. Bei der Urteilsverkündung meinte die Richterin, dass die Angeklagten zwar zu keiner rechtsextremen Gruppe gehört hätten. Sie hätten aber ständig rassistische Parolen fallen lassen und damit geprahlt, Ausländer geschlagen zu haben. Weil sie selbst in der Gesellschaft weit unten standen, suchten sie sich laut Richterin ein vermeintlich noch tieferstehendes Opfer. Der gewaltsame Tod des 55-Jährigen hatte große Aufmerksamkeit erregt. Unter dem Motto „Rassismus tötet“ hatten mehrere Hundert Menschen in Limburg demonstriert und eine umfassende Aufklärung der Todesumstände verlangt.",2014-10-23 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/charles-werabe-staatlich-anerkannt/,aas-trg-post-38909,Limburg an der Lahn,Limburg-Weilburg,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Charles Werabe,,,65549,Limburg,50.38771,8.06286,,55 Jahre,1,,,,Limburg,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x00t\x98// @\x84*5{\xa01I@\x00t\x98// @\x84*5{\xa01I@|\x01\x00\x00\x00\x00t\x98// @\x84*5{\xa01I@\xfe' 15885,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/chousein-daitzik/,aas-trg-post-48723,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Chousein Daitzik,,,80331,München,48.13641,11.57754,,17 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15886,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/selcuk-kilic/,aas-trg-post-48735,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Selçuk Kılıç,,,80331,München,48.13641,11.57754,,15 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15887,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/48709/,aas-trg-post-48709,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Sabina Sulaj,,,80331,München,48.13641,11.57754,,14 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15888,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/armela-sehashi/,aas-trg-post-48705,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Armela Segashi,,,80331,München,48.13641,11.57754,,14 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15889,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/giuliano-josef-kollmann/,aas-trg-post-48715,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Giuliano Josef Kollmann,,,80331,München,48.13641,11.57754,,19 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15890,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/can-leyla/,aas-trg-post-48727,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Can Leyla,,,80331,München,48.13641,11.57754,,14 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15891,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sevda-dag/,aas-trg-post-48719,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Sevda Dağ,,,80331,München,48.13641,11.57754,,45 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15892,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/janos-roberto-rafael/,aas-trg-post-48731,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Janos Roberto Rafael,,,80331,München,48.13641,11.57754,,15 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15893,"Bei einem rassistischen Anschlag in München tötete der 18-jährige Schüler David S. am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Stadtbezirk Moosach neun Menschen: Dijamant Zabërgja (20 Jahre), Armela Segashi (14 Jahre), Sabina Sulaj (14 Jahre), Giuliano Josef Kollmann (19 Jahre), Sevda Dağ (45 Jahre), Chousein Daitzik (17 Jahre), Can Leyla (14 Jahre), Janos Roberto Rafael (15 Jahre) und Selçuk Kılıç (15 Jahre). Vier weiteren brachte er Schussverletzungen bei. Mindestens 32 Personen verletzten sich auf der Flucht oder bei Paniken, die in der Münchner Innenstadt ausbrachen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Gut zweieinhalb Stunden nach Beginn des Amoklaufs stellte eine Polizeistreife den Täter in der Nähe des Einkaufszentrums, woraufhin dieser sich erschoss. Der Täter David S. sei ein Rassist mit rechtsextremistischem Weltbild, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Er habe es als „Auszeichnung“ verstanden, dass sein Geburtstag, der 20. April 1998, auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel. Auch sei S., der aus einer iranischen Familie stammt, stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher „Arier“ zu sein. Die Ermittler gingen daher auch der Hypothese nach, ob S. bei seiner Tat gezielt Menschen mit ausländischer Herkunft getötet hat. Alle seine neun Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Das Landesamt für Verfassungsschutz Bayern stufte die Tat zuerst offiziell als Amoklauf aufgrund persönlicher psychischer Probleme des Täters und nicht als Anschlag ein. Die Sozialwissenschaftler Christoph Kopke, Matthias Quent und Florian Hartleb waren von der Fachstelle für Demokratie der Stadt München damit beauftragt, den rechtsextremen Hintergrund von David S. aufzuklären – und widersprachen der Einschätzung der Behörden. Alle drei Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass die Tat als politisch rechts motiviert zu werten sei. Matthias Quent merkt an, dass David S. zwar keine „klassische“ Radikalisierungsbiographie (z.B. Aktivität in rechtsextremen Netzwerken) habe, allerdings schließen sich persönliche und politische Motive nicht automatisch aus. Für Quent werden durch den Verweis auf die möglichen negativen Erfahrungen des Täters mit türkisch- oder albanischstämmigen Mitschülern, die Opfer geradezu für die Tat mitverantwortlich gemacht. „Die Ermordeten tragen keinerlei Schuld an den Mobbingerfahrungen des Täters“, schreibt Quent. Die Behörden sollten die zerstörerische Wirkung von Rassismus verurteilen, anstatt sie durch den Verweis auf Ursachen im Sinne des Täters zu rechtfertigen. Im Herbst 2019, fast drei Jahre nach dem Anschlag, änderte das Bayerische Landeskriminalamt seine Einschätzung noch einmal und stuft die Tat abschließend als politisch motivierte, rechtsextreme Tat ein.",2016-07-22 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/dijamant-zabergja-armela-sehashi-sabina-sulaj-giuliano-josef-kollmann-sevda-dag-chousein-daitzik-can-leyla-janos-roberto-rafael-und-selcuk-kilic/,aas-trg-post-42001,München,München (Stadt),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Dijamant Zabërgja,,,80331,München,48.13641,11.57754,,20 Jahre,1,,,,München,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@|\x01\x00\x00\x00\x81C\xa8R\xb3''@vl\x04\xe2u\x11H@\xfe""" 15895,"Bei einer Durchsuchungsaktion am 19. Oktober im mittelfränkischen Georgensgmünd eröffnete ein sogenannter „Reichsbürger“ das Feuer auf Polizisten. Der Schütze besaß 31 Lang- und Kurzwaffen. Da ihn die Behörden als nicht mehr zuverlässig eingestuft hatten, sollten ihm seine Waffen entzogen werden. Vier SEK-Beamte wurden bei dem Feuergefecht verletzt, einer von ihnen (Daniel Ernst) schwer. Nachdem die Polizei noch fälschlicherweise seinen Tod am selben Abend vermeldet hatte, bestätigte der Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, dass Daniel Ernst am frühen Morgen des 20. Oktobers aufgrund seiner schweren Schussverletzungen verstarb. „Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik nicht an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sie sprechen dem Grundgesetz, Behörden und Gerichten die Legitimität ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. Etliche Akteure sind nach Einschätzung von Verfassungsschützern auch in der rechtsextremen Szene aktiv.",2016-10-20 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/daniel-ernst-32-jahre/,aas-trg-post-38911,Georgensgmünd,Roth,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Daniel Ernst,,,91166,Georgensgmünd,49.18711,11.01646,,32 Jahre,1,,,,Georgensgmünd,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00cb\xf3qm\x08&@\x95`q8\xf3\x97H@cb\xf3qm\x08&@\x95`q8\xf3\x97H@|\x01\x00\x00\x00cb\xf3qm\x08&@\x95`q8\xf3\x97H@\xfe' 15896,"Am 01. März 2017 wurde ein Brand in einem Mehrfamilienhaus in der sächsischen Kleinstadt Döbeln gelegt. Die 85-jährige Ruth K. starb an den Folgen einer Rauchgasvergiftung und wurde damit Opfer eines Brandanschlags, der eigentlich nicht ihr galt. Die Polizei ermittelte, dass der Brand von einer Nachbarin gelegt wurde, die einem im Haus lebenden Asylbewerber schaden wollte. Es war nicht der erste Fall von Brandstiftung in dem Wohnhaus: Bereits im März 2016, eine Woche nachdem der besagte Asylbewerber Mehdi G. in das Haus einzog, wurde ein Feuer im Keller gelegt. Drei weitere Brandstiftungen folgten, erst nach der letzten konnte die Täterin ermittelt werden: die 70-jährige Gisela B., die selbst in dem Haus wohnte. Die Täterin heizte nach den Bränden die Stimmung gegen Mehdi G. auf, machte ihn für die eigens gelegten Feuer verantwortlich, gab der Polizei falsche Hinweise und erstattete eine Vielzahl an Anzeigen. Nachdem sich die Hinweise der Polizei auf eine Täterschaft von Gisela B. selbst verdichteten, musste sie wegen mehrfacher schwerer Brandstiftung, Brandstiftung mit Todesfolge und Vortäuschung von Straftaten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft identifizierte „Ausländerhass“ als Motiv für die Tat, das Gericht kam darin überein, dass der Einzug von Mehdi G. in das Wohnhaus tatauslösend war. Gisela B. wurde zu neun Jahren Haft wegen versuchter schwerer Brandstiftung mit Todesfolge sowie schwerer Brandstiftung mit gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Die Verteidigung hat Revision gegen das Urteil eingelegt. Auch wenn Ruth K. nicht Ziel des Angriffes war, so wurde sie dennoch Opfer einer rechten Gewalttat. Obwohl die Staatsanwaltschaft Rassismus als Tatmotiv und das Gericht den Einzug des Asylbewerbers als tatauslösend identifizierten, wertet das sächsische Landeskriminalamt den Fall als normale Brandstiftung. Damit taucht er nicht in der offiziellen Statistik politisch motivierter Kriminalität auf. Weitere Quellen: Leipziger Volkszeitung Mitteldeutscher Rundfunk",2017-03-01 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ruth-k/,aas-trg-post-43691,Döbeln,Mittelsachsen,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Ruth K.,,,04720,Döbeln,51.11899,13.11812,,85 Jahre,1,,,,Döbeln,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xcd\x01\x829z<*@\x88Fw\x10;\x8fI@\xcd\x01\x829z<*@\x88Fw\x10;\x8fI@|\x01\x00\x00\x00\xcd\x01\x829z<*@\x88Fw\x10;\x8fI@\xfe' 15898,"Am Abend des 17. April 2018 wurde der 27-jährige Christopher W. brutal ermordet. Die Polizei fand seinen Leichnam in einem ehemaligen Güterbahnhof in Aue (Sachsen). Getrieben vom Hass auf Homosexuelle haben die drei Täter ihr Opfer erst gedemütigt, dann gefoltert und ermordet. Täter und Opfer kannten sich Christopher W. galt als aufgeweckt und fröhlich. Er machte eine Ausbildung zum Koch. Viel über sein Leben ist nicht in Erfahrung zu bringen: Seine Eltern sind verstorben, seine Stiefmutter möchte nicht über ihn oder die Ereignisse sprechen. Christopher W. kannte die drei Täter, sie lebten im selben Haus, feierten und tranken sogar zusammen. Die Täter behandelten ihn jedoch Zeug*innenaussagen zufolge wie einen “Sklaven”, schickten ihn zum Klauen, sahen in ihm einen “Opfertytpen”, bezeichneten ihn als “schwach”. Auch homofeindlichen Beleidigungen, Morddrohungen und Körperverletzungen durch die Täter fiel Christopher W. schon vor der Tat wiederholt zu Opfer. Am Abend seines Todes trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: “Do you think i am too crazy? You will miss me, when I`m gone”. Homofeindlicher Gewaltexzess Am 17. April 2018 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Christopher W. und den drei männlichen Tätern, die 22, 22 und 26 Jahre alt waren. Im Zuge der Auseinandersetzung zerrten die Täter das Opfer in das alte Bahnhofsgebäude und prügelten auf ihn ein. Die Täter steigerten sich in einen Gewaltrausch, stießen ihr Opfer in einer Grube und malträtierten Christopher W. bis zu Unkenntlichkeit. Nach der Tat bedeckten die Täter die Grube mit einer Tür und gingen in eine Kneipe, um Fußball zu schauen. Bekannte, die einen der Täter am späteren Abend in seiner Wohnung besuchten, wurden mit einem Hitlergruß begrüßt – am nächsten Tag prahlt einer der Täter mit der Tat. Anerkennung der politischen Tatmotivation durch das LKA Die drei Täter waren der Polizei bereits wegen rechtsextremer Delikte bekannt. Das LKA und das BKA ordneten die Tat als PMK-rechts (Politisch motivierte Kriminalität rechts) ein. Im Plädoyer der Staatsanwaltschaft und im Urteil durch das Chemnitzer Landgericht fand ein solches Motiv jedoch keine Erwähnung. Das Gericht sprach zwar von einer menschenverachtenden Tat, das Tatmerkmal niederer Beweggründe wurde jedoch nicht anerkannt – es hätte zu einer Verurteilung wegen gemeinschaftlichen Mordes führen können. Stattdessen wurden die Täter wegen Totschlags zu 11 bis 14 Jahren Haft verurteilt. Ein Jahr nach der Ermordung von Christopher W. rief die Initiative „Wasteland“ zum Gedenken an ihn und weiteren n rechter Gewalt in Sachsen auf.",2018-04-17 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/christopher-w/,aas-trg-post-43783,Aue-Bad Schlema,Erzgebirgskreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Christopher W.,,,08280,Aue,50.58923,12.69655,,27 Jahre,1,,,,Aue,Deutschland,,Aue,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xbf\x0e\x9c3\xa2d)@:\xe9}\xe3kKI@\xbf\x0e\x9c3\xa2d)@:\xe9}\xe3kKI@|\x01\x00\x00\x00\xbf\x0e\x9c3\xa2d)@:\xe9}\xe3kKI@\xfe' 15900,"Am 02. Juni 2019 wurde Walter Lübcke auf der Terrasse seines Hauses durch einen Kopfschuss ermordet. Der Kasseler Regierungspräsident war 2015 Ziel einer rechtsextremen Hasskampagne geworden, die seither immer wieder neu angefacht wurde. In seiner Amtsfunktion war Lübcke auch für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig, im hessischen Lohfelden sollte 2015 eine Erstaufnahmeeinrichtung eröffnet werden. Walter Lübcke sprach zu diesem Vorhaben auf einer Informationsveranstaltung, wobei er mehrfach durch Unmutsäußerungen gestört wurde. Schilderungen zufolge war die Stimmung aggressiv. Daraufhin sagte Walter Lübcke jene Sätze, für die er noch Jahre später bedroht wurde: „Wenn wir vermitteln wollen, dass es sich lohnt, in unserem Land zu leben, dann muss man auch für Werte eintreten. Wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen.“ Nachdem ein Mitschnitt der Veranstaltung auf Videoplattformen im Internet veröffentlicht wird, wurde Walter Lübcke in sozialen Netzwerken beschimpft und bedroht. Der Hass ging so weit, dass im rechtsextremen Blog „PI-News“ in Kommentaren seine Privatadresse mit der Aufforderung veröffentlicht wurde, jemand solle „sich kümmern“. Diese Form der Drohung wird in der rechtsextremen Szene schon lange praktiziert, allerdings waren bisher keine Fälle bekannt, die tödlich endeten. Ein solches Szenario scheint beim Mord an Walter Lübcke Realität geworden zu sein: Der Hauptverdächtige Stephan E. legte ein Geständnis ab. Laut eigener Aussage sei E. 2015 selbst bei der Informationsveranstaltung gewesen, Lübcke‘s Äußerungen hätten ihn dann „die ganze Zeit“ beschäftigt. Schon unmittelbar nach seiner Verhaftung berichteten Medien über Stephan E.s Vernetzung in der rechtsextremen Szene. Aus diesem Grund wurde der Mord als politisches Attentat eingestuft, die Generalbundesanwaltschaft übernahm den Fall. E. ist mehrfach vorbestraft, vor allem wegen Körperverletzung, oft mit rassistischem Tatmotiv. Als 20-Jähriger wurde er für einen versuchten Anschlag auf eine Unterkunft für Geflüchtete verurteilt, die von ihm deponierte Rohrbombe konnte nur knapp entschärft werden. Inwiefern E. bis zuletzt in der rechtsextremen Szene vernetzt war, wird derzeit untersucht. Unter anderem war er in der NPD aktiv, bis 2011 sei er Mitglied in der rechtsextremen „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft“ gewesen. Sein Name tauchte auch in Dokumenten im NSU-Untersuchungsausschuss in Hessen auf. Sicherheitsbehörden gaben hingegen an, Stephan E. nicht mehr als potentiellen rechtsextremen Gewalttäter in Verdacht gehabt zu haben, da er seit 2009 nicht mehr auffällig gewesen sei. Im Fokus der Ermittlungen (Stand: Juli 2019) steht auch die Frage, ob Stephan E. die Tat alleine geplant und begangen hat. In seinem Geständnis, das er später zurück nahm, gab E. u.a. an, wie er zur Tatwaffe gekommen ist. Die Erklärung hat zu den Festnahmen von Markus H. und Elmar J. geführt, die ihm bei der Waffenbeschaffung halfen und dies angeblich im Wissen um seine rechtsextreme Gesinnung taten. Außerdem gibt es nach Augenzeugenberichten Hinweise auf weitere Mitwisser*innen oder sogar Unterstützer*innen der Tat.",2019-06-02 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/walter-luebcke/,aas-trg-post-49077,Wolfhagen,Kassel (Landkreis),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Walter Lübcke,,,34466,Wolfhagen-Istha,51.30421,9.23027,,65 Jahre,1,,,,Wolfhagen-Istha,Deutschland,,Istha,,,"b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xf6\x7f\x0e\xf3\xe5u""@\xde\x8epZ\xf0\xa6I@\xf6\x7f\x0e\xf3\xe5u""@\xde\x8epZ\xf0\xa6I@|\x01\x00\x00\x00\xf6\x7f\x0e\xf3\xe5u""@\xde\x8epZ\xf0\xa6I@\xfe'" 15901,"Am Mittag des 9. Oktober 2019 versuchte der Rechtsterrorist Stephan B. mit Sprengsätzen und Schusswaffen in eine Synagoge im Paulusviertel in Halle (Saale) einzudringen. Sein Ziel war es, am höchsten jüdischen Festtag, dem Jom Kippur, einen antisemitischen Massenmord zu begehen – in der Synagoge hielten sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Menschen auf. Max Privorozki, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, berichtete, dass sich die Menschen in der Synagoge mit Möbeln verbarrikadierten, um den Täter am Eindringen zu hindern. Während der Täter versuchte, Sprengsätze an der Synagoge zu deponieren, wurde er von einer zufällig vorbeikommenden Passantin auf sein Verhalten angesprochen. Er erschoss die 40-Jährige Jana L. daraufhin rücksichtslos mit einer vollautomatischen Schusswaffe. Sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen. Die Tür der Synagoge gab auch nach mehreren Schüssen nicht nach, woraufhin der Täter zu einem nahegelegenen Döner-Imbiss fuhr. Mit der Absicht, Migrant*innen umzubringen, schießt er in dem Laden um sich – und ermordete den 20-Jährigen Kevin S. Bei der darauffolgenden Flucht verletzte der 27-Jährige Täter zwei weitere Menschen schwer, bevor er von den Einsatzkräften überwältigt und verhaftet werden konnte. Wie bei den Anschlägen von Christchurch, Poway und El Paso filmte auch Stephan B. die gesamte Tat mit einer Helmkamera und stellte das Video live ins Internet. Dieses gibt, gemeinsam mit einem online veröffentlichten ‚Manifest‘, Aufschluss über die zutiefst menschenverachtende Ideologie, die den Täter zu dem Anschlag motivierte – und offenbart die Verstrickung von Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus im rechtsextremen Weltbild. Als Teil einer rechtsextremen Subkultur, die sich in Onlineforen und auf Plattformen für Gamer radikalisiert und vernetzt, richtete der Täter sich mit seinen teilweise englischsprachigen Botschaften an ein globales Publikum und erhoffte sich Anerkennung für seine grausame Tat. Diese neue, virtuelle Art des Rechtsterrorismus weist starke Bezüge zum Gaming auf: So sprach der Täter während des Anschlags von „achievements“ (engl. Erfolgen), also in Computerspielen üblichen Aufgaben, die der Vergleichbarkeit mit anderen Spieler*innen dienen. Der ‚Gipfel‘ dieser digitalen Glorifizierung von realen Morden und Hass ist die Vergabe von Highscores für die ‚erfolgreichsten‘ rechtsextremen Anschläge – gemessen an der Zahl der Todesopfer. Stephan B. gestand die Tat kurze Zeit nach seiner Verhaftung und bestätigte das antisemitische, rechtsextreme Motiv. Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem zweifachen Mord und versuchten Mord in neun Fällen vor.",2019-10-09 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/jana-l/,aas-trg-post-50735,Halle (Saale),Halle (Saale),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Jana L.,,,06108,Halle,51.4822,11.97494,,40 Jahre,1,,,,Halle,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@|\x01\x00\x00\x00\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@\xfe""" 15902,"Am Mittag des 9. Oktober 2019 versuchte der Rechtsterrorist Stephan B. mit Sprengsätzen und Schusswaffen in eine Synagoge im Paulusviertel in Halle (Saale) einzudringen. Sein Ziel war es, am höchsten jüdischen Festtag, dem Jom Kippur, einen antisemitischen Massenmord zu begehen – in der Synagoge hielten sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 50 Menschen auf. Max Privorozki, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, berichtete, dass sich die Menschen in der Synagoge mit Möbeln verbarrikadierten, um den Täter am Eindringen zu hindern. Während der Täter versuchte, Sprengsätze an der Synagoge zu deponieren, wurde er von einer zufällig vorbeikommenden Passantin auf sein Verhalten angesprochen. Er erschoss die 40-Jährige Jana L. daraufhin rücksichtslos mit einer vollautomatischen Schusswaffe. Sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen. Die Tür der Synagoge gab auch nach mehreren Schüssen nicht nach, woraufhin der Täter zu einem nahegelegenen Döner-Imbiss fuhr. Mit der Absicht, Migrant*innen umzubringen, schießt er in dem Laden um sich – und ermordete den 20-Jährigen Kevin S. Bei der darauffolgenden Flucht verletzte der 27-Jährige Täter zwei weitere Menschen schwer, bevor er von den Einsatzkräften überwältigt und verhaftet werden konnte. Wie bei den Anschlägen von Christchurch, Poway und El Paso filmte auch Stephan B. die gesamte Tat mit einer Helmkamera und stellte das Video live ins Internet. Dieses gibt, gemeinsam mit einem online veröffentlichten ‚Manifest‘, Aufschluss über die zutiefst menschenverachtende Ideologie, die den Täter zu dem Anschlag motivierte – und offenbart die Verstrickung von Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus im rechtsextremen Weltbild. Als Teil einer rechtsextremen Subkultur, die sich in Onlineforen und auf Plattformen für Gamer radikalisiert und vernetzt, richtete der Täter sich mit seinen teilweise englischsprachigen Botschaften an ein globales Publikum und erhoffte sich Anerkennung für seine grausame Tat. Diese neue, virtuelle Art des Rechtsterrorismus weist starke Bezüge zum Gaming auf: So sprach der Täter während des Anschlags von „achievements“ (engl. Erfolgen), also in Computerspielen üblichen Aufgaben, die der Vergleichbarkeit mit anderen Spieler*innen dienen. Der ‚Gipfel‘ dieser digitalen Glorifizierung von realen Morden und Hass ist die Vergabe von Highscores für die ‚erfolgreichsten‘ rechtsextremen Anschläge – gemessen an der Zahl der Todesopfer. Stephan B. gestand die Tat kurze Zeit nach seiner Verhaftung und bestätigte das antisemitische, rechtsextreme Motiv. Die Generalbundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem zweifachen Mord und versuchten Mord in neun Fällen vor.",2019-10-09 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kevin-s/,aas-trg-post-50737,Halle (Saale),Halle (Saale),"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Kevin S.,,,06108,Halle,51.4822,11.97494,,20 Jahre,1,,,,Halle,Deutschland,,,,,"b""\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@|\x01\x00\x00\x00\xde\x1f\xefU+\xf3'@\xcb\x10\xc7\xba\xb8\xbdI@\xfe""" 15903,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete ein Rechtsterrorist am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor. ",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/goekhan-gueltekin/,aas-trg-post-54737,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Gökhan Gültekin,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,37 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15904,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/sedat-guerbuez/,aas-trg-post-54741,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Sedat Gürbüz,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,29 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15905,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/said-nesar-hashemi/,aas-trg-post-54751,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Said Nesar Hashemi,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,21 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15906,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/mercedes-k/,aas-trg-post-54757,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Mercedes Kierpacz,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,35 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15907,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/hamza-kurtovic/,aas-trg-post-54761,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Hamza Kurtović,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,22 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15908,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/vili-viorel-paun/,aas-trg-post-54765,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Vili Viorel Păun,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,22 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15909,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/fatih-saracoglu/,aas-trg-post-54769,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Fatih Saraçoğlu,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,34 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15910,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/ferhat-unvar/,aas-trg-post-54773,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Ferhat Unvar,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,22 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe' 15911,"Am Abend des 19. Februar 2020 verübte ein Rechtsterrorist einen rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Gegen 22 Uhr eröffnete der Rechtsextreme am Hanauer Heumarkt Feuer aus zwei Schusswaffen. In der Bar „La Votre” erschoss er den Mitarbeiter Kaloyan Velkov. Im Anschluss begegnete er Fatih Saraçoğlu auf der Straße und erschoss auch ihn. In der Shishabar „Midnight” ermordete er den Eigentümer Sedat Gürbüz. Im Anschluss floh der Täter vom Tatort und fuhr in den Stadtteil Kesselstadt. Dort erschoss er auf einem Parkplatz Vili-Viorel Păun in dessen Auto. Im Anschluss stürmte er zum Lokal “Arena Bar & Café” und dem angeschlossenen Kiosk. Dort tötete er Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar. In der Bar schoss der Täter auf mehrere junge Männer, Said Nesar Hashemi starb noch am Tatort. Hamza Kurtović wurde schwer verletzt und starb im Krankenhaus. Weitere wurden verletzt, einer davon schwer. Pamphlet offenbart rechtsextremes und verschwörungstheoretisches Weltbild Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. Ihr zufolge „liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor“. Grundlage für diese Einordnung ist unter anderem ein „Skript“, das der 42-jährige Täter im Internet veröffentlichte. Darin vermischen sich antisemitische, verschwörungsideologische Ideen mit rassistischen Vernichtungsfantasien. Das 24-seitige Dokument drückt den Hass des Täters auf Muslim*innen und seine sozialdarwinistischen Rassevorstellungen aus. #saytheirnames Der Anschlag von Hanau hat bundesweit Entsetzen, Trauer und Solidarität hervorgerufen. Etwa 6.000 Menschen folgten dem Aufruf „Solidarität statt Spaltung“ und demonstrierten am Samstag nach der Tat in Hanau gegen Rassismus und Menschenverachtung. In vielen weiteren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Demonstrationen. Die Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt, sondern wegen ihrer realen oder vermeintlichen Migrationsgeschichte. Hinter den Namen stehen individuelle Schicksale, Geschichten und Biografien. Unter dem Motto #saytheirnames wird eine Erinnerung an die grausame Tat gefordert, die die Opfer als Menschen sichtbar macht, statt den Täter in den Vordergrund zu rücken. Gökhan Gültekin stammte aus einer kurdischen Familie und war 37 Jahre, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. In Kesselstadt wurde er der „bunte Hund“ genannt. Sein Vater sagte, er sei „der Besonnene und Fleißige in der Familie gewesen“. Gökhan Gültekin war gelernter Maurer. Abends arbeitete er nebenberuflich in einem Café-Kiosk. Er war ein hilfsbereiter Familienmensch und immer da, wenn er gebraucht wurde. Sein Bruder Çetin Gültekin sagte über ihn: „Mein Bruder hat unsere Familie zusammengehalten. Es müsste mir peinlich sein, er war acht Jahre jünger als ich, aber er hat sich um alles gekümmert, er war unser Optimist“. Sedat Gürbüz war 29 Jahre alt, als er von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Er lebte bei seinen Eltern in Dietzenbach, wo er auch aufgewachsen ist und viele Jahre im Verein Fußball spielte. Er war Besitzer der Bar “Midnight”, mit der er sich einen lange ersehnten Traum erfüllt hat. Sedat war überall beliebt. Die Dietzenbacher haben mir immer gesagt: „Du hast so einen guten Sohn, er hat immer ein Lachen im Gesicht“, erzählt sein Vater Selahattin Gübüz. „Er hatte Träume. Er hatte Pläne. Seine Freundin kommt uns jede Woche besuchen, seit Sedat tot ist. Sie wollten heiraten und eine Familie gründen“, berichtet seine Mutter Emis Gürbüz Said Nesar Hashemi, 21 Jahre alt, war gelernter Maschinen- und Anlagenführer. Im nächsten Jahr wollte er seine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker abschließen. „Hanau ist unsere Heimat. Auch mein Bruder hat diese Stadt geliebt”, sagt seine Schwester Saida Hashemi. Das Kennzeichen seines Autos endete auf 454 – Ziffern der Kesselstädter Postleitzahl. Als friedlichen, hilfsbereiten und herzlichen Menschen beschreiben ihn seine Verwandten und Freunde. Er „hatte immer ein offenes Ohr“ und lächelte viel, wie auf den Fotos zu sehen ist. „Wenn sich zwei stritten, ging er dazwischen und schlichtete“, blickt sein Bruder Said Etris Hashemi zurück. Am 19.02.2020 wurde er beim rassistischen Anschlag in Hanau ermordet. Die 35-jährige Romni Mercedes Kierpacz war Mutter zweier Kinder. „Sie war sehr offen und sympathisch. Man hat sich in ihrer Nähe sofort wohlgefühlt“, sagte ihre Freundin Jade M. Kierpacz arbeitete im Kiosk neben der Arena Bar, am Abend des 19. Februar wollte sie dort aber nur etwas kaufen, als der Täter von Hanau sie ermordete. Ihr Vater Filip Goman beschreibt sie als fürsorglichen Menschen: „Sie hat sich immer um alle gekümmert, sie wollte immer wissen, wer was macht, wo wer ist, warum jemand nicht zum Essen kam. Sie hat auch gern die Musik laut gedreht und getanzt. Allein, für sich, einfach so. So jemand will nicht sterben.“ Hamza Kurtović hatte seine Berufsausbildung als Fachlagerist im Juni 2019 abgeschlossen. Drei Wochen vor seiner Ermordung begann der 22-Jährige einen neuen Job, mit dem er überglücklich war. Bis zur Rente wolle er dort arbeiten, sagte er zu seinen Eltern. Kurtović verbrachte gern Zeit mit Freund*innen. Im Sommer vor dem Attentat hatte er seine Flugangst überwunden und schmiedete mit seinen Freund*innen Pläne für große Reisen.“Mein Bruder hat uns immer zum Lachen gebracht, war hilfsbereit und einfühlsam. Ihm war wichtig, dass es uns, seinen Liebsten, gut geht. Aber auch Menschen die er nicht kannte, waren ihm wichtig, so hat er sein erstes Azubigehalt für Menschen in Not gespendet”, erzählt seine Schwester Ajla Kurtović über ihn. Seine Familie stammt aus dem bosnischen Prijeder. Vili-Viorel Păun wurde 22 Jahre alt. Als 16-Jähriger kam er von Rumänien nach Deutschland, da seine Mutter krank war und sich dort behandeln lassen wollte. Seine Familie kam für ihn an erster Stelle. Um sie zu unterstützen, stellte er seine Ausbildung als Fliesenleger zurück und arbeitete als Paketzusteller. Seine Eltern beschreiben ihn als fröhlichen, hilfsbereiten und fleißigen Menschen. Seine Mutter Iulia Păun erzählt über ihn: „Vili konnte viele Sprachen, Italienisch, Französisch, Spanisch. Er wollte eigentlich studieren“. Vili-Viorel war ihr einziges Kind. Er wurde am 19.02.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet. Fatih Saraçoğlu wurde im türkischen Iskilip geboren. Er zog von Regensburg nach Hanau, um sich selbstständig zu machen. Sein Vater beschreibt ihn mit den Worten: „Er war meine größte Hilfe.“ Fatih Saraçoğlu besuchte ihn regelmäßig in Regensburg, half bei Behördengängen, übersetzte für ihn. Saraçoğlu war 34 Jahre alt, als er am 19.2.2020 von einem Rassisten in Hanau ermordet wurde. Sein Bruder sagt über ihn: „Er war jemand, der viele Ideen hatte, der viel wollte. Er hat mich auch immer angetrieben, hat mich gefragt, was ich aus meinem Leben machen will. Aber Fatih wusste auch, wie man das Leben genießt. Wir sind gern zusammen trainieren gegangen, dann in die Sauna und hinterher gut Essen, Steak und so was.“ Ferhat Unvar hatte gerade seine Lehre als Heizungs- und Gasinstallateur abgeschlossen und war dabei, eine eigene Firma zu gründen, als ein Rassist ihn in der Hanauer Kesselstadt ermordete. Ferhat Unvar wurde 22 Jahre alt. Er stand auf Techno und Hip-Hop, traf sich oft mit Freund*innen in der Arena Bar. Und er hatte viele Pläne und Träume, wie seine Familie berichtet. Seine Mutter Serpil Temiz Unvar erzählt über ihren Sohn: „In der Schule mochte Ferhat Mathematik. Zu Hause hat er sehr viel gelesen. Er hat sich für die Welt interessiert, für Menschen. Wenn er schon alle Bücher gelesen hatte, die wir zu Hause hatten, hat er auch noch im Lexikon geblättert. So einer war er.“ Er hatte kurdische Wurzeln. Der 33-jährige Kaloyan Velkov lebte erst seit zwei Jahren in Deutschland. Er war Wirt der Bar La Vorte neben der Shishabar Midnight und wollte seine Familie in Bulgarien durch seine Arbeit finanziell unterstützen. Der 33-Jährige war orthodoxen Glaubens und wohnte in Erlensee. Er hinterlässt seine Frau Harieta und den gemeinsamen achtjährigen Sohn. Seine Cousine Vaska Zlateva erinnert sich an ihn als glücklichen Menschen, der gerne in Deutschland gelebt hat: „Kaloyan hat immer alle gegrüßt, hat mit den Leuten gelacht. Er wollte hier bleiben, er wollte gut Deutsch lernen, vielleicht irgendwann den Job wechseln und mehr Geld verdienen. Sich selbstständig machen.“ Initiativen von Betroffenen Wenige Tage nach der Tat, am 6. März 2020, gründeten Angehörige der Todesopfer, Überlebende und Unterstützter*innen die  Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisierte die Initiative Mahnwachen und Kundgebungen gegen das Vergessen an die Todesopfer und fordert Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Anfang Mai 2020 eröffnete die Initiative einen ‚Raum gegen das Vergessen‘ in Hanau für die Betroffenen, Überlebenden und solidarische Personen als Begegnungs- und Beratungszentrum. Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar nahm am 14. November 2020 ihre Arbeit auf. Sie wurde initiiert und mitgegründet von Serpil Temiz, der Mutter von Ferhar Unvar. Sie möchte damit vor allem antirassistische Bildung und Empowerment leisten und bietet dazu ein breites Angebot an. Kritik an Behörden vor, während und nach der Tat Seit der Tat wird immer wieder Kritik an staatlichen Behörden formuliert. So wurde bekannt, dass sehr wahrscheinlich derselbe Täter bereits im Jahr 2018 in Hanau-Kesselstadt Jugendliche rassistisch beleidigt und mit einem Sturmgewehr bedroht hat. Statt den flüchtigen Täter zu suchen, versuchten die Beamt*innen damals den Anrufer des Notrufs auszumachen, da dieser den Einsatz zu zahlen habe. Während der Tat riefen viele Zeug*innen den Polizeinotruf an, erreichten aber niemanden. Wie im Januar 2021 Recherchen offenbarten, konnten zum Zeitpunkt der Tat die Notrufe nur an zwei Apparaten entgegengenommen werden. Doch anscheinend waren nicht einmal diese beiden durchgängig besetzt und eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet. So wurden viele Hinweise nicht gehört, die womöglich zur Verhinderung der Morde am zweiten Tatort beitragen hätten können. Am zweiten Tatort, der Arena-Bar, war zum Tatzeitpunkt der Notausgang verschlossen. Die Gäste saßen in der Falle und konnten also nicht vor dem Attentäter fliehen. Im Dezember 2020 stellten Angehörige frustriert Strafanzeige gegen Unbekannt. Erst seitdem ist der verschlossene Notausgang Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fast ein Jahr nach dem rassistischen Terroranschlag veröffentliche die Initiative 19. Februar Hanau am 14. Februar 2021 ein Video mit einer Anklage. Dabei tragen Angehörige der Todesopfer und Überlebende detailliert bisherige Recherchen zur „Kette des Versagens“ vor.",2020-02-19 00:00:00.000000,https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/todesopfer-rechter-gewalt/kaloyan-velkov/,aas-trg-post-54777,Hanau,Main-Kinzig-Kreis,"Todesopfer rechter Gewalt, Amadeu Antonio Stiftung",Kaloyan Velkov,,,63450,Hanau,50.13541,8.91644,,33 Jahre,1,,,,Hanau,Deutschland,,,,,b'\x00\x01\xe6\x10\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@|\x01\x00\x00\x00\x13~\xa9\x9f7\xd5!@\x93\xc6h\x1dU\x11I@\xfe'